Julia Mayer Marathon Rekord Valencia
Julia Mayer knapp vor dem Ziel in Valencia, wo sie als erste Österreicherin unter 2:30 Stunden blieb und ihren Rekord um fast vier Minuten auf 2:26:43 verbesserte.
Florian Kurrasch

Das nennt man einen Meilenstein. Julia Mayer hat ihn in Valencia gesetzt, wo sie ihren österreichischen Marathonrekord um 3:59 Minuten auf 2:26:43 Stunden verbesserte. Die 30-jährige Niederösterreicherin unterbot am Sonntag als 37. quasi nebenbei und um sieben Sekunden auch das Olympia-Limit für die Spiele 2024 in Paris. Ihre Steigerung seit dem Vienna City Marathon führt sie auf "extrem hartes Training", einen guten Pacemaker und die Strecke zurück.

Valencia sei "deutlich schneller" als Wien, weil "flacher", sagt sie. Zudem würde in Valencia niemand auf die Idee kommen, Straßenbahngleise über die populärste Laufstrecke zu legen. Genau das soll in Wien auf der Prater-Hauptallee passieren. Für Läufer und Läuferinnen sei das "nicht lustig", sagt Mayer.

STANDARD: Sieht man sich Ihre Kilometerzeiten an, war Valencia ein Marathon wie aus dem Lehrbuch. Verhalten begonnen, dann zugelegt. 1:13:53 für die erste Hälfte, 1:12:50 für die zweite. Alles perfekt gelaufen?

Mayer: Ich hatte auch das Glück, nach circa 16 Kilometern auf einen tollen Pacemaker aufzulaufen. Er sollte die Gruppe begleiten, die das Olympialimit vorhatte, also 2:26:50. Aber als ich dazugestoßen bin, gab es praktisch keine Gruppe mehr. Einige konnten nicht mit, andere sind weggelaufen, etliche von denen haben wir dann eingeholt. Der Pacemaker hat einen super Job gemacht, hinter ihm hab ich auch den teils böigen Wind kaum noch gespürt.

STANDARD: Die Marathonstrecke in Valencia gilt als extrem schnell. Was zeichnet eine "schnelle Strecke" aus? Es sind doch wohl die meisten Marathonstrecken flach.

Mayer: Flach ist nicht gleich flach. Valencia ist richtig flach, ist brettleben. Valencia und Wien, das ist wie Tag und Nacht.

STANDARD: Wien gilt aber doch ebenfalls als schnelle Strecke.

Julia Mayer Marathon Rekord Valencia
Julia Mayer und der Jubel nach der vollbrachten Tat.
privat

Mayer: Wien ist auch ein toller Marathon, aber vergleichsweise windanfällig. Und Wien hat sicher mehr Höhenmeter. Valencia ist wirklich richtig schnell. Es ist kein Zufall, dass dort so viele Bestzeiten, Limits und Rekorde gelaufen werden.

STANDARD: Ihr Rekord führt sich aber nicht allein auf die Strecke zurück, oder? Was hat sich seit dem Vienna City Marathon im April, bei dem Sie in 2:30:42 den vorigen Rekord fixierten, verändert?

Mayer: Die Vorbereitung seit August ist extrem hart gewesen, noch härter als gewohnt. Und ich bin viel gewöhnt, ich mag hartes Training. Aber diesmal war es so hart, dass die Schmerzen teils dramatisch wurden. Ich hab mich manchmal fast an die Schule zurückgesehnt, an der ich als Lehrerin karenziert bin.

STANDARD: Welche Umfänge pro Woche muss man sich unter extrem hartem Training vorstellen?

Mayer: Da geht es gar nicht in erster Linie um die Umfänge. Die sind gleich geblieben, circa 200 Kilometer pro Woche. Aber ich habe von diesen Kilometern viel mehr im Marathontempo oder knapp schneller zurückgelegt. Das war ausschlaggebend. Manchmal hatte ich schon 160 bis 170 Kilometer in den Beinen, war komplett fertig und musste am Ende der Woche noch einmal beinharte Dreißig abspulen.

STANDARD: Heuer purzelten die Marathonweltrekorde, sensationelle Zeiten wurden auch mit revolutionären Schuhen erklärt. Welche Rolle spielt der Schuh bei Ihnen?

Mayer: Ich laufe noch immer denselben Schuh wie vor drei Jahren, einen Asics. Ich bin sehr zufrieden mit ihm, bin mit ihm alle meine Rekorde gelaufen, über fünf und zehn Kilometer, im Halbmarathon und im Marathon. Aber in dem Bereich hat sich für mich nichts verändert, deshalb messe ich dem Schuh nicht so viel Bedeutung bei. Wichtig sind das Training, die Regeneration, die Ernährung insgesamt und die Ernährungsstrategie im Training und im Wettkampf. Und dann kommt irgendwann der Schuh.

STANDARD: Ihr Trainer Vincent Vermeulen, der Vater des aufstrebenden ÖSV-Langläufers Mika Vermeulen, ist in Ramsau daheim. Macht die Distanz Wien-Ramsau die Zusammenarbeit nicht schwierig?

Mayer: Wir sind permanent in Kontakt, manchmal dreimal täglich via Facetime, das ist kein Problem. Nur jetzt ist eine Woche Pause, er hat mir Urlaub verordnet.

STANDARD: Das Laufen im Prater ist bei dem Untergrund derzeit eh keine große Freude. Apropos: Sie haben sich kürzlich sehr über die Ankündigung der Stadt Wien echauffiert, dass ab Herbst 2026 die Straßenbahnlinie 18 durch den Prater fahren und also die Hauptallee kreuzen soll.

Mayer: Es regt mich auch wirklich auf. Vielleicht ist es Jammern auf hohem Niveau. Aber die Hauptallee ist als Trainingsstrecke für viele Leistungssportler sehr wichtig. Ich fürchte, dass sich das dramatisch verändern wird, zuerst durch die Bauarbeiten, dann durch die Straßenbahn. Und allein schon die Gleise sind wirklich störend. In Valencia würde niemand auf die Idee kommen, Gleise über die wichtigste Laufstrecke zu legen.

STANDARD: Aber ist es nicht insgesamt und auch für Sportlerinnen und Sportler von Vorteil, wenn dann keine Autos mehr die Hauptallee queren?

Mayer: Ich habe bei jedem Training eine Radbegleitung. Bei der Kreuzung mit der Meiereistraße fährt er oder sie vor, damit die Autos auch wirklich stehenbleiben. Aber die Straßenbahn, fürchte ich, wird eher nicht stehenbleiben. (Fritz Neumann, 5.12.2023)