Im Globenmuseum
Im Globenmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek gibt es mehr als 250 exklusive Exponate zu bestaunen.
ÖNB/Pichler

Der letzte Raum des Globenmuseums im Palais Mollard in der Wiener Herrengasse 9 ist den Frauen und Männern gewidmet, die viel dafür getan haben, dass Wien ein Zentrum der Globenkunde ist. Jeder der alten, wertvollen Globen in diesem Raum ist kategorisiert und trägt das Namenskürzel des Besitzers. In dieser Geschichte wird es vor allem um jene Globen gehen, die mit dem Kürzel AB gekennzeichnet sind. AB, das steht für Peter Allmayer-Beck, einen Mann, der viele Jahre mit dem Standard eng verbunden war, als Verlagsleiter und Anzeigenchef.

Die wahre Leidenschaft des Peter Allmayer-Beck ist jedoch nicht das Verkaufen, sondern das Sammeln. In seiner Wohnung sind unzählige Stücke, groß und klein und alt und nicht ganz so alt, versammelt. Bei jeder seiner Reisen zog es ihn auf die Flohmärkte, besuchte er Antiquitätenhändler. Jetzt nicht mehr: "Es gibt kaum mehr was Interessantes, und wenn, dann nur sehr teuer", sagt er ohne Bedauern. "Ich habe genug zusammengetragen." Hinter ihm, auf einer Vitrine, steht eine entzückende Sammlung kleiner Globen mit einer Höhe von maximal 40 Zentimetern.

Peter Allmayer-Beck
Peter Allmayer-Becks Globen im Sammlerkabinett tragen die Signatur AB1 bis AB13.
privat

Besonders interessiert haben den begeisterten Sammler immer Erdgloben, aber auch Himmelsgloben, wenn sie als Paar gefertigt wurden. Die wertvollsten seiner Stücke stehen als Dauerleihgabe im Kabinett der Sammlerinnen und Sammler in der Herrengasse. Dort haben seine Exponate die Nummern AB1 bis AB13. Sie stehen geschützt hinter Glas, klimatisiert und richtig ausgeleuchtet.

Ein anderer Sammler heißt Rudolf Schmidt, seine Globen sind mit RS gekennzeichnet. Von ihm stammt der älteste in Österreich aufbewahrte Erdglobus von 1536.

Maccaroni aus Rom

Der Beginn der Sammlung Allmayer-Beck geht zurück auf Max Vladimir Freiherr von Beck, k. u. k. Ministerpräsident und danach Präsident des Rechnungshofs. Dieser bestellte um 1880 in Rom eine Reihe von Globen. Als dann nach langer Zeit endlich ein Paket kam, war dieses riesig. Der Inhalt, so die Zolldeklaration, "Maccaroni". Bisserl viel Nudeln, dachte sich der Freiherr wahrscheinlich und war dann angenehm überrascht, dass es sich in Wirklichkeit um die bestellten Weltkugeln ("Mappamondi") handelte.

Zuerst interessierte sich bei den Becks niemand für die Sammlung. Man vererbte sie einfach weiter, glücklicherweise im Ganzen. Erst Peter Allmayer-Beck erkannte die Schönheit und den tiefen Informationsgehalt der auch handwerklich exzeptionellen Kugeln.

Blick ins österreichische Globenmuseum.
Das einzige Globenmuseum der Welt hat eine etwas skurrile Entstehungsgeschichte, die in einem Wohnzimmer ihren Anfang hatte.
ÖNB/Pichler

Die Entstehungsgeschichte des Museums, des einzigen Globenmuseums der Welt, ist etwas skurril. Ein privater Sammler und Globenkundler, der Privatgelehrte Robert Haardt (Kürzel RH), eröffnete in den 1940er-Jahren in seiner Privatwohnung in der Gußhausstraße 20 ein Museum, in dem er Globen aus öffentlichem und privatem Besitz ausstellte. Er entschloss sich dazu, weil die Republik Österreich sich nicht dazu durchringen konnte, adäquate Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Sein Wohnzimmer war also ein Museum. Bis 1954 bestand dieses Provisorium. Hier gründete Haardt 1952 den Coronelli-Weltbund der Globusfreunde. Vincenzo Maria Coronelli (1650–1718) war ein Kartograf und Hersteller von Globen.

Heute ist Peter Allmayer-Beck Präsident der noch immer ehrwürdigen Coronelli-Gesellschaft. Was sich Experten wie AB wünschen? Dass es endlich zu einer Weltliste aller alten Globen kommen würde. Das hat sich schon Haardt gewünscht. Davon ist man aber weit entfernt, und der Wunsch nach Zurückhaltung ist bei Privatsammlern natürlich zu respektieren. Nicht alle sind so wie die Leihgeber im Globenmuseum in Wien. (Johanna Ruzicka, 12.12.2023)