Aufnahme der Trauernden den im Stephansdom
Die Messe für Karl Schwarzenberg im Wiener Stephansdom.
IMAGO/Patrik Uhlir

Nachdem vor einer Woche im Prager Veitsdom ein Requiem "mit staatlichen Ehren" stattgefunden hatte, fand nun auch in Wien der feierliche Abschied von Karl (Fürst) Schwarzenberg statt. Im Wiener Stephansdom hielt Kardinal Christoph Schönborn das Requiem für den österreichisch-tschechischen Politiker und Denker. Bundespräsident Alexander Van der Bellen erinnerte vor zahlreichen Vertretern des öffentlichen Lebens in einer bemerkenswerten Rede an Schwarzenberg , dessen Familie aus Böhmen flüchten musste, der dann lange in Österreich wirkte und schließlich zweimal tschechischer Außenminister und einmal auch Präsidentschaftskandidat wurde.

Die österreichische Bundesregierung war durch Außenminister Alexander Schallenberg vertreten. Unter den zahlreichen Gästen (darunter auch Altbundespräsident Heinz Fischer, Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger, Ex-Außenministerin Ursula Plassnik, EU-Parlaments-Vizepräsident Othmar Karas, sowie viele Vertreter der europäischen Aristokratie) wurde gemutmaßt, das Fehlen weiterer ÖVP-Regierungsspitzen habe entweder mit den kritischen Worten zu tun, die Schwarzenberg über Sebastian Kurz gefunden hatte – oder mit "historischer Unwissenheit".

"Überzeugter Demokrat und glühender Europäer"

Dafür wurde Schwarzenberg (1937-2023) umso einfühlsamer vom Bundespräsidenten und vom Kardinal gewürdigt. Schwarzenberg sei "früher als viele andere ein überzeugter Demokrat und glühender Europäer" gewesen, sagte Van der Bellen und erinnerte daran, wie "der Fürst" (so VdB) den Widerstand gegen die Kommunisten in der damaligen CSSR unterstützt hatte, insbesondere den späteren Präsidenten Vaclav Havel, dessen "Kanzler" (Bürochef) Schwarzenberg dann wurde. Er sei "ein Kosmopolit in der besten und schönsten Form" gewesen, "vielsprachig, gebildet, großzügig, offen und neugierig, weitblickend und vielschichtig". Van der Bellen stellte die rhetorischen Fragen: "War er liberal oder konservativ? War er Tscheche? Schweizer? Österreicher? Europäer?" und gab sich selbst die Antwort: "Er war alles. Alles".

Van der Bellen und Doris Schmidauer
Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit seiner Frau Doris Schmidauer im Stephansdom.
IMAGO/Patrik Uhlir

Schwarzenberg habe den "Idealtypus eines Staatsmanns" dargestellt. Gleichzeitig sei er "Citoyen im besten Sinne" gewesen. "Jemand, aus der sogenannten Elite, der sich persönlich engagiert und für seine Ideale gekämpft hat. Einer, der die Komfortzone verlassen und so zum Vorbild für uns alle geworden ist." Und: "Populismus jeder Art war ihm zuwider."

"Das mehrsprachige Europa. Das vielschichtige Europa. Ein Europa, das durch ihn ein Gesicht und eine Zukunft bekommen hat", sagte der Bundespräsident. Er sei „in Schlössern genauso zu Hause gewesen wie im Kaffeehaus" und immer dialogfähig geblieben. "Seine Wurzeln hatte er in Europa. Und nicht in einem Land, Nein, in vielen." Er sei „Brückenbauer" gewesen unter anderem zwischen Österreich und Tschechien oder für die Aussöhnung zwischen Tschechen und Deutschen, sagte der Bundespräsident, dem gegen Ende fast die Stimme versagte.

Politische Fürbitte

Kardinal Christoph Schönborn zelebrierte den Gottesdienst mit Mozarts "Requiem", vorgetragen vom wunderbaren Wiener Domorchester und dem Vokalchor St. Stephan. Er sagte in seiner Predigt, Schwarzenberg sei sich bewusst gewesen, dass er "ein Sünder, aber doch ein überzeugter Christ" gewesen sei. Schönborn, der selbst aus einem alten böhmischen Adelsgeschlecht stammt, erinnerte daran, dass die Schwarzenbergs sich als Tschechen verstanden hätten, die Schönborns als Deutsche. "Kary" Schwarzenberg habe Traditionen gelebt, sei aber nie zum starren Traditionalisten geworden. Durch seine Unterstützung für Vaclav Havel vor und dann in der "Samtenen Revolution" 1989 habe Schwarzenberg eine "Sternstunde" erkannt und genutzt.

Von den zahlreichen Mitgliedern der Familie Schwarzenberg traten während der Liturgie seine Tochter Lila (die einen Film "Mein Vater, der Fürst" gestaltet hat) mit der Lesung aus dem Brief von Paulus an die Thessaloniker hervor, sowie sein Sohn Johannes („Aki“), der eine bemerkenswert aktuell-politische "Fürbitte" sprach: "Lass‘ die Parteien, die die Werte der Republikgründer teilen, zur Zusammenarbeit finden, damit Österreich ein freies und tolerantes Land bleibt." (Hans Rauscher, 16.12.2023)