Eine kleine Spielzeugfigur und eine symbolische Bitcoin-Münze stehen auf einem Motherboard.
Die Kryptowährung Bitcoin steht einmal mehr in der Kritik, wertvolle Ressourcen zu verschwenden.
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Wer die Entwicklungen rund um Bitcoin schon länger beobachtet, kennt das Prozedere bereits: Nach einem weiteren Tod der Kryptowährung wird mit steigendem Kurs nicht nur die Fomo (Fear of missing out) der meisten Anlegerinnen und Anleger größer, einmal mehr den Sprung nach oben verpasst zu haben – um den Zug dann erst wieder zu verpassen. Auch kritische Stimmen werden in diesem Zeitraum wieder lauter und wollen zunehmend Aufmerksamkeit erregen mit den Auswirkungen des Bitcoin-Minings auf die Umwelt.

Neben dem Energieverbrauch und dem CO2-Fußabdruck ist nun offenbar eine weitere Ressource beim Schürfen von Bitcoins in den Fokus zu rücken. Der niederländische Datenwissenschafter Alex de Vries von der Freien Universität Amsterdam warnte vor kurzem in einem Fachjournal, dass die Kryptowährung auch einen enormen Wasserverbrauch nach sich zieht.

Bitcoin-Mining, ein wesentlicher Prozess für die Funktionsfähigkeit der Kryptowährung, ist nicht nur energieintensiv, sondern auch wasserintensiv. Dies liegt hauptsächlich an zwei Faktoren: dem direkten Wassereinsatz in Kühlsystemen und Luftbefeuchtern in den Mining-Anlagen selbst und dem indirekten Wasserverbrauch, der mit der Stromerzeugung zur Versorgung dieser Einrichtungen vielerorts verbunden ist. Mit zunehmendem Wachstum der Bitcoin-Mining-Operationen, das die Funktionsweise von Bitcoin vorschreibt, steigt auch der Bedarf an Wasser.

Starker Anstieg verzeichnet

Der Verbrauch von Wasser durch Bitcoin hat in den letzten Jahren nach Angaben von de Vries drastisch zugenommen. Im Jahr 2020 belief sich der globale Wasserverbrauch auf etwa 592 Gigaliter (ein Gigaliter entspricht einer Milliarde Liter), im Jahr 2021 stieg dieser Wert mit rund 1.573 Gigaliter fast auf das Dreifache. Auch der Wasserverbrauch für eine einzige Transaktion auf der Bitcoin-Blockchain soll sich in diesem Zeitraum dementsprechend erhöht haben, nämlich von 5.231 auf 16.279 Liter. Für das Jahr 2023 wird ein weiterer Anstieg erwartet, wobei geschätzt wird, dass er weltweit etwa 2.237 Gigaliter erreichen dürfte. Angesichts der weltweit zunehmenden Knappheit an Süßwasserressourcen können diese Verbrauchswerte durchaus nachdenklich stimmen.

Besonders in Regionen, die bereits mit Wasserknappheit kämpfen, stellt dies eine erhebliche Herausforderung dar. Der Autor der Untersuchung geht insbesondere auf Länder wie Kasachstan ein, wohin ein großer Teil des Bitcoin-Minings nach dem Verbot in China verlagert wurde. Der Standort in Zentralasien, einer Region, die bereits mit schwerwiegenden Wasserproblemen konfrontiert ist, verschärft das Problem, da der hohe Wasserbedarf zur Stromerzeugung des Landes schon erheblich zur diesbezüglichen Gesamtbilanz beim Bitcoin-Mining beiträgt.

Lösungsansätze für das Wasserproblem

Es gibt jedoch potenzielle Lösungen zur Minderung des Wasserabdrucks des Bitcoin-Minings. Dazu gehören die Auswahl von Mining-Standorten mit günstigen Klimabedingungen zur Minimierung des direkten Wasserverbrauchs und der Einsatz alternativer Kühlmethoden wie Immersionskühlung, die kein Wasser benötigt. Darüber hinaus kann die Reduzierung des indirekten Wasserverbrauchs durch den Einsatz erneuerbarer Energiequellen oder thermoelektrische Stromerzeugung mit Trockenkühltechnologien effektiv sein.

Während man sich weitgehend darüber einig sein dürfte, wie man an den Stellschrauben der Kühlmethoden von Mining-Standorten drehen könnte, ist eine Lösung im Bereich der Kryptowährungstechnologie selbst weit umstrittener. Das Ethereum-Netzwerk machte vor, wie man von einem energieintensiven Mining-Prozess zu einem Proof-of-Stake-(PoS-)Mechanismus wechselt, wodurch sein Energie- und damit auch Wasserverbrauch erheblich reduziert wurde. Ein ähnlicher Übergang für Bitcoin könnte zwar einen erheblichen Einfluss darauf haben, die Bitcoin-Gemeinde steht solchen Änderungen aufgrund breiterer Auswirkungen auf die Funktionsweise des Netzwerks bisher aber mehr als zögerlich gegenüber. Sie lehnt einen Wechsel entschieden ab.

In den USA wächst jedenfalls der Druck auf Bitcoin-Miner, die Auswirkungen auf die Umwelt – einschließlich des Wasserverbrauchs – offenzulegen. Auch eine Bewegung hin zu mehr Transparenz könnte entscheidend sein, um den Wasserverbrauch des Bitcoin-Minings effektiver zu verwalten. Wenn andere Länder mit bedeutenden Mining-Operationen dem Beispiel folgen, könnte dies möglicherweise zu einem umfassenderen Ansatz zur Bewältigung der Umweltauswirkungen dieser Industrie führen. (bbr, 7.12.2023)