Fäden in Textilfabrik
Die Firma Body Fashion, der arbeitsrechtliche Verstöße vorgeworfen werden, belieferte auch die Vorarlberger Textilfirma Huber.
Stoegmueller Katharina / VGN Med

Götzis – Dem Vorstandsvorsitzenden des Vorarlberger Wäscheherstellers Huber Holding AG, Robert Ng, wird Lohndiebstahl vorgeworfen. Laut dem Verein Südwind soll Ng in Thailand rund 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Firma Body Fashion 5,5 Millionen Euro an Lohn vorenthalten haben und die Forderungen trotz mehrerer Gerichtsurteile nicht beglichen haben. Body Fashion ist Teil des Textilimperiums von Ng – auch bekannt unter dem Namen Ng Man Choong – und belieferte Huber. Die Huber Holding AG untersucht nun ihre im Jahr 2020 unterhaltenen Lieferbeziehungen.

Nach Angaben des Vereins, der sich auf eine Recherche des Worker Rights Consortium (WRC) stützt, wurden während der Pandemie im Juli 2020 rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Body Fashion gekündigt, angeblich ohne jede vorherige Benachrichtigung. Kurze Zeit später wurden auch die letzten rund 100 Arbeitnehmenden freigesetzt, Body Fashion wurde endgültig zugesperrt. Gerichtsurteile aus dem Jahr 2022 bescheinigen den Arbeitern ihr Recht auf bezahlte Löhne während Freistellungen in der Pandemiezeit, auf Abfindungen und auf die Zahlung von Boni und Zinsen. Body Fashion kam den Urteilen aber nicht nach, worauf sich die Arbeiter an das Solidarity Center, eine internationale Organisation für Arbeiterrechte, und an das WRC wandten. Das Firmenkonstrukt von Robert Ng verfügt laut WRC über ausreichend finanzielle Ressourcen, um die Arbeiterinnen von Body Fashion vollständig zu entschädigen.

Huber: Erwarten Einhaltung der Arbeitsbedingungen durch Lieferanten

"Bei dieser Sachlage sprechen wir ganz klar von Lohndiebstahl", stellte Gertrude Klaffenböck von Südwind fest. Man fordere Ng auf, sich an die Gesetze zu halten und den Arbeitern umgehend zu bezahlen, was ihnen zustehe. Von der Huber Holding AG verlangte Südwind, "die Verantwortung für ihre Lieferkette zu übernehmen". Zudem wurde an Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) appelliert, "die Huber Holding AG aufzufordern, sich für die Rückzahlung der Lohnschulden bei den Arbeitern einzusetzen". "Auch österreichische Konsumenten, die in den letzten Jahren bei Huber-Marken gekauft haben, können nicht sicher sein, ob die Arbeiter dafür bezahlt wurden", sagte Klaffenböck.

Dem ORF Vorarlberg lag eine Stellungnahme der Huber Holding AG vor. "Weitere interne Recherchen unserer Zollabteilung haben ergeben, dass im Jahr 2020 begrenzte Lieferungen durch die Firma Body Fashion Thailand erfolgten. Die Fakturierung dieser Lieferungen an uns erfolgte jedoch durch einen unserer gelisteten Lieferanten", wurde daraus am Freitag zitiert. Es sei davon auszugehen, dass die Produktion aufgrund der Pandemie an einen Unterlieferanten vergeben worden sei, hieß es von der Huber Holding AG. Das werde nun untersucht. "Wir erwarten die volle Kooperation unseres Lieferanten, da sich alle unsere Zulieferer zur Einhaltung der Beschäftigungs- und Arbeitsbedingungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) verpflichtet haben", so das Unternehmen. (APA, red, 15.12.2023)