Die Tatort-Krimis aus Münster zeichnen sich unter anderem durch die witzig wirkende Selbstbezogenheit ihrer Rollen aus – jener des eitlen Rechtsmediziners Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) oder jener der spektakulären Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) etwa. In der neuen Folge Der Mann, der in den Dschungel fiel verstärkt ein weiterer Narziss die Truppe.

Der internationale Starautor Stan Gold (Detlev Buck) wird von Boerne, der sich neuerdings als Mäzen geriert, feierlich zum ersten Münsteraner Stadtschreiber erhoben. Golds Story ist dramatisch: Nach einem Flugzeugabsturz über dem paraguayischen Dschungel habe er 15 Jahre bei einem indigenen Volk verbracht – und sei erst danach wieder in die Zivilisation zurückgekehrt. "Ich bin ein Dschungelkind", sagt er – und verdrückt eine Träne.

Im Safe House

Gold wird zum Opfer mysteriöser Mordanschläge. Ein paraguayischer Guerillero sei ihm auf der Spur, sagt er. Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) soll ihn schützen – und erkennt in ihm erstaunt seinen früheren eher mittelmäßigen Schulkollegen Hotte Koslowski. Auf dem Höhepunkt der Verstrickungen verbirgt sich Gold mit Boerne in einem Safe House, und eine Kapuzenfigur legt auf sie an. Das Verhängnis, so scheint es, nimmt seinen Lauf ...

Die Idee zu dem Plot sei ihm bei einem Essen mit Liefers und Prahl gekommen, schildert Drehbuchautor Thorsten Wettcke. Liefers habe ihm von einem Psychologen erzählt, der Patienten mit einem "sehr speziellen und faszinierenden Krankheitsbild" behandle, einem pathologischen Verhältnis zur Wahrheit. Die Handlung, die Wettcke daraus machte, erinnert stellenweise an die Verstrickungen eines Karl May. Ein untypischer, sehenswerter Krimi. (Irene Brickner, 10.12.2023)