Justizministerium der Vereinigten Staaten 
Der ehemalige US-Diplomat steht nun vor Gericht.
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Die Liste der Anklagen ist lang und wird laut US-Justizministerium womöglich noch länger: Darunter finden sich schon jetzt Verschwörung zugunsten einer ausländischen Regierung, unerlaubte Agententätigkeit und Erlangung eines US-Passes unter Vortäuschung falscher Tatsachen. Der 73-jährige ehemalige US-Diplomat Victor Manuel Rocha soll über 40 Jahre lang im Interesse Kubas agiert haben, wie ihm die US-Staatsanwaltschaft nun vorwirft. Während seiner Zeit als Mitarbeiter des US-Außenministeriums soll er sich Zugang zu geheimen Informationen verschafft, diese weitergegeben und damit eine „nachrichtendienstliche Mission Kubas gegen die Vereinigten Staaten" unterstützt haben.

Aufgeflogen ist der in Kolumbien geborene Rocha laut Angaben des Justizministeriums bei einer Reihe von Treffen mit einem verdeckten FBI-Ermittler in den Jahren 2022 und 2023. Dabei soll er sein Agentendasein offenbart, die USA als „Feind" betitelt und den verstorbenen kubanischen Staatschef Fidel Castro gepriesen haben. Er habe sich zudem durchgängig wie ein Vertreter Kubas verhalten.

Rocha begann seine Karriere im US-Außenministerium Anfang der 1980er-Jahre und bekleidete anschließend zahlreiche Positionen in der US-Außenpolitik: unter anderem im Nationalen Sicherheitsrat der US-Regierung mit besonderer Zuständigkeit für Kuba, als stellvertretender Missionschef der US-Botschaft in Argentinien und schließlich als US-Botschafter in Bolivien. Über vier Jahrzehnte hinweg soll Rocha als Agent für den kubanischen Geheimdienst tätig gewesen sein. Nun muss er sich vor einem Gericht im US-Bundesstaat Florida verantworten.

Deutliche Worte

Unterdessen fand FBI-Direktor Christopher Wray deutliche Worte zum Fall Rocha: „Das FBI wird sich weiterhin rigoros gegen ausländische Regierungen wehren, die es auf Amerika abgesehen haben." Sie werden, so Wray, jeden finden und zur Rechenschaft ziehen, der seinen Eid gegenüber den Vereinigten Staaten verletzt, egal wie lange es dauere. Auch US-Justizminister Merrick B. Garland meldete sich zu Wort. Die Klage decke „eine der weitreichendsten und am längsten andauernden Unterwanderungen der Regierung der Vereinigten Staaten durch einen ausländischen Agenten auf". Rocha habe das Vertrauen der amerikanischen Öffentlichkeit missbraucht, das werde, so Garland, mit voller Härte des Justizministeriums geahndet. (Vanessa Steiner, 5.12.2023)