Auf Instagram hat er jeweils 1,2 Millionen Follower, auf Youtube sind es knapp 2,2 Millionen, auf Tiktok sogar mehr als sieben Millionen: der Parfum-Influencer Jeremy Fragrance, der mit bürgerlichem Namen Daniel Schütz heißt. Bereits vor rund einem Jahr hat der STANDARD ihm ein Porträt gewidmet, Anfang Dezember trafen wir ihn zum Gespräch – auch um über damals schon äußerst polarisierende Aussagen zu sprechen. So hatte er zuvor in einem Live-Interview offen darüber gesprochen, mit wie vielen Frauen er täglich Sex haben könne und wie toll er drauf sei, ohne dafür Koks zu nehmen.

In seinen Videos – allein auf Youtube sind es über 500 Clips – empfiehlt Jeremy Fragrance meist bestimmte Parfums, gibt aber auch Fitness- und Lifestyletipps. "Power" ist dabei das Schlagwort, das sich durch seine audiovisuellen Werke zieht und auch den Titel seines Buchs ziert. Unter dem Titel "The Sound of Fragrance" brüstet er sich auch mit einem Musikstück, das der Komponist William Goldstein geschrieben hat, nachdem dieser von Schütz mit Düften eingesprüht worden war. Wie so oft ist der adrette Influecer auch diesmal ganz in Weiß gekleidet.

The Sound Of Fragrance
Jeremy Fragrance

Für Aufsehen sorgt Jeremy Fragrance derzeit aber auch aus einem anderen Grund: Er nahm an der jährlichen Gala des New York Young Republicans Club (NYYRC) teil und setzte dort diverse Postings ab, auf denen teils mit bekannten Rechtsextremen zu sehen ist. Auch Donald Trump war einer der Stargäste auf der Gala und wiederholte in seiner rund 80 Minuten langen Rede laut Berichten von "Vanity Fair" und "Politico" seine Aussagen aus einem zuvor veröffentlichten Artikel in der "New York Times", dass er sich am ersten Tag einer etwaigen Wiederwahl wie ein Diktator verhalten werde.

Österreichs Rechte und der MAGA-Flügel

Die besagte Gala hat sich in den vergangen Jahren den besagten US-Medienberichten zufolge zu einem Treffpunkt der rechtsextremen US-Konservativen entwickelt. "Da ich weiß, dass der Deep State heute Abend zuhört, werden wir, sobald Präsident Trump wieder im Amt ist, nicht mehr nett spielen", sagte Gavin Wax, Präsident des NYYRC, auf der diesjährigen Gala: "Es wird eine Zeit der Vergeltung sein. Alle, die für die Zerstörung unseres einst großartigen Landes verantwortlich sind, werden nach jahrelangen grundlosen Ermittlungen und Lügen der Regierung und der Medien gegen diesen Mann zur Rechenschaft gezogen werden." Zusätzlich schwor er, "den Spieß umzudrehen und diese tatsächlichen Gauner zur Abwechslung mal einzusperren".

Besonders präsent dürften auf diesen Events Vertreter der MAGA-Bewegung sein, laut Definition des US-Präsidenten Joe Biden haben Anhänger dieser Bewegung Donald Trump die Treue geschworen und glauben, dass die Wahl von 2020 ein Betrug gewesen sei. Anwesend waren laut dem Bericht von "Politico" auch der ehemalige Trump-Berater Steve Bannon, der ehemalige New Yorker Bürgermeister Rudy Guliani und der rechte Twitter-Star Rogan O'Handley, welcher unter anderem den transphoben Boykott gegen Bud Light angefeuert hatte.

Und auch Harald Vilimsky, FPÖ-Abgeordneter im EU-Parlament, soll dem Bericht von "Politico" zufolge anwesend gewesen sein. Schon im Vorjahr war Vilimsky ebenso wie Maximilian Krauss zu der Gala angereist und hatte dort stärkere Bande mit den US-Republikanern geknüpft, wie der STANDARD berichtete. Mit dabei war auch im Vorjahr Gerald Grosz – mit welchem Jeremy Fragrance in diesem Jahr wiederum ein Selfie in Form einer Instagram-Story postete.

