Heli-Austria-Notarzt Roman Schniepp hat den neuen In-Ohr-Sensor schon getestet.
Gerrit Schweiger/Cosinuss

Bei der Rettung aus alpinen Notlagen oder nach schweren Autounfällen läuft die Zeit. Damit die Notärzte in Sekundenschnelle die wichtigsten Vitalwerte der Patienten haben, testet das Flugrettungsteam von Heli Austria in St. Johann im Pongau derzeit eine neu entwickelte Technik. Der kabellose Ohrsensor ist so groß wie ein Hörgerät und überträgt vom Ohr des Patienten Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung auf ein Handy oder Tablet. Bei Lawinenopfern kann er auch die wichtige Körperkerntemperatur erfassen.

Der Münchner Medizintechnikhersteller Cosinuss von Johannes Kreuzer hat den Sensor mit der Flugrettung Martin von Heli Austria entwickelt und ein Jahr lang erprobt. Das Ohr ist sehr stabil durchblutet – auch bei unterkühlten, schwerverletzten oder schockierten Patienten, sagt Notfallmediziner Roman Schniepp, der in der Probezeit dabei war.

Bei einem Rettungseinsatz aus der Luft sind die Notärzte auf genaue medizinische Daten angewiesen. Je exakter die Vitalparameter der Verletzten bereits während des Fluges gemessen werden können, desto größer sind die Überlebenschancen. Neben Sauerstoffinhalatoren und Defibrillatoren hat jeder Rettungshubschrauber von Heli Austria auch ein Elektrokardiogramm (EKG) und ein Blutdruckmesssystem an Bord.

4.000 Hubschraubereinsätze im Vorjahr

"Dieses Patientenmonitoring kann völlig neue Maßstäbe in der Luft- und Bergrettung setzen", freut sich Helikopterunternehmer Roy Knaus. Heli Austria ist einer der größten privaten Hubschrauberbetreiber in Österreich. Im Vorjahr ist das Flugrettungsteam rund 4.000 Einsätze in ganz Österreich geflogen. Tausenden Menschen wurde aus der Luft das Leben gerettet.

Nach einer weiteren Entwicklungsstufe soll das Gerät auch Blutdruck und Atemfrequenz messen. In einem nächsten Schritt ist zudem angedacht, dass die Vitalparameter aus dem Helikopter auch in das Krankenhaus, das angeflogen wird, übertragen werden. Ein Testbetrieb mit einer Münchner Uniklinik laufe bereits erfolgreich. Der Im-Ohr-Sensor ist für den europaweiten Einsatz als Medizinprodukt vorgesehen und kostet für den professionellen Betrieb inklusive Lizenzen rund 2.000 Euro pro Set. Weitere Flugrettungsunternehmen haben bereits Interesse gezeigt, das neue Patientenmonitoring einzusetzen. (Stefanie Ruep, 14.12.2023)