Prominente nehmen auf der Plattform Cameo normalerweise personalisierte Glückwünsche auf. Einige von ihnen wurden jetzt von russischen Akteuren hinters Licht geführt.
Microsoft

"Hi Vladimir, ich bin's, Elijah", so fängt ein Video von US-Schauspieler Elijah Wood an. Das Thema ist ernst: Der Star aus "Herr der Ringe" wünscht dem Empfänger des Videos, Vladimir, dass er sein Drogenproblem in den Griff bekommt und die Hilfe bekommt, die er so dringend benötigt.

Zahlreiche anderen Kolleginnen und Kollegen aus Hollywood veröffentlichten ähnliche Videos: Priscilla Presley ("Die nackte Kanone") wandte sich schon an Vladimir, Dean Norris (Drogenfahnder Hank aus "Breaking Bad"), Kate Flannery aus "The Office" und John McGinley (der Ungustl aus "Scrubs") wünschten dem Mann schon gute Besserung und viel Kraft für die Entzugstherapie.

Doch Vladimir gibt es gar nicht, die Promis wurden ohne es zu wissen von russischen Trollen manipuliert und verbreiteten unwissentlich Propaganda im Sinne des Kreml. Denn: Dort wird erzählt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj leide an einem Drogenproblem. Wolodymyr ist die ukrainische Variante von Vladimir.

Seit Juli haben mit russlandnahe Trolle Prominente dazu gebracht, Videobotschaften für pro-russische Propaganda aufzunehmen, wie das Microsoft Threat Analysis Center in einem Blogbeitrag mitteilte. Die Videos wurden dann so manipuliert, dass der ukrainische Präsident Volodymyr Zelensky fälschlicherweise als drogenabhängig dargestellt wurde.

Videos wurden weiter manipuliert

Die Masche geht so: Auf der Plattform Cameo können sich prominente Personen ein Taschengeld dazuverdienen, indem sie Videobotschaften für die Userinnen und User aufnehmen. Üblicherweise werden die Schauspielerinnen und Schauspieler engagiert, um einem Verwandten des Auftraggebers zum Geburtstag zu gratulieren oder um einem Serienfan eine Freude zu machen.

Ganz billig ist das logischerweise nicht: Wenn man sich von Frodo aus "Herr der Ringe" grüßen lassen möchte, kostet das 340 Dollar. Presley verlangt 200 Dollar für ein Video, Flannery 190 Dollar, während Norris schon 245 Dollar sehen will und McGinley 475 Euro verlangt. Dafür kann der Auftraggeber auch Wünsche deponieren, wie und wo das Video aufgenommen werden soll. Die Promis haben nach der Bestellung eine Woche Zeit, den gewünschten Clip zu liefern.

Nur waren die Auftraggeber im Fall der "Vladimir"-Videos eben keine Fans, sondern russische Trolle. Die Videos wurden anschließend bearbeitet und zurechtgeschnitten und teilweise sogar mit Logos von Fernsehsendern ausgestattet. Wieder andere Videos wurden mit Emojis garniert. Die Clips wurden daraufhin via Social Media verbreitet, mit der klaren Absicht, die Falschmeldung von der Drogensucht des ukrainischen Präsidenten zu verbreiten.

Angriff auf die Moral

Laut Microsoft kommt dieses doch sehr ungewöhnlich anmutende Vorgehen nicht ganz überraschend: Russische Akteure hätten während des gesamten Krieges gegen die Ukraine Anpassungsfähigkeit bewiesen und immer wieder neue Wege ausprobiert, um sich Vorteile auf dem Schlachtfeld zu verschaffen oder die Moral der ausländischen Unterstützer Kiews zu untergraben, heißt es in dem Bericht.

Die Plattform selbst wollte sich zu den Fällen nicht äußern und verwies auf die Geschäftsbedingungen, die eine missbräuchliche Verwendung der Promi-Videos verbieten, wie "Indiewire" berichtet. "Üblicherweise unternehme man Schritte, um die problematischen Inhalte zu entfernen", wird ein Unternehmenssprecher darüber hinaus zitiert.

Die Promis selbst reagierten unterschiedlich: Wood stellte seinen Account auf inaktiv. Flannerys Management ließ ausrichten, dass die Schauspielerin die Ukraine unterstütze und sehr verärgert über den Missbrauch ihres Cameo-Videos sei. (pez, 10.12.2023)