Die eigenartigen Tage zwischen Weihnachten und Silvester sind jene der Rück- und Ausblicke, 2023 wird nicht als Jahr des der Fröhlichkeit, des Optimismus, des Friedens in die Geschichte eingehen. Herausfordernd – um es mal positiv zu formulieren – wird wohl auch 2024 werden, weltpolitisch und auch im kleinen Österreich, wo der "Volkskanzler" seine Chance wittert.

Gerhard Mangott und Reinhard Heinisch waren Donnerstagabend zu Gast bei Martin Thür in der
Gerhard Mangott (links) und Reinhard Heinisch waren Donnerstagabend zu Gast bei Martin Thür in der "ZiB 2".
Screenshot: ORF-TVthek

Hoffnung auf ein Ende des Krieges in der Ukraine hat Politologe Gerhard Mangott nicht, "Perspektiven für eine Verhandlungslösung gibt es jedenfalls im Augenblick überhaupt keine", sagte er am Donnerstag in der "ZiB 2" bei Martin Thür. Russland setze auf Kriegsmüdigkeit des Westens und darauf, dass weniger Militär- und Finanzhilfe an die Ukraine fließt. Und diese Frage der Ukraine-Unterstützung spalte auch die Parteien in den USA, sagt Experte Reinhard Heinisch.

Generell macht die internationale Lage US-Präsident Biden zu schaffen, seit Beginn des Krieses in Gaza "haben sich seine Umfragewerte drastisch verschlechtert", so Heinisch, die Unzufriedenheit mit der Führung Bidens in Sache Israel dürfte ein zunehmendes Problem für Biden werden. Und Trumps Beliebtheitswerte hätten zugenommen, "sie waren einmal bei 50 Prozent, jetzt liegt er bei 60 Prozent in seiner eigenen Partei". Bei den Umfragen geholfen hätte Trump auch seine neue Strategie, einen Bogen um TV-Debatten zu machen.

ZIB 2: Politologen blicken auf Kriegsjahr zurück
ORF

Und wie wird Putin derzeit in Russland gesehen? "Die Liquidierung von Prigoschin im August" habe Putins Stellung wieder gestärkt, das sei auch eine Botschaft an kritische Mitglieder der Elite gewesen, "dass ihnen das Gleiche passieren würde, wenn sie sich gegen Putin stellen". Die Wahlen – "die keine freien und demokratischen Wahlen sein werden" – werde Putin "sicherlich gewinnen", sagt Mangott, aber Putin brauche "nicht nur einen Wahlsieg, er braucht einen Triumph".

"Keine Gender-, sondern Qualitätsfrage"

Zurück von den Kriegsschauplätzen nach Österreich und zu einem der großen Kulturereignisse des Jahres: Am 1. Jänner laden die Wiener Philharmoniker wieder zum Neujahrskonzert. Zum mittlerweile 84. Mal, wie Thür vorrechnet. Christian Thielemann schwingt wieder den Taktstock. Noch nie wurde das Konzert von einer Frau dirigiert. Und noch nie wurde das Werk einer Komponistin aufgeführt. "Das ist im Werden", sagt dazu Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer, "wenn wir was finden, warum nicht. Selbstverständlich". Um nachzusetzen: "Ein Programm ist keine Gender-Frage für mich. Das ist eine Frage der Qualität." Hm, dieser Satz lässt einen dann doch etwas rätselnd zurück. Was will uns Froschauer damit sagen? Etwa, dass er Kompositionen von Frauen für weniger qualitätvoll hält und sie es deshalb bisher nicht ins Programm geschafft haben? Wir hoffen nicht. Unglücklich formuliert war diese Aussage aber allemal. (Astrid Ebenführer, 29.12.2023)