Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber kritisiert in der
Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber kritisiert in der "ZiB 2" den Fortgang der Weltklimakonferenz in Dubai.
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CO2-Emissionen aus fossilen Quellen erreichen 2023 einen neuen Höchststand, belegt der Bericht zum Global Carbon Budget, der am Dienstag bei der Weltklimakonferenz COP 28 präsentiert wird. Das angepeilte Ziel, die globale Erhitzung mit weniger als 1,5 Grad Celsius dauerhafter Erwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit einzudämmen, liegt also in weiter Ferne.

"Wir werden verarscht", sagte die deutsche Klimaaktivistin Lena Hinrichs Montagabend in der ARD-Diskussionssendung Hart, aber fair. Von der Klimakonferenz, der internationalen, besonders aber "unserer eigenen Regierung".

Das tatsächliche Ausmaß der Verarsche legte in der ZiB 2 der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber dar, der die Situation als "noch dramatischer" bezeichnete. Selbst bei komplettem Ausstieg aus den fossilen Energieträgern bis 2050 sei die Erderwärmung nicht auf 1,5 Grad zu begrenzen. "Um das Klima wirklich zu reparieren, müssen wir zusätzlich CO2 aus der Erdatmosphäre wieder herausholen." Den Ausstieg bezeichnet ausgerechnet der Präsident der Klimakonferenz, Sultan Al Jaber, als unnötig mit Verweis auf fehlende wissenschaftliche Untersuchungen. "Was antworten Sie ihm da?", fragte Martin Thür: "Dass es kompletter Unsinn ist", sagte Schellnhuber, Generaldirektor des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg.

"Theater, wo man sich trifft"

Seinen Frust über die mittlerweile einer Farce gleichenden Veranstaltung in Dubai konnte der Forscher ebenfalls nicht verhehlen: "Die Klimakonferenzen werden immer größer und teurer, und die Ergebnisse werden immer armseliger." Wozu es dann überhaupt solche Tagungen brauche? Als "Theater, wo man sich trifft und sich austauscht", sagte Schellnhuber. Mit konkreten Maßnahmen sei bei diesen Zusammenkünften nicht zu rechnen. "Wenn die Länder die Klimaziele nicht umsetzen, sind diese Konferenzen nur Jahrmärkte der Eitelkeit."

"Wenn wir in Richtung drei Grad gehen, wäre das das Ende der Zivilisation", sagte Schellnhuber. Warum gelingt es der Wissenschaft trotzdem nicht, den Ernst der Situation klarzumachen, fragte Thür. Schellnhuber erklärte das mit dem psychologischen Modell der kognitiven Dissonanz: "Je näher die Krise kommt, desto mehr versucht man, stur zur Seite zu schauen." Dubai liefert für die Sturheit gerade einen erschreckenden Beweis. (Doris Priesching, 5.12.2023)

ZIB 2: Klimaforscher zur Klimakonferenz
Hans Joachim Schellnhuber war Gast in der "ZiB2" am Montag.
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