Reinhart Waneck war vom Jahr 2000 bis 2004 Gesundheitsstaatssekretär in den schwarz-blauen Koalitionen I und II. Heuer hat er (im Eigenverlag) eine Autobiografie in Skizzen vorgelegt, die persönlich gefärbt ist, für politisch Interessierte aber auch einen Einblick in eine spezielle Welt gibt: das Milieu jener Deutschnational-Liberal-Protestantischen in der FPÖ, die ihre Tradition auf den großdeutschen Nationalliberalismus des 19. Jahrhunderts zurückführen. Ein Milieu einer Honoratiorenpartei, das in der rechtspopulistischen FPÖ seit Jörg Haider (und Herbert Kickl) ziemlich zurückgedrängt wurde.

Reinhart Waneck, "Macht und Ohnmacht in der Politik. Eine Autobiografie in Skizzen". € 16,50 / 255 Seiten. Eigenverlag, Wien 2023
Eigenverlag, Wien 2023

Der Radiologe Reinhart Waneck ist "durch Zufall in die Politik gekommen". Er zeigte ambitionierten Reformwillen in der Gesundheitspolitik, stieß aber oft auf Widerstand auch in der eigenen Partei. "Fast 20 Jahre später" sei das von ihm angestoßene Projekt der Zusammenlegung von Krankenkassen teilweise umgesetzt worden (in der Regierung Kurz). Er stammt aus einer Familie großdeutsch und deutschnational gesinnter Honoratioren, ursprünglich aus Böhmen.

Waneck selbst überschreibt ein Kapitel mit "Warum ich ein Liberaler bin" und führt das auf die deutschnational-liberale studentische Tradition des frühen 19. Jahrhunderts (das Fest 1817 auf der Wartburg gegen Kleinstaaterei und reaktionäre Politik) zurück. Er gehört der nichtschlagenden Burschenschaft Wartburg an.

Er ist aber auch ein "Altösterreicher und verkappter Monarchist" (ein konstitutioneller), der sich auf Josef Roth bezieht. "Alle drei Überzeugungen, k u k. Monarchie, die Deutsche Nation und mein Heimatland Österreich, sind konstitutiv in meinem Denken und Handeln", zieht er Resümee.

Waneck, der als seine Vorbilder auch Viktor Frankl und Erwin Ringel nennt, bezweifelt übrigens, "dass in der derzeitigen FPÖ liberales Gedankengut denselben Raum hat, wie es noch in den 70er- und 80er-Jahren der Fall war". (Hans Rauscher, 11.12.2023)