Wayne Griffiths, Vorstandsvorsitzender Seat und Cupra, vor dem spektakulären, im Herbst auf der IAA in München präsentierten Showcar Cupra Dark Rebel.
Foto: Seat

Da war die Aufregung groß: Seat wird eingestellt, Cupra gehört die Zukunft. Umgehend mühte sich Wayne Griffiths, Chef der beiden hispanischen VW-Konzern-Marken, die Wogen zu glätten und die "Alles falsch"-Richtigstellung durch die Medien zu jagen. Kernbotschaft: Seat bleibt bestehen, an den irritierenden Meldungen sei nichts dran.

Das scheint auch schon deshalb schlüssig, als man mit einer Massenmarke trotz geringerer Marge (pro Fahrzeug) halt immer noch mehr Geld einfährt als mit einer, die eine – wenn auch sukzessive größer werdende – Nische bedient.

Zusammen sind wir stark

Nein, betont auch Wolfgang Wurm, in der Porsche-Austria-Geschäftsführung unter anderem für Seat, Cupra und Škoda verantwortlich, bei der traditionellen Jahresrückblick- und Jahresvorschau-Pressekonferenz, es bleibe alles wie gehabt, "mit Seat als unserer Einstiegs- und Cupra als unserer Performance-Marke", und zusammen sind wir stark – stärker denn je nämlich: Erstmals durchstoße man heuer bei den Auslieferungen mit vereinten Seat-Cupra-Kräften die 20.000er-Marke, bei den Zulassungen geht es sich wohl knapp nicht aus, und natürlich seien die prognostizierten 7,3 Prozent Marktanteil ein Rekord, bei einem Gesamtmarkt 2023 in Höhe von rund 240.000 Neuzulassungen.

Gemischtes Doppel – von Jänner bis November beläuft sich der Marktanteil sogar auf 8,2 Prozent (18.208 Neuzulassungen), was sich laut Wurm wie folgt zusammensetzt: 5,1 Prozent Seat, 3,1 Cupra. Im heimischen Markenranking entspricht das den Positionen fünf und 14, wobei Seat auf ein Plus von 15,2 Prozent zurückblicken kann, Cupra im fünften Jahr des Bestehens auf 37,1.

In der heimischen Elektromarken-Rangliste belegt Cupra heuer Rang sechs mit nur einem Modell, dem Born Alpha. Ende 2024 kommt Zuwachs.
Foto: Stockinger

Interessant auch noch die Elektro-Rangliste: Tesla führt, wiederum Beobachtungszeitraum Jänner bis November, die Top Ten mit 18 Prozent Marktanteil an, gefolgt von BMW (11,9), VW (10,9), Škoda (7,8) und Audi (6,9). Dann kommt schon Cupra (5,9) mit dem Born – noch vor Mercedes, MG (beide 4,4), Hyundai und Kia (beide 3,7 Prozent). Herausgerechnet kommt Cupra auf 37,1 Prozent E-Anteil in der Marke.

Seat-Cupra-Markenleiter Timo Sommerauer bei der Jahres-Pressekonferenz in Wien.
Foto: Porsche Austria

Timo Sommerauer, in Salzburg Markenleiter von Seat und Cupra, gibt dann einen kursorischen Ausblick auf das kommende Jahr, das kurz gesagt beinhaltet: 40-Jahr-Jubiläum beim Ibiza und 25-jähriges beim Leon, was sich in günstigen Sondermodellen niederschlagen werde. Ein entsprechender Jubel-Ibiza beispielsweise komme dann auf 13.790 Euro, was einer Jubiläumsprämie von 2000 Euro entspreche, schlüsselt Sommerauer auf.

1984 lief bei Seat der erste Ibiza vom Band, wie beim VW Golf zeichnete Giorgetto Giugiaro für das Design verantwortlich. 2024 steht also das 40er-Jubiläum an, und das wird mit entsprechenden Sondermodellen gebührend gefeiert.
Foto: Seat

Neue Seat-Modelle sind 2024 allerdings nicht in Sicht, die längst überfällige nächste Ibiza-Generation (die sich aufgrund der erst jetzt verabschiedeten Abgasnorm Euro 7 verzögert hat, wie auch die vieler anderer Modelle vieler anderer Hersteller auch) ist nicht vor 2025 zu erwarten. Es läuft also letztlich darauf hinaus, dass Seat nächstes Jahr viel Geld in die Hand nehmen wird, um die errungene Marktposition zu verteidigen.