Instagram/Jeremy Fragrance

Posieren mit deutschen Rechtsextremen

Doch dabei bleibt es nicht. So berichtet das deutsche Magazin "Der Spiegel", dass der beliebte Parfum-Influencer auch mit bekannten Personen aus der rechtsextremen Szene der Bundesrepublik Deutschland posierte. In Instagram-Stories sei er zu sehen gewesen mit einem gewissen David Bendels und einem Alexander Klein, der sich Alex Malenki nennt. Die Instagram-Stories sind nicht mehr abrufbar, ein X-User konnte jedoch noch Screenshots anfertigen.

Kleine, beziehungsweise Malenki, ist dem Medienbericht zufolge einer der bekanntesten Aktivisten der rechtsextremen Identitären in Deutschland. Seit einigen Jahren betreibe er auch eine Medienagentur, deren Sticker Fragrance wiederum in seiner Story präsentierte. Auch die rechtsextreme Junge Alternative in Brandenburg habe in der Vergangenheit für die besagte Medienagentur geworben, deren Produkte wurden beim dortigen Landtag der AfD ausgestellt. Kleine war zudem Teil der Reconquista Germanica, welche im Bundestagswahlkamp 2017 Hasskommentare und Fake News zu einem vermeintlichen Wahlbetrug verbreitete.

Bendels wiederum war dem Medienbericht zufolge Vorsitzender des mittlerweile aufgelösten "Vereins zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten". Außerdem ist er Herausgeber und Chefredakteur des "Deutschlandkurier", welcher der AfD in den Wahlkampfjahren 2017 und 2018 tausendfach gratis zur Verfügung gestellt wurde. Dabei handelte es sich um illegale Parteienfinanzierung. Bendels ist dem Bericht des "Spiegel" zufolge Fan von Donald Trump und vom völkischen Flügel der AfD, verbreite zudem auch öfters Aussagen des rechtsextremen Thüringer AfD-Landeschefs Björn Höcke.

Die Rechten dürften sich über die Social-Media-Beiträge des Influencers erfreut zeigen. Dem "Spiegel" zufolge hatte sich Höckes Büroleiter im Landtag von Thüringen in Form eines mittlerweile gelöschten X-Postings über den "metapolitischen Erfolg" gefreut. Als "Metapolitik" wird in dieser Szene die Strategie bezeichnet, mittels Kulturkampf Debatten nach rechts zu rücken, heißt es in dem Bericht.

Jeremy Fragrance plädiert auf Unwissenheit

Der deutsche Ableger des "Business Insider" hat Jeremy Fragrance um ein Statement gebeten. Dieser schreibt via E-Mail, dass er zum Zeitpunkt des Fotos nicht gewusst habe, wofür der Politiker Gerald Grosz stehe. Grosz habe ihn um ein Foto gebeten, und er sei diesem Wunsch nachgekommen. Er mache grundsätzlich Fotos mit Menschen, die ihm sympathisch seien, heißt es in dem Bericht. Die anderen Fotos ließ er unkommentiert.

Sky nimmt Doku aus dem Programm

Für seine Karriere dürfte die Aktion jedenfalls erste Konsequenzen haben: Der TV-Sender Sky hatte ihm eigentlich eine eigene Doku-Serie gewidmet. Diese wird ab Dienstag aus dem Angebot entfernt, wie es in einem Bericht des "Stern" heißt. Eine Fortsetzung und eine weitere Zusammenarbeit seien ohnehin nicht geplant gewesen.

Ebenfalls kommt in dem Bericht des deutschen Mediums der Heel-Verlag zu Wort, welcher das Buch "Power, Baby! Die Jeremy-Fragrance-Story" veröffentlicht hat. Auch hier heißt es, dass eine weitere Zusammenarbeit nicht geplant sei und dass es keine Neuauflage des besagten Buches geben werde. (stm, 11.12.2023)