Klar, schlank ist anders, die "Coupé"-Ableger der SUVs sind aber heißbegehrt.
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Jetzt, da es draußen kalt ist und man gerne Sitz-, Lenkrad- und Raumheizung aktiviert, war ich gespannt auf die Reichweitenanzeige bei vollgeladener Batterie: Sie lag stets bei 102 bis 105 Kilometern und langte meist für ehrliche 100. Damit ist der Plug-in-Hybrid dort angekommen, wo er vor zwei Generationen hinwollte.

Mag sein, dass der doppelte Antrieb mit seinem kombinierten Reichweitenversprechen während dieser Wartezeit durch die rasanten Fortschritte beim Elektromobil obsolet gemacht wurde (dessen Freunde sind überzeugt davon), mag sein, der Overkill im Rohstoff-, im Materialeinsatz bei Plug-in-Hybrid stellt ein gewichtiges Manko dar. Viele sehen das aber weiterhin nicht so, denn wie die Zulassungsstatistik deutlich belegt, mutmaßen viele bei E-Autos zum Beispiel gar zu eklatante Diskrepanzen zwischen Normreichweiten und den realen tiefwinters oder hochsommers, und damit nehmen wir das GLC Coupé einmal genauer in Augenschein.

Jüngst erst ist ja diese zweite Generation erschienen, alle Antriebe sind elektrifiziert, entweder mit 48 Volt mildhybridisiert oder eben mit großer Batterie zum Laden.

Das Fassungsvermögen des Kofferraums lässt zu wünschen übrig, die Behälter für die Kabel rauben zusätzlichen Platz, wenn man sie mitführt.
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Groß? Sowohl von der Kapazität (31,2 kWh) her als auch beim Platzbedarf (siehe Kofferraum). Das reicht für bis zu 128 km lokal emissionsfreies Fahren, und wie gesagt, im Testfall wurden daraus um die 100. Drei Plug-in-Hybride stehen zur Auswahl (alle mit Allrad), den verbrennungsmotorischen Part übernehmen jeweils Zwei-Liter-Vierzylinder, davon zwei Benziner mit 204 und 252 PS sowie, und damit sind wir beim konkreten Testfahrzeug, ein Selbstzünder mit 197 PS.

Nach dem Ausstieg von Peugeot – die Franzosen sind (und waren es bald) stets bekannt für ihre formidablen Dieselmotoren – ist Mercedes der einzige Hersteller, der in dieser Kombination weiterhin Potenzial sieht. Manche Menschen, zum Beispiel in österreichischen Ministerien sitzende, sehen das völlig konträr und schließen Diesel-Plug-in-Hybridfahrzeuge von der steuerlichen Förderung kategorisch aus.

Vierstellige Reichweite

Damit zu unseren Erfahrungswerten: Verbrennungsmotorisch kommt man locker 900 km weit, wir reden also von gut 1000 km Gesamtreichweite, anders gesagt: lange läuft ... Bei dann doch reichlich Autobahnstrecke, gefahren im landesüblichen Tempobereich, ergab sich ein Mix von 5,1 Litern Sprit (als Spitzenwert entnahmen wir dem Computerprotokoll 7,2) und 13,7 kWh Strom pro 100 Kilometer, und dass man im überwiegenden Alltagsfall praktisch ausschließlich elektrisch unterwegs sein wird, muss nicht extra betont werden.

Das steht und fällt aber natürlich mit der Ladedisziplin, und apropos: Bei 60-kW-Gleichstromladen ist der Akku in 30 Minuten voll, über den bordeigenen 11-kW-Wechselstromlader bei dreiphasigem Laden dauert es Zweidreiviertelstunden.

Am Langstreckenkomfort gibt es also hinsichtlich Reichweite(n) nix zu bekritteln, an dem beim Fahren im Prinzip auch nicht. Auf Kurvenstrecken macht sich allerdings die schiere Masse von über 2,1 Tonnen bemerkbar, dort fährt sich das GLC Coupé doch recht schwerfällig. Immerhin ist das Fahrwerk markentypisch gut abgestimmt, der Sitzkomfort hoch und "Länge läuft": Langer Radstand (2,89 m) wirkt sich generell komfortfördernd aus, auch wegen besserer Beinfreiheit hinten.

Wuchtige Noblesse: Im Interieur setzt Mercedes gerne auf einen Mix aus Handwerkskunst und digitaler Welt, so auch hier. Der zentrale Berührungsbildschirm ist sanft in Richtung Arbeitsplatz geneigt.
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Damit zum nächsten, zum größten Manko. Kofferraumraum. Ist wörtlich zu nehmen. Koffer hat Raum. Einer. Auch zwei. Dann aber ist bald Schluss. Dabei hat alles so gut angefangen: große, weit aufschwingende Heckklappe! Doch dann: hohe Ladekante, dahinter gleich der Kofferraumboden. Säße dieser zehn Zentimeter tiefer, wäre alles in Ordnung. Die Plug-in-Einbuße schlägt gegenüber den konventionell angetriebenen Typen (545 bis 1490 l) spürbar zu Buche, der Akku braucht Platz. Mit dem normalen GLC ist man da besser dran.

Die Kennung "de" hat Mercedes für Diesel-Plug-in-Hybrid reserviert. Elektrisch läuft das in zweiter GLC-Coupé-Generation deutlich weiter als bisher, nämlich gut 100 Kilometer weit.
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Wie bei echten (zweitürigen) Coupés gilt auch bei den (viertürigen) SUV-haltigen: Autos dieses Zuschnitts mögen zwar optisch gefälliger sein (auch darüber lässt sich streiten), sind aber immer unpraktischer.

Ein Witz ist zudem die Sicht nach hinten, durch diesen Schlitz von Heckscheibe. Und die Seitenschweller? Sehen lässig aus, beim Ausstieg tut man sich aber – sofern man kein Storch ist – schwer, nicht mit einer Wade anzustreifen und sich den täglichen Querstrich Schmutz abzuholen. (Andreas Stockinger, 29.12.2023)