Gesicht von Marco Schwarz
Marco Schwarz muss eine Zwangspause einlegen.
EPA/ANNA SZILAGYI

Hochrum – Die Operation am rechten Knie von Skiprofi Marco Schwarz ist am Freitag laut behandelndem Arzt ohne Komplikationen verlaufen. "Der Eingriff hat etwa eineinhalb Stunden gedauert. Dabei wurden das vordere Kreuzband, der Innenmeniskus und der Knorpelschaden operativ versorgt", erklärte Knie-Spezialist Christian Fink von der Privatklinik Hochrum, der bereits ÖFB-Teamkapitän David Alaba operiert hatte.

Der Kärntner Allrounder Schwarz hatte sich die Verletzungen am Donnerstag in der Abfahrt in Bormio zugezogen. Nach dem erfolgten Eingriff muss das Knie für mehrere Wochen durch Krücken entlastet werden. Bereits am Abend startete mit leichten, physiotherapeutischen Maßnahmen die mehrmonatige Rehabilitation.

Schwarz war nach seinem Slalomsieg in Madonna di Campiglio aus Gesamtführender im Weltcup nach Bormio gekommen, ein spannender Zweikampf um die große Kristallkugel mit dem Schweizer Odermatt hatte sich angekündigt. Dabei hatte Schwarz den Plan verfolgt, möglichst alle Rennen der Saison zu bestreiten.

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Schwarz hatte den Fokus schon nach Erhalt der Diagnose auf sein Comeback möglichst mit Beginn der nächsten Saison gerichtet. "Der Blick ist nach vorne gerichtet, ich habe Motivation genug." Diese hat der 28-Jährige durch die in den vergangenen beiden Monaten erhaltene Gewissheit, im Gesamtweltcup mit Odermatt mithalten zu können. Aber auch die Erfahrung aus der Kreuzbandverletzung im Februar 2019 im anderen Knie. "Das linke hat sich die letzten Jahre sehr, sehr gut entwickelt. Ich habe zum Glück nie Probleme gehabt", betonte Schwarz.

Aktuell überwiegt bei Ski Austria aber natürlich der Eindruck über den Ausfall des besten Mannes. Es sei für alle Beteiligten "scheiße", für Atomic, den ÖSV, aber natürlich sei es am "zähesten" für Schwarz, sagte Atomic-Rennchef Christian Höflehner im Rahmen der Frauenrennen in Lienz. "Es war dermaßen in Form. Darüber zu diskutieren, ob er das fahren hätte sollen oder nicht, ist hinfällig. Er wollte selbst fahren, er ist auch super gefahren, er hätte auch Top fünf oder aufs Stockerl fahren können."

Schwarz sei sehr achtsam gewesen, ob er körperlich bereit ist, und er sei bereit gewesen. "Das passiert halt. Es ist tragisch und brutal bitter", meinte Höflehner. "Es gibt nie einen guten Zeitpunkt für so etwas. Aber wenn alles glatt läuft, wird er nächstes Jahr wieder da sein. Er kommt sicher stark zurück. Es wird wahrscheinlich ein bisserl dauern, die Geduld werden wir haben."

"Es ist leider 'part of the game'"

ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer bezeichnete es am Freitag als "extrem schade für ihn (Schwarz, Anm.) und für uns. Es ist leider 'part of the game'." Mit der Mannschaft sei die Verletzung am Donnerstagabend natürlich thematisiert worden, dann aber der Fokus auf den Super-G gelegt worden. Das war in Schwarz' Sinn. Pfeifer: "Blacky hat gesagt, bevor er weggefahren ist, Burschen gebt Gas und haut's euch rein." In der Früh sei noch eine gleichlautende Nachricht per WhatsApp vom Kärntner gekommen. "Da halten alle zusammen, das finde ich eine sehr schöne Sache", sagte Pfeifer.

Dass sich Schwarