Rom – Nach einer Serie von Femiziden, die die italienische Öffentlichkeit geschockt haben, hat Bildungsminister Giuseppe Valditara eine Kommission eingerichtet, die ein Programm für "Beziehungserziehung" an den Schulen entwickeln soll. Dass mit der Ex-Abgeordneten Paola Concia eine Aktivistin für LGBT-Rechte die Führung der Kommission übernehmen wird, hat Proteste seitens rechter Parteien ausgelöst.

Mit Concia werden die Ordensschwester Anna Monia Alfieri und die Juristin Paola Zerman in der Kommission sitzen. Dass die mit einer Frau verheiratete Concia die Kommission leiten wird, kritisierten unter anderem die Fratelli d'Italia (Fdl) von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Concia sei nicht die "ideale Person" für diese Funktion, kommentierte auch Maddalena Morgante, die führende Familienpolitikerin der mitregierendenden rechtskonservativen Forza Italia.

Die "Vereinigung für das Leben und die Familie" kündigte eine Petition an Bildungsminister Valditara an, um Concia abzusetzen. Sie sammelte in wenigen Stunden bereits tausende Unterschriften.

Minute der Stille in Rom nach Mord an Studentin
Der Mord an einer 22-Jährigen aus der Provinz Venedig im November führte zu landesweiten Diskussionen über Beziehungstaten und Frauenmorde.
EPA/MASSIMO PERCOSSI

Linke: Berufung einer Nonne "nicht angebracht"

Der ehemalige Familienminister Carlo Giovanardi beklagte, dass zwischen einer LGBT-Aktivistin, einer Nonne und einer Juristin die traditionelle Familie in der Kommission nicht vertreten sei. Dabei sei die auf der Ehe von Mann und Frau basierende Familie von der italienischen Verfassung geschützt, klagte der Erzkatholik Giovanardi.

Marilena Grassadonia von der Linkspartei Sinistra italiana beklagte wiederum, dass eine Ordensschwester in der Kommission sitzt. "Ich möchte den Bildungsminister daran erinnern, dass Italien ein säkulares Land ist (...)." Die Berufung einer Nonne sei "nicht angebracht", sagte Grassadonia.

Nach dem Mord an einer 22-jährigen Ingenieurstudentin aus der Provinz Venedig im November, die von ihrem gleichaltrigen Ex-Freund erstochen wurde, wird in Italien vehement über Beziehungstaten und Frauenmorde diskutiert. Dabei wurde die Forderung laut, in den Schulen Programme einzuführen, die Jugendliche zu einem besseren Umgang in Beziehungen erziehen sollen. Im ganzen Land fanden Massenproteste gegen Gewalt an Frauen statt. (APA, red, 9.12.2023)