Parlamentsgebäude am Ring wird mit der Aids-Schleife angestrahlt
Jedes Jahr infizieren sich in Österreich 400 Menschen neu mit dem HI-Virus. Auch auf diese Gefahr macht der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember aufmerksam. Deshalb wurde auch das österreichische Parlament mit der Aids-Schleife Red Ribbon angestrahlt.
APA/EVA MANHART

Es tut sich was in der Gesundheitsvorsorge. Am 1. Dezember, dem Welt-Aids-Tag, wurde eine Vier-Parteien-Einigung auf kostenlosen Zugang zur HIV-Prä-Expositionsprophylaxe (Prep) verkündet. Und die wird "noch vor dem Sommer 2024" umgesetzt, berichtete Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Freitag bei einer Pressekonferenz. Derzeit nehmen geschätzt rund 2.000 HIV-negative Risikopersonen das Medikament zum Schutz vor einer Ansteckung ein. Mit der Neuregelung sollen insgesamt mehr als 3.000 Betroffene davon profitieren.

Prep ist für Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), und Partnerinnen und Partner von HIV-positiven Menschen empfohlen, erläutert Rauch. Die monatlichen Kosten betragen meist mehrere Hundert Euro, ausgewählte Apotheken bieten Prep aber auch für rund 50 Euro pro Monat an. "Wir machen Prep jetzt gratis, weil Gesundheit – das ist der Punkt – keine Frage des Einkommens sein darf", betont der Minister. Zudem dankte er dem Koalitionspartner ÖVP sowie SPÖ und Neos für den gemeinsamen Entschließungsantrag mit seiner Partei.

400 HIV-Neuinfektionen pro Jahr

"Die ärztliche Verschreibung bleibt Voraussetzung", sagt Rauch. Dafür sind auch regelmäßige Kontrolltermine beim Arzt oder der Ärztin und HIV-Tests notwendig. Die Bundesregierung stellt der Sozialversicherung für die Gratis-Prep jährlich fünf Millionen Euro bis Ende 2027 zur Verfügung. "Das Ziel ist klar, bis 2030 soll Aids verschwinden", hofft Rauch. Derzeit gebe es in Österreich rund 400 HIV-Neuinfektionen pro Jahr. Bei rechtzeitiger Diagnose und richtiger Behandlung bricht Aids nicht aus, die Betroffenen sind nicht mehr ansteckend und haben mittlerweile die gleiche Lebenserwartung wie die übrige Bevölkerung.

"Bei korrekter Einnahme wirkt Prep genauso gut wie das Kondom", sagte Aids-Hilfe-Wien-Geschäftsführerin Andrea Brunner bei der Pressekonferenz. "Wir kennen Fälle von jungen Menschen, die aufgrund der Teuerung aufgehört haben, Prep zu nehmen, und ein paar Monate später HIV-positiv waren", berichtet sie. Österreich gehe nun den Weg von europäischen Vorbildern wie Deutschland und Spanien. "Natürlich empfehlen wir Kondome, aber wir empfehlen auch die Prep", sagt sie auf Nachfrage.

"Das ist ein echter Erfolg für viele Aktivistinnen und Aktivisten, die jahrelang für die kostenlose Prep gekämpft haben. Diese HIV-Prävention auf Kosten des öffentlichen Gesundheitssystems wird ein echter Gamechanger im Kampf gegen HIV und Aids sein", freut sich SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner in einer Aussendung. "Das schützt nicht nur Menschen vor dieser gefährlichen Krankheit, sondern spart auch den Krankenkassen die um ein Vielfaches höheren Behandlungskosten nach einer Ansteckung", lobt auch die Homosexuelle Initiative (Hosi) Wien. (APA, red, 15.12.2023)