Im zu Ende gehenden Jahr haben Forschende nicht wenige Entdeckungen gemacht, die in die Geschichtsbücher oder zumindest ins Guinnessbuch eingehen werden. 2023 lieferte bekanntermaßen einige unangenehme Extremwerte, die mit der Klimakrise zu tun haben. Die vergangenen 365 Tage brachten das wärmste Jahr der Messgeschichte. Zumindest bis Anfang 2025, denn 2024 dürfte das Phänomen El Niño bei den Temperaturen noch einmal nachlegen.

Rekorde wurden 2023 zudem bei den Meerestemperaturen und bei den Waldbränden vermeldet: Jene, die in Kanada immer noch wüten, bestätigen beispielsweise den kürzlich von Forschenden ermittelten Trend, dass große Waldbrände immer größer werden. Die Waldbrände in Kanada dürften laut diesen Schätzungen bis jetzt mehr als 1.500 Millionen Tonnen Kohlendioxid emittiert haben, das ist in etwa das 20-Fache der österreichischen CO2-Emissionen pro Jahr.

Doch es gibt noch eine ganze Reihe anderer rekordverdächtiger neuer Erkenntnissen, die nichts mit der Klimakrise zu tun haben. Hier eine kleine Auswahl aus den Bereichen Astronomie, Paläontologie, Archäologie und Zoologie:

Ältestes Schwarzes Loch

ältestes Schwarzes Loch
Das älteste bisher bekannte Schwarze Loch wurde dank der Kombination von Daten zweier Teleskope entdeckt.
Röntgenbild: Nasa/CXC/SAO/Akos Bogdan; Infrarot: Nasa/ESA/CSA/STSCI; Bildbearbeitung: Nasa/CXC/SAO/L. Frattare & K. Arcand

Beginnen wir eskapistisch mit einem zeitlich besonders weit zurückliegenden Rekord: Im November berichteten Forschende, das bisher älteste supermassereiche Schwarze Loch aufgespürt zu haben. Es ist etwa 13,2 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt und stammt damit aus einer Zeit, als das Universum gerade einmal 470 Millionen Jahre alt war. Damit ist es etwa 200 Millionen Jahre älter als der 2021 verkündete Rekordhalter und 100 Millionen Jahre älter als das Schwarze Loch, das noch im Juli den Titel für sich beanspruchen konnte.

Möglich wurde die Entdeckung mittels Daten des James- Webb-Weltraumteleskops (JWST) und des Chandra-Röntgenteleskops. Es steht zu erwarten, dass dieser Rekord keiner für die Ewigkeit ist, sondern dank der neuen Möglichkeiten des JWST bald überholt sein wird.

Schwerstes Tier aller Zeiten

Schwerster Wal
Die ausgestorbene Walart Perucetus colossus dürfte mit einem geschätzten Gewicht von bis zu 340 Tonnen den Blauwal des Titels des schwersten bekannten Tieres beraubt haben.
Alberto Gennari

Vor läppischen 39 Millionen Jahren lebte die heute ausgestorbene Walart Perucetus colossus. Der Name deutet an, worin die Besonderheit dieses Meeressäugers bestand: Er dürfte bis zu 340 Tonnen gewogen haben – etwa doppelt so viel wie die schwersten Blauwale. Das zeigte eine Analyse von in Peru gefundenen Fossilien, über die im August berichtet wurde. Man nimmt an, dass der riesige Wal in flachen Gewässern umherstreifte.

Was er gefressen haben könnte, um seine Größe zu erhalten, bleibt ein Rätsel. Der Fund widerlegt bisherige Annahmen, die davon ausgingen, dass die richtig großen Wale erst in den letzten Millionen Jahren entstanden sind.

