Rollt der Ball in Leoben weiter?
APA/ERWIN SCHERIAU

Wirbel in der Steiermark: Laut einem Bericht der "Kleinen Zeitung" kam es am Donnerstag zu Hausdurchsuchungen der Wiener Kriminalpolizei an mehreren Standorten in der Steiermark und in Kärnten. Dabei sollen mehrere Datenträger sichergestellt worden sein. Teil der Ermittlungen sollen unter anderem Zweitligist DSV Leoben und Obmann Mario Bichler sein.

Bichler soll laut "Kleiner Zeitung" Teil eines verbotenen Pyramidensystems sein, es sind mehrere Strafverfahren anhängig. Die Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt Wien ermitteln gegen 20 Beschuldigte aus Österreich, Deutschland und der Schweiz wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs. Die Vorwürfe lauten: Anlagebetrug, Geldwäsche und die Frage, ob der Klub seine Geldflüsse über schwarze Kassen abwickelte. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Im Visier

Im Zentrum der Ermittlungen steht das Unternehmen Paraiba. Die Kryptowährungsfirma ist schon länger im Visier der Staatsanwaltschaft: wegen des Verdachts des schweren gewerbsmäßigen Betrugs und des Betriebs eines verbotenen Pyramidenspiels. Paraiba hätte vor drei Jahren Hauptsponsor des DSV Leoben werden sollen. Aufgrund einer fehlenden gültigen Banklizenz in Österreich klappte das nicht. Deshalb wurde ein Deal mit der Dosengetränke-Firma KAIF abgeschlossen. Dies lief über die vor einem Jahr in Konkurs gegangene Ancor Group.

Im März 2022 wurde für Paraiba von der deutschen Finanzmarktaufsicht eine Investorenwarnung ausgesprochen. Damals stieg Bichler vom Stellvertreter zum neuen Klubobmann Leobens auf. Doch nun scheint es, als ob Bichler schon damals mehr als nur ein Verbindungsmann gewesen sein könnte. Er soll einer der führenden Köpfe des Paraiba-Nachfolgeunternehmens Trillant sein und zu den Top-Empfängern gehören.

Mission 2028

Bichler selbst wollte laut "Kleiner Zeitung" nicht persönlich Stellung nehmen. Sein Anwalt erklärte, dass gegen den DSV "nicht ermittelt" werde und dass die Vorwürfe lediglich im Zusammenhang mit der Sponsorvereinbarung mit Paraiba stehen würden. Diese sei jedoch nach vier Monaten beendet worden. Bichler habe weder mit Paraiba noch mit Trillant direkt etwas zu tun: "Das ist zu 100 Prozent auszuschließen." Das Schadensvolumen wird auf 165 Millionen Euro geschätzt. Diese Kryptogelder sollen sowohl zur persönlichen Bereicherung genutzt als auch ins Sponsoring für den DSV Leoben geflossen sein.

Darüber hinaus liegt der Kleinen Zeitung eine dem Strafakt beigefügte anonyme Anzeige vor, wonach beim Verein zwei unterschiedliche Spieler-Verträge existieren - ein offizieller und einer, der den Kickern zusätzliche Nettosummen garantiere. "Ausbezahlt würde über eine tschechische Bank, womit der Straftatbestand der schweren Steuerhinterziehung gegeben wäre", hieß es in dem Artikel. Die Kleine Zeitung verfügt nach eigenen Angaben über gesicherte Informationen, wonach Spieler Gehälter aus "dubiosen" Quellen zum Beispiel in Spanien und Litauen erhalten haben.

Der Traditionsverein war vergangene Saison aus der Regionalliga in die zweithöchste Spielklasse aufgestiegen. Man hatte außerdem die "Mission 2028" ausgerufen, das Ziel ist der Aufstieg in die Bundesliga. Nach einem starken Saisonstart schwächelten die Steirer, man trennte sich überraschend von Chefcoach Carsten Jancker, mit Fortlauf der Spielzeit wurden die Leistungen wieder besser. Aktuell liegt Leoben auf Platz sieben.

Abwartend

Die Fußball-Bundesliga ist in der Causa DSV Leoben derzeit vor allem auf Erkenntnisse der Ermittlungsbehörden angewiesen und prüft einen Antrag auf Akteneinsicht. "Der Senat 5 wird im Rahmen seiner verbandsrechtlichen Möglichkeiten Untersuchungen durchführen und bei Leoben Nachfragen anstellen", sagte Liga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer der APA.

Außerdem meinte Ebenbauer: "Ich muss aber darauf hinweisen, dass wir keine Ermittlungsbehörde sind. Wir sind abhängig von Informationen und Kenntnissen der zuständigen Behörden und deshalb etwas in Abwartehaltung".

Im Moment ist auf jeden Fall davon auszugehen, dass der DSV Leoben auch in der Frühjahrssaison in der 2. Liga zu sehen sein wird. "Aus unserer Sicht ist Leoben Mitglied der Bundesliga und wird weiterhin in der 2. Liga spielen. Es gibt derzeit keinen Grund, dass das anders wäre", meinte Ebenbauer.

Aus heiterem Himmel kamen die Vorwürfe gegen den DSV für die Liga nicht. "Es gab vor ein paar Wochen ein anonymes Schreiben ohne Beweise und Dokumente an die Behörden und uns. Wir sind damals schon tätig geworden und haben Stellungnahmen vom Club und vom zuständigen Wirtschaftsprüfer angefordert", berichtete Ebenbauer.(red/APA, 14.12.2023)