Pünktlich zu Dezemberbeginn und dem Start der Adventzeit sind in ganz Österreich große Mengen Schnee angekommen. Für die einen ein Segen, waren diese für andere ein Fluch: Autos blieben hängen, Autobahnen mussten gesperrt werden, Gehsteige wurden eisig glatt, und Züge fielen aus. Trotz einer Wetterberuhigung war am Montag noch immer der Bahnverkehr beeinträchtigt – und vielerorts standen Aufräumarbeiten an.

Frage: Ist am Dienstag noch mit Verkehrseinschränkungen zu rechnen?

Antwort: Ja. Einen eingeschränkten Betrieb werde es am Dienstag etwa noch in Oberösterreich auf vier Streckenabschnitten sowie in der Steiermark auf der Strecke Selz­thal–Kleinreifling geben. Bis Montagnachmittag war auch die Bahnstrecke am Deutschen Eck zwischen Salzburg und Kufstein gesperrt – die ÖBB hatte damit gerechnet, dass die Sperre bis Dienstag andauern werde. Der Betrieb konnte aber Montagnachmittag aufgenommen werden.

Zwei Personen gehen durch ein Schneegestöber.
Ergiebigen Schneefall gab es in weiten Teilen Österreichs am Wochenende.
APA/GEORG HOCHMUTH

Frage: Wegen der Zugausfälle strandeten mancherorts Fahrgäste, Waggons waren überfüllt. Warum hängen die ÖBB nicht einfach zusätz­liche Waggons an die Züge dran, damit alle Platz finden?

Antwort: Nicht jede Art von Zug kann beliebig verlängert werden. Der ÖBB-Schnellzug Railjet (RJ) besteht nicht aus einzelnen Waggons, sondern ist eine siebenteilige Einheit, die im Bedarfsfall um eine weitere siebenteilige Einheit verlängert werden kann. Bei einer Erweiterung auf drei Einheiten wären die Züge zu lang für die meisten Bahnsteige und zu schwer für ein Triebfahrzeug. An starken Reisetagen wird der RJ bereits in Doppeltraktion geführt, die Züge sind also doppelt so lang.

Frage: In Wien und den Landeshauptstädten in Schnee und Eis voranzukommen war mancherorts nicht ganz leicht. Was war da los?

Antwort: Am Samstagnachmittag gab es in der Hauptstadt Schneefahrbahnen, räumt Andreas Kuba, Leiter des städtischen Winterdiensts der MA 48, ein. Obwohl alle seine 1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit 210 Räum- und Streufahrzeugen seit der Nacht auf Samstag im Einsatz seien: "Das war ein Extremeinsatz. So große Schneemengen auf einmal haben wir selten." Zur Unterstützung wurden auch Private mit 70 Räumfahrzeugen angefordert. Zuständig ist die MA 48 allerdings nur für Fahrbahnen – immerhin 6000 Kilometer, wie Kuba zu bedenken gibt – und die Hauptradwege. Für Bus- und Straßenbahnhaltestellen sind die Wiener Linien verantwortlich. Allgemein zugängliche Flächen wie der Heldenplatz oder das Alte AKH, die aber nicht der Stadt Wien gehören, müssen von deren Verwaltern geräumt werden.

In der Stadt Salzburg hatte der Winterdienst bei 35 Zentimetern Neuschnee am Wochenende ebenfalls alle Hände voll zu tun. Rund 200 Mitarbeiter waren rund um die Uhr im Einsatz um die Straßen zu räumen. 60 Räumfahrzeuge und 21 Handtrupps arbeiteten in Schichten. In der Stadt Salzburg funktioniert die Schneeräumung nach einer festgelegten Prioritätenliste. Erste Priorität haben Straßen mit Obus-Strecken oder Hauptverkehrsrouten. Danach kommen Straßen mit untergeordneter Verkehrsbedeutung und danach erst sind die Rad- Geh- und Parkwege sowie Fußgängerzonen. Heuer erstmals werden auch wichtige Haupt-Radwege wie jene an der Salzach oder priorisiert vom Schnee befreit.

Frage: Und die Gehsteige?

Antwort: Für die sind im Ortsgebiet die Liegenschaftseigentümer zuständig – und das nicht nur in Wien, sondern in ganz Österreich. Sie müssen die Gehsteige oder den Straßenrand entlang der Liegenschaft zwischen 6 und 22 Uhr räumen und streuen.

Frage: Was kann man tun, wenn sich die Liegenschaftseigentümer nicht um die Gehsteigräumung kümmern?

Antwort: Sofern ein Fußgänger dadurch zu Schaden kommt, dass der Gehweg nicht von Schnee geräumt oder nicht gegen Glatteis gestreut war, kann die zu Schaden gekommene Person Schmerzensgeldansprüche sowie Entschädigung für Verdienstentgang, Dauerfolgen und Heilbehelfe gegen den Hauseigentümer geltend machen. Zudem stellt eine Verletzung der Verpflichtung zum Schneeräumen laut Rechts­anwalt Sascha Flatz eine Verwaltungsübertretung dar, die eine Geldstrafe nach sich zieht. Zusätzlich kann ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen den Hauseigentümer eingeleitet werden, sofern das Opfer länger als 14 Tage berufsunfähig ist. Das trifft den Gemeindebau genauso wie Genossenschaftshäuser oder den privaten Wohnbau.

Frage: Was ist, wenn die Schneeräumpflicht jemandem übertragen wurde?

Antwort: Dann ist genau dieses Unternehmen in der Pflicht. Der Hauseigentümer ist auch dazu verpflichtet, den Schnee zu räumen oder räumen zu lassen, wenn der Schneepflug Schnee auf den Gehsteig schiebt. Schneewechten und Eisbildungen müssen von den Dächern ihrer an der Straße gelegenen Gebäude entfernt werden.

Frage: Wie bewegt man sich auf Schnee und Eis sicher zu Fuß fort?

Antwort: Mit kleinen Schritten und vorsichtig. In den im Winter eiserprobten nördlichen USA und in Kanada wird der "penguin walk" (siehe Grafik) empfohlen: Das Körper­gewicht ist dabei jeweils als Ganzes von einem Bein aufs andere zu verlagern. Kurz: Watscheln ist angesagt. Rutscht man dennoch aus und landet auf dem Rücken, sollte man während des Sturzes das Kinn senken – um zu verhindern, dass der Kopf aufs Eis knallt.

In kälteren Gebieten der Erde vertraut man auf den sogenannten
In kälteren Gebieten der Erde vertraut man auf den sogenannten penguin walk.
Der Standard

Frage: Was kann noch helfen, um zu Fuß gut durchzukommen?

Antwort: Vor allem echte Winterschuhe – statt der allgegenwärtigen, aber rutschigen Sneakers. Laut Armin Kaltenegger, Leiter der Rechtsabteilung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit, kann Sneaker­träger nach Ausrutschunfällen vor Gericht eine, wenn auch geringe, Mitschuld treffen. Winterschuhe zeichnen sich durch eine breite Sohle mit gutem Profil aus, am besten aus weicherem Gummi. Kaltenegger empfiehlt zudem Schuhspikes, die binnen weniger Sekunden an die Schuhe montiert und wieder abgenommen werden können; online kosten sie zwischen fünf und 20 Euro. Helfen können aber auch Stöcke, die jedoch nicht, wie zum Nordic Walking, unten flach, sondern spitz sein sollten.

(Irene Brickner, Stefanie Rachbauer, Max Stepan, Günther Strobl, Luise Ungerboeck, Stefanie Ruep, 4.12.2023)