Mit 374 PS war der BMW nach dem Audi der am üppigsten motorisierte Allradkombi im Testeinsatz, schlägt aber beim Verbrauch nicht über die Stränge. Für Patrioten: Reihensechser aus Steyr!
Foto: Andreas Riedmann

Während der Kombi langsam von unseren Straßen verschwindet, ist er in anderen Märkten schon längst ausgestorben. Die DACH-Region scheint wirklich die letzte Hochburg dieser Klasse zu sein, erkennbar daran, dass wir hier (fast) nur deutsche Kombis getestet haben. Zum Abschied zeigt uns BMW noch einmal, wie’s richtig geht, und führt uns vor Augen, was wir hier eigentlich verlorengehen lassen. Hier verkörpern die drei üblichen Fahrmodi Sport, Comfort und Eco die drei Stärken, die ein Kombi meistern muss. Fahrspaß, Bequemlichkeit und Praktikabilität.

Ersteres beschert uns der dreilitrige 374-PS-Reihensechser, danke Steyr, beim M3 sind es sogar 510. Und auch wenn er an die absurde Leistung vom Audi nicht herankommt, wirkt er doch etwas sportlicher hinterm Steuer: merkbar weniger bis kaum Turbo-Lag, blitzschnelle Achtgangautomatik. Und so einen niedrigen Schwerpunkt und das damit verbundene Fahrverhalten wird es in einem SUV auch niemals geben, die Physik erlaubt es nicht.

Besonderheit und Alleinstellungsmerkmal schon seit ewig bei BMW-Kombis (und -SUVs): Weniger sperrige Gegenstände lassen sich durch die extra öffnende Heckscheibe in den Kofferraum einfädeln. Hilfreich zum Beispiel, wenn man so knapp einparkt, dass man die große Heckklappe kaum öffnen könnte.
Foto: Andreas Riedmann

In Sachen Luxus haben es die Kombis platzbedingt etwas schwerer, doch auch hier kann der BMW punkten. Für die Swarovski-Bestückung im Innenraum hat's zwar nicht ganz gereicht, aber schäbig ist was anderes. Das Ein-Display-Design des Bordcomputers ist mit ausgezeichneter Software versehen, und das Interface ist intuitiv und unkompliziert gestaltet, wenn auch sehr Touchscreen-lastig. BMW meint, dass ein Fokus auf Sprach- und Touchbedienung angenehmer und weniger ablenkend ist als Tasten und Schalter, das ist allerdings falsch.

Alles halb so wild, weil man auch auf langen Fahrten durchgehend bequem sitzt, während ein fast makelloser Autopilot souverän die Spur hält und automatisch die momentan geltende Höchstgeschwindigkeit einhält. Oder um einen einstellbaren Wert überschreitet – ich frage mich, wie lange das noch mit dem Gesetzgeber d'accord bleibt.

Fahrdynamik ist und bleibt die Domäne von BMW, egal ob Coupé oder Kombi, ob konventionell motorisiert oder rein elektrisch.
Foto: Andreas Riedmann

Zu guter Letzt der Utilitarismus, weil alles Bisherige eigentlich auch auf eine Limousine zuträfe. Der Kofferraum fasst 500 Liter, der Tank 59. Mit umgeklappten Sitzen erhöht sich Ersterer auf 1510, Letzterer bleibt gleich. Bei acht bis neun Liter Verbrauch reicht das aus, um eine kleinere Couch um die 700 km zu befördern, und wenn sie wirklich sehr klein ist, kann man sie auch durch das Heckfenster ein- und ausladen. Seitdem die E-Motor-Lobby dafür gesorgt hat, dass alle Heckklappen elektrisch sind, ist es ganz nett, für kleinere Dinge schnellen manuellen Zugriff zum Kofferraum zu haben.

Gibt es also irgendetwas, was der M340i xDrive Touring nicht kann? Nicht wirklich, nein. Für die Stadt ist er ein bisschen lang, bleibt aber unter fünf Metern. 4,6 Sekunden auf hundert ist nicht übermäßig beeindruckend. Er ist jetzt keine Schönheit, wie sie im Buche steht, aber welcher Kombi ist das schon? Die Nieren sind eindeutig dezenter als bei vielen Verwandten. Alles, was man ihm vorwerfen kann, ist ein Startpreis von 82.750 Euro. Den verdient er sich aber eher als andere in der Preisklasse. (Felix Pisecker, 16.12.2023)

Zweite Meinung

Der Innenraum ist gut bespielt, das gilt auch für den Kofferraum. Ist man so sportlich veranlagt wie der BMW selbst, wird man Platz für Surfbretter und sowas brauchen – dann wird man die Rückbank öfter umlegen müssen. Das Leben lässt sich vielfältig organisieren, bitte schön. Insgesamt ist der munter motorisierte Kombi ein kompakt anmutendes Gerät mit dem vielleicht direktesten Zugang zur Straße im Vergleich – und er gewinnt den Schönheitspreis für die keckste dynamische Front. Der Kammerjäger hatte hier die wenigste Arbeit, Palomena prasina verschaute sich nicht ins Innere. (Armin Karner, 16.12.2023)

Und mit einem letzten Blick auf die fünf Allrad-Kombis, die zur Beschau anstanden, nehmen wir für heuer Abschied vom Collio. Auf Wiedersehen 2024 – dann ganz oder zumindest lokal emissionsfrei.
Foto: Andreas Riedmann