Anette Baer (Jeanette Hain) und ihr Sohn Lucas Baer (Bela Gábor Lenz) im neuen
Anette Baer (Jeanette Hain) und ihr Sohn Lucas Baer (Bela Gábor Lenz) im neuen "Tatort" auf Frankfurt.
Foto: HR

Man darf sich ja vor Weihnachten etwas wünschen. Dann bitte, liebes Christkind, bring uns doch einen feinen Weihnachts-Tatort.

Das ist schon zu einer netten Tradition geworden und nicht zu viel verlangt. Im Vorjahr etwa ermittelten die Münchner Kommissare Batic und Leitmayr im Agatha-Christie-Stil. Köstlich.

Doch leider hat das Christkind dieses Jahr den Wunschzettel verschlampt. Im Packerl sind nur öde braune Socken – und davon gleich zwei Paar.

Zum einen hat der Frankfurter Tatort, den die ARD am Stefanitag zeigt, nichts mit Weihnachten zu tun. Er spielt im Sommer. Diese Lieblosigkeit ist schon einmal eine Zumutung.

Zudem ist die Folge mit dem Titel Kontrollverlust so ungenießbar wie harter Lebkuchen. An Jeanette Hain, die eine Bildhauerin mit schwierigem Sohn verkörpert, liegt es nicht. Sie ist super. Und im Tatort neben der Spur, als der ­Filius mit blutigen Händen auftaucht, aber meint, er habe eine befreundete feministische Gamerin nicht umgebracht.

Ja, wer war’s dann? Anna Jannecke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) trotten bei der Spurensuche auf mehreren ausgetretenen Pfaden. ­Zuerst geht’s um Feminismus, zwischenzeitlich kurz und abrupt um die DDR, später um Psychologie und Kunst.

Die Mutter leidet, der Sohn leidet, man weiß sowieso, wer es war. Also leidet man als Zuseherin auch – vor allem wegen platter Sätze wie: "Kinder werden groß, das tut weh."

Es folgt ein Finale aus dem Krimi-Setzkasten. Das ist der Moment, an dem man schaut, was der ORF am Stefanitag so bietet. Ah, das Traumschiff. Warum nicht? Schlimmer als der Tatort kann es nicht werden. (Birgit Baumann, 26.12.2023)