Was liest Uli Bree am 9.12.?
Uli Bree

Aus dem Leben eines Vielschreibers: Um 10 Uhr hat er heute schon wieder seit zwei Stunden geschrieben, davor hat er im Bett bereits gelesen. "Allerdings das eigene Zeug, das ich gestern geschrieben habe, so um die zehn Seiten waren das." Wobei er, der früher Clown werden wollte, erst mit fortgeschrittenen Jahren so richtig zu
lesen begonnen hat. Aber nun, da er Vielschreiber ist, "habe ich das Gefühl, dass ich alles, was ich rausschreibe, auch wieder reinlesen muss." Und da er irrsinnig viel rausschreibt, liest er halt auch irrsinnig viel wieder rein beziehungsweise hört er es wieder rein, "denn ich höre ganz viele Hörbücher. Wenn ich in Wien Termine habe, dann fahre ich um die fünf Stunden im Auto, das ist die Zeit, die mir gehört, das liebe ich."

Hindernis Berufskrankheit

Gehen ihm, der alles über Dramaturgie und Erzählkniffe weiß, andere Autoren manchmal auf die Nerven, wenn sie den Spannungsaufbau oder die Wendungen nicht hinbekommen? "Manchmal? Das ist eigentlich die Regel! Erst letztlich hab ich wieder einen weggelegt, der von der Kritik so gelobt wurde. Aber ich wusste schon nach zehn Seiten, was alles passieren wird! Langweilig!"

Ganz anders natürlich Daniel Kehlmann. "Von dem habe ich alles gelesen oder gehört. Ich mag diese großen Geschichten, die er aufs Papier bringt. Du merkst, da muss einer schon recherchiert und sich eingearbeitet haben, da habe ich großen Respekt davor, das schreibt sich nicht einfach so. Wie er bei Lichtspiel diese Zeit lebendig macht und mich mitnimmt auf diese Reise, großartig! Gleichzeitig gefällt mir, dass er nicht wertet, dass du selbst entscheiden kannst, was du von diesem G. W. Pabst zu halten hast und warum er denn jetzt zurück nach Deutschland gegangen ist, während alle anderen aus Deutschland wegwollten. Wie eitel war er denn? Wie wichtig war ihm seine Karriere, nachdem er in Amerika gescheitert ist, und was hat er dafür in Kauf genommen? Das ist schon arg, wie er sich das für sich selbst verargumentiert, dass er dann
dageblieben ist. Das fand ich schon sehr stark!" (Manfred Rebhandl, 8.12.2023)