Früheste Holzstruktur

älteste Holzstruktur
Da Holz schnell verrottet, sind alte hölzerne Artefakte selten. Zwei in Sambia gefundene ineinandergreifende Holzstämme könnten jedoch Teil einer von menschlichen Vorfahren errichteten Struktur vor rund 480.000 Jahren gewesen sein.
Larry Barham / Uni Liverpool

Rund 480.000 Jahre ist es her, dass unsere Vorfahren im heutigen Sambia im südlichen Afrika bearbeitete Baumstämme planvoll zusammengefügt haben dürften. Die Struktur – möglicherweise ein Überbleibsel einer Sitzgelegenheit oder eines Lagers – deutet darauf hin, dass einige menschliche Verwandte einen weniger nomadischen Lebensstil führten als bisher angenommen. Die beiden Baumstämme dürften jedenfalls die bisher älteste bekannte, von unseren Verwandten bearbeitete Holzstruktur sein, schrieben Forscher im September im Fachblatt "Nature".

Seltsame Pyramide, sichere Festung

Als eher umstritten dürfte sich die Behauptung erweisen, dass die älteste noch existierende Pyramide vor bis zu 25.000 Jahren in Gunung Padang auf Java entstanden sein könnte. Das wäre fast sechsmal so alt wie die älteste Pyramide in Ägypten. Würde das stimmen, müsste die Geschichte der Zivilisation umgeschrieben werden. Kritiker der neuen Studie meinen allerdings, dass eher die Studie einer gröberen Korrektur bedarf.

Sehr viel eher dürfte eine andere Entdeckung halten, über die Forschende der FU Berlin im Dezember berichteten: Sie beschrieben in einem Fachartikel eine 8.000 Jahre alte Festung in Sibirien, die zugleich die älteste der Welt sein dürfte.

Allererste Reiter

Pferde wurden nach heutigem Wissensstand in der westeurasischen Steppe vor etwa 5.500 Jahren zum ersten Mal domestiziert. Doch wann machten sich Menschen daran, auf ihnen zu reiten? Bisher haben sich Archäologen vor allem an bildliche Darstellungen und Pferdeskelette gehalten, um die Frage zu klären. In einer neuen Untersuchung nahmen Forschende Skelette von Menschen unter die Lupe, konkret: von Angehörigen des Nomadenvolks der Jamnaja, die vor 5.000 Jahren vom Osten kommend Teile Europas eroberten. Diese Überreste, die in Rumänien, Bulgarien und Ungarn ausgegraben wurden, zeigen verräterische Anzeichen für Reitpraxis, darunter auch Wirbelsäulenschäden durch Stürze. Die Forschenden kamen im März zu dem Schluss, dass die Reitkunst vermutlich vor mehr als 5.000 von den Jamnaja erfunden wurde.

Extremstes Schlafverhalten

Zügelpinguin
Vier Sekunden schläft er, dann wieder wacht er kurz: Der Zügelpinguin kommt auch so auf rund zwölf Stunden Schlaf pro Tag.
Paul-Antoine Libourel

Sollten Sie unter Schlafentzug leiden, könnten Ihnen der nördliche Seeelefant und der Zügelpinguin ein gewisser Trost sein. Seeelefanten ruhen während ihrer monatelangen Jagdausflüge weniger als 20 Minuten am Stück, um nicht von jagenden Orcas oder Weißen Haien gefressen zu werden. Im Durchschnitt schlafen sie insgesamt nur zwei Stunden pro Tag. Damit konkurrieren sie mit afrikanischen Elefanten um den Titel des Säugetiers, das am wenigsten schläft, wie ein Biologenteam im April im Fachblatt "Science" berichtete.

Noch bizarrer sind die Schlafgewohnheiten der Zügelpinguine. Forschende fanden erst vor wenigen Wochen heraus, dass die Vögel zwar rund zwölf Stunden pro Tag ruhen. Sie nicken während der Brutphasen aber tausende Male am Tag ein – immer nur für etwa vier Sekunden. (Klaus Taschwer, 31.12.2023)