Ein E.chi ist eine Art Pflaster, das Frequenzen aussenden soll. Zwei ehemalige Profisportler vermarkten das Produkt des Tiroler Unternehmens Geonado, Franz Klammer ist eine Referenz für das E.chi Schmerzfreund, das seinem lädierten Knie guttat. Das Corporate Design wirkt flott, das Produkt und seine Vermarkter haben es im ORF sogar in einen dreiminütigen Beitrag in die ORF-Sendung "Tirol heute" geschafft. Das Geschäft mit dem E.chi scheint so gut zu brummen wie die Schwingungen, die der Chip auszusenden verspricht.

Das Herz schlägt auch für jene, die es in Sachen ärztliche Versorgung nicht so gut erwischt haben. Unter dem Menüpunkt "Humanitär" erfahren wir, dass man in Tansania kaum die Familien ernähren könne. Medizin und Therapien gegen Schmerzen seien für den Großteil der Menschen fast unerreichbar. Aber es gibt eine smarte Lösung. "Chips for Africa" heißt das Herzensprojekt des Unternehmens: "Deshalb wird unter anderem die 'Frequenzmedizin' angewandt, wo versucht wird, die 'Ursache' der körperlichen Probleme zu lokalisieren und diese ganzheitlich ohne teure Medikamente zu lösen."

Finger mit Pflaster
Gewöhnliche Pflaster wie auf dem Bild sind bekannt. Das vorgestellte Produkt verspricht aber deutlich mehr heilende Wirkung – durch einen Chip und Schwingungen.
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Wir erfahren, dass 50 Stück E.chi Schmerzfreund "bespielt und nach Tansania gesendet" wurden. "Die Patienten bekommen nach ihrer Behandlung in der Krankenstation den für sie passenden E.chi Frequenzchip angebracht und können von den positiven Effekten auch noch zu Hause im Alltag profitieren."

Einfach gesagt: Ein E.chi wirkt nicht und unterstützt nicht bei Schmerzen

Die Stiftung Gurutest muss hier kurz spoilern: Ein E.chi unterstützt Menschen, die an Schmerzen leiden, nicht mehr und nicht weniger als ein Flachmann, den ein Medizinmann auf dem Gipfel des Kilimandscharo im Eis vergräbt und nicht mehr und nicht weniger als eine Tube Senf, die wir bei uns zu Hause mit schamanischer Begleitung aufs Fensterbrett legen. Ein E.chi wirkt weder in Tansania noch in Österreich zur Unterstützung bei Schmerzen.

Das Unappetitliche: Das Gadget ist hierzulande für jeden halbwegs vernunftbegabten Menschen als eines von vielen wirkungslosen Produkten der Esoterikmedizin zu erkennen. In Tansania allerdings stattet eine Medizinerin die Patentinnen und Patienten mit dem Frequenzpflaster aus. Die E.chi-Webseite zitiert die Ärztin Cornelia Wallner-Friese: "Bis jetzt habe ich ca. 20 E.chis verwendet. Ich (…) setze den Fokus vor allem auf Personen, die auf Schmerzfreiheit wegen Feldarbeit oder anderen dringenden Aufgaben stark angewiesen sind, und Patienten, die eine sehr weite Anreise haben."

Referenzen von Feldarbeitern aus Tansania für das E.chi findet man auf der Webseite freilich nicht.

E.chi ist eines von vielen Frequenzprodukten von Geonado

Warum können wir sagen, dass ein E.chi wirkungslos ist? Wir müssen sehr lange nach unten scrollen im Webshop von E.chi, um zu finden, was offensichtlich ist. Es handelt sich nicht um ein medizinisches, sondern um ein "energetisches Produkt". Das Ding ist bislang "leider noch nicht durch den Goldstandard wissenschaftlicher Studien" belegt. Die Stiftung Gurutest hat eine leise Ahnung, warum das so ist: Weil jede ernsthafte designte Studie offen legen würde: Mehr als Placebo ist ein E.chi nicht. Außerdem verraten uns die Hersteller im Disclaimer: "Selbstverständlich sind wir überzeugt von unseren Produkten und bewerben diese aus voller Überzeugung." Wer hätte das geahnt?

Die Produktversprechen auf der Webseite sind klug gewählt: E.chi Kopffreund hilft nicht etwa gegen Kopfschmerzen, nein: der Chip kann dank der passenden Frequenzen nur "erstaunlich unterstützen gegen Migräne mit Übelkeit und Lichtempfindlichkeit". Die Frequenzen im E.chi sammelt Adolf Wiebecke seit mehr als 30 Jahren auf Kraftplätzen auf der ganzen Welt. Das verrät uns das Unternehmen Geonado, das Wiebecke, der Erfinder der "Ursprungswelle", gegründet hat. Wiebecke ist gelernter Elektriker. Diese von ihm entdeckte Welle steckt offenbar nicht nur im E.chi, sondern in vielerlei Produkten: von der Frequenzsohle bis zur Frequenzwelle, einer Art Deckenschmuck im Wellblechdesign.

Leuchtende Augen Faktor: ★★★☆☆

Schwiegermuttergeschenk-Tauglichkeitsfaktor: ★★★★☆

Schwurbelfaktor: ★★★★★

(Christian Kreil, 11.12.2023)