Judith Engel, Anneke Kim Sarnau, Lina Beckmann im
Weiß Evelyn Sonntag (Judith Engel, links) mehr als sie zugibt? Anneke Kim Sarnau, (rechts) und Lina Beckmann werden es herausfinden.
Foto: NDR, Christine Schroeder

Der Tote ist schrecklich zugerichtet, in seinem Mund steckt ein Lederknebel. Vielleicht Sadomaso-Szene, mutmaßen die Ermittler, und da ist dieser Phantomschmerz zum ersten Mal.

Man stellt sich vor, wie jetzt Kommissar Sascha Buckow (Charly Hübner) in die einschlägigen Rostocker Clubs eintaucht oder auch einmal reintrampelt. Aber nein, es gibt ihn, diesen wunderbar raubeinigen Kommissar aus dem Polizeiruf 110, ja nicht mehr.

Nur Gespenster heißt der zweite Fall aus Rostock, der ohne Buckow auskommen muss. Jetzt sind seine langjährige Partnerin Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Melly Böwe (Lina Beckmann) dran. Im Film ist sie Buckows Halbschwester, im echten Leben seine Frau.

Buckow-Erbmonarchie

Ob das nun eine Buckow-Erbmonarchie sei, jammert der karrieretechnisch übergangene Volker Thiesler (Josef Heynert), bekommt aber von Böwe zu hören, wo der Hammer hängt: "Ich bin jetzt Ihre neue Vor­gesetzte, wenn Sie das nicht akzeptieren, wird es ungemütlich. Aber nicht für mich."

Doch zurück zum Fall: Am Tatort werden Haare einer Frau gefunden, die vor 15 Jahren, als Teenager, verschwunden ist und die ihr Vater für tot erklären ließ. Dass mit dieser Familie was nicht stimmt, ist klar.

Die Last trägt Mutter Evelyn Sonntag, herausragend und schmerzensreich gespielt von Judith Engel. Immer tiefer wühlen sich die Kommissarinnen in die Vergangenheit der Familie. Es ist eine fürchterliche Geschichte vom Wegschauen. Am Ende zu dick und dramatisch aufgetragen, aber dennoch eindringlich.

Verraten sei noch so viel: Eine neue Figur kommt in den Rostocker Polizeiruf, sie hat mit Königs DDR-Vergangenheit zu tun. Sascha Buckow ist es leider nicht – aber dennoch ein sehr vielversprechender Geist von früher. (Birgit Baumann, 17.12.2023)