Bei Cupra hingegen geht es Schlag auf Schlag. Zunächst einmal gibt es früh im Jahr eine umfangreiche Modellpflege für den Formentor, der Plug-in-Hybrid soll auf nunmehr über 100 Kilometer elektrische Reichweite kommen.

Im Herbst 2024 fährt das SUV-Coupé Tavascan vor. Der zweite Elektro-Cupra wird in China gebaut.

Und im Herbst fahren dann Tavascan und Terramar vor. Ersterer, ein 4,64-Meter-SUV-Coupé, Größenordnung VW ID.5, aber viel gefälliger, rassiger designt, erweitert die Elektropalette nach oben. Die spanische, europäische Wertschöpfung ist: überschaubar, denn der Wagen kommt, horribile dictu, aus dem kapitalkommunistischen China.

Und der Terramar, ebenfalls ab Herbst 2024, wird wohl der letzte konventionell angetriebene Cupra sein.
Foto: Seat

Jene, denen das ein Kaufen-oder-nichtkaufen-Kriterium ist, sind besser beheimatet beim Terramar. Etwas größer als der Ateca, etwas kleiner als der Formentor, wird dieser SUV im ungarischen Audi-Werk in Raab gebaut. Dem Vernehmen nach handelt es sich dabei um den letzten neuen mehr oder weniger konventionell angetriebenen Cupra, alles danach wird rein elektrisch, jedenfalls aus heutiger Sicht. Für beide Modelle ortet man bereits enormes Interesse.

Im Bereich der (ebenfalls elektrischen) Mikro-Mobilität sind die Spanier mit der Rollermarke Mó vertreten, seit 2021 nämlich. In diesem Zeitraum konnten 425 dieser Einspurer verkauft werden, deren Akku man abnehmen und daheim bequem aufladen oder bei denen man einfach einen zweiten vollen Akku draufschnallen und gleich wieder weiterfahren kann. Den beiden Modellen Mó 125 und 125 Performance gesellt sich 2024 ein Mó 50 hinzu, Sommerauer nennt einen "Zielpreis" von unter 5000 Euro inklusive aller Boni und erwartet einen spürbaren Absatzimpuls.

Für den Elektroroller Seat Mó 50 ist kein Zusatzführerschein nötig. Hoteliers eröffnen sich damit neue Möglichkeiten, Touristen mikromobil zu versorgen.
Foto: Seat

Grund: Die 125er dürfen nur von Menschen mit 125-cm³-Zusatzführerschein oder Motorradführerschein pilotiert werden, der 50er geht ohne. Haupteinsatzgebiet: Tourismus. Man schnappt sich in der Früh so ein Gerät, gurkt herum, wo man will, und stellt den Mó dann wieder zurück.

Agenturmodell

Und im Handel schließlich hat Cupra jetzt eine "unechte Agentur" installiert – "immer gemeinsam mit dem Handel", umreißt Sommerauer den Ansatz, um die Händlerschaft nicht zu verunsichern, sondern aktiv einzubinden. Cupra fungiert da sozusagen als Vorreiter in Österreich, und der elfprozentige Preisvorteil werde voll an die p. t. Kundschaft weitergegeben. Beispiel: Ein Cupra Ateca, der regulär 43.837 Euro koste, sei dann über die Agentur um 39.000 Euro wohlfeil. Dem Ateca werden Leon und Formentor folgen.

Kurze Erläuterung: Prinzipiell ist beim Agenturmodell der Händler nicht mehr der Verkäufer, sondern sozusagen als Agent des Herstellers zwischengeschaltet. Für Kundenberatung, Probefahrten, Fahrzeugauslieferung und Servicedienstleistungen streicht er eine Provision ein, der Verkauf selbst wird aber direkt zwischen Hersteller und der Kundin respektive dem Kunden abgewickelt. Letztlich, meinen etliche skeptische Experten, versucht der Hersteller mit diesem Modell, eigene Risiken zu minimieren und die Gewinne zu maximieren. (Andreas Stockinger, 28.12.2023)