Es war eine bewusste Entscheidung, die Apple vor einigen Jahren getroffen hat: Obwohl iMessage für Android bereits weit entwickelt war, entschloss man sich schließlich gegen eine Veröffentlichung. Dank im Rahmen des Verfahrens gegen Spielehersteller öffentlich gewordener Dokumente ist mittlerweile auch belegt, warum: Das Unternehmen fürchtete damals, dass damit der Umstieg auf Android erleichtert, der "Lock-in"-Faktor des iPhone geschwächt würde.

Das wollen aber nicht alle so einfach akzeptieren, also taucht derzeit eine App nach der anderen auf, die iMessage-Kompatibilität verspricht. Nach dem Sicherheitsfiasko rund um Nothing Chats ist es aktuell Beeper Mini, das für Aufsehen sorgt. Verspricht die App doch, ganz ohne die in vielerlei Hinsicht problematische Umleitung von Nachrichten über eigene Server auszukommen. Oder, genauer: "versprach". Denn damit ist schon wieder Schluss.

Beeper Mini
Beeper Mini wollte das iMessage für Android werden, das hört sich wenige Tage nach dem Launch schon wieder auf.
Beepter

Beeper Mini: Abgedreht

Apple hat Beeper Mini den Zugriff auf iMessage blockiert, bestätigte das Unternehmen in einer Stellungnahme gegenüber "The Verge". Die App würde gefälschte Anmeldeinformationen verwenden, um Zugang zu iMessage zu erhalten. Dies würde wiederum ein erhebliches Risiko für die Sicherheit und Privatsphäre der eigenen Nutzerinnen und Nutzer darstellen.

Ganz überraschend sollte dieser Schritt allerdings nicht kommen. Beeper Mini setzt auf der Arbeit eines 16-jährigen Schülers auf, der mittels Reverse Engineering einen Weg gefunden hat, direkt mit iMessage zu interagieren. Der Hersteller selbst hat dazu technische Details in einem Blogposting veröffentlicht. Da dabei die Infrastruktur von Apple ausgetrickst wird, war wohl zu erwarten, dass Apple früher oder später auf diesen Trick reagieren wird. Zumal Beeper damit auch Geld verdient, das Abo für die Nutzung des Dienstes kostet 1,99 US-Dollar pro Monat.

Scharfe Kritik

Die Reaktion von Apple sorgt nun trotzdem für scharfe Kritik – und zwar aus der US-Politik. So kritisiert die demokratische US-Senatorin Elizabeth Warren die Blockade. Warum würde Apple eine neue App blockieren, die es ermöglicht, sicherer mit Android-Geräten zu kommunizieren, stellt sie eine rhetorische Frage.

Dabei spielt sie darauf an, dass iMessage sonst das unsichere SMS-Protokoll für die Kommunikation mit Android verwendet. Apples Vorgehen sei ein weiteres Beispiel dafür, wie Big-Tech-Entscheider ihre Profite schützen, indem sie die Konkurrenz aus dem Weg räumen, spitzt Warren ihre Kritik zu.

Ausblick

Bei Beeper gibt man sich jedenfalls kämpferisch. In sozialen Medien versichert der Hersteller, dass man derzeit nach neuen Wegen suche, um Beeper Mini wieder voll funktionsfähig zu machen, und hoffe, schon bald gute Nachrichten in dieser Hinsicht zu haben. Betont sei, dass der Hersteller aber schon vor der Blockade überzeugt war, dass Apple eine solche nicht so einfach vornehmen könnte – und sich damit getäuscht hat. Insofern wirft das die Frage auf, was Apple davon abhalten sollte, bei jeder neuen Beeper-Mini-Version wieder mit neuen Anpassungen zu reagieren. (apo, 11.12.2023)