Hamburg/Wien – Eine Geburtstagsparty ohne Gäste, ein mehr oder weniger trinkfester Butler und ein unglücklich platziertes Tigerfell – das sind die Erfolgszutaten des Fernsehklassikers "Dinner for One". Die 18-minütige Kultsendung flimmert nun bereits seit 60 Jahren über die Fernseher in Deutschland. Auch in Österreich gehört die Ausstrahlung des Klassikers längst zur Silvestertradition (heuer am 31.12. um 23.20 Uhr auf ORF 1).

May Warden als Miss Sophie und Freddie Frinton als Butler James in
May Warden als Miss Sophie und Freddie Frinton als Butler James in "Dinner for One".
Foto: ORF/NDR/Annemarie Aldag

Ohne "Dinner for One" geht es nicht ins Neue Jahr – ganz nach dem mittlerweile berühmten Motto "The same procedure as every year". Seine deutsche TV-Erstaufführung hatte der Sketch allerdings nicht einmal zu Silvester. Sondern im März.

"Dinner for One" zu Silvester erst seit 1972

Die Schwarz-Weiß-Produktion mit den beiden Schauspielern Freddie Frinton und May Warden war am 8. März 1963 in der Sendung "Guten Abend, Peter Frankenfeld" erstmals ausgestrahlt worden. Der sympathische Butler James und seine Herrin Miss Sophie kamen beim deutschen Publikum so gut an, dass "Dinner for One oder Der 90. Geburtstag" wenige Wochen später in Hamburg beim NDR auf Englisch aufgezeichnet wurde. Frinton hatte den Sketch da schon seit mehr als zehn Jahren in England mit wechselnden Partnerinnen aufgeführt.

Das Mini-Theaterstück fand über die Jahre immer mehr Fans. Als feste Silvestertradition aber wurde "Dinner for One" erst 1972 etabliert. Seitdem lief es ausschließlich zum Jahreswechsel und nicht mehr nur, um Programmlücken im deutschen Fernsehen zu füllen. Liebhaber hatte der Sketch dann auch in vielen anderen Ländern – lediglich in Frintons Heimatland blieb die Aufführung jahrzehntelang unbekannt.

Die Story: Miss Sophie will ihren 90. Geburtstag in alter Tradition mit ihren Freunden feiern. Alles Männer. Die jedoch haben längst das Zeitliche gesegnet. Kein Grund, die Party abzusagen. Also übernimmt der Butler – as every year / wie jedes Jahr – die Rollen von Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom am festlich gedeckten Tisch. Dabei springt er allerdings nur zum Toast für die Fantasiegäste ein. Magenfüllendes Essen – und zwar Suppe, Schellfisch, Hühnchen und Obst – gibt es nur für Miss Sophie. Entsprechend angeheitert ist James nach der zweiten, dritten und vierten Runde – kein Wunder nach jeweils vier Gläsern Sherry, Weißwein, Champagner und Portwein.

Er stolpert also zielsicher – insgesamt elf Mal – über das im Weg liegende Tigerfell, schlägt sich die Hacken beim militärischen Gruß von Admiral von Schneider kaputt und trinkt irgendwann sogar aus der Blumenvase. Dabei lassen Sprachvermögen und würdevolles Auftreten merklich nach.

Reich gemacht hat das bekannte Duo der Sketch nicht. Sie bekamen laut NDR 4.150 Mark (nach heutigem Kurs 2.120 Euro) dafür. (APA, dpa, 27.12.2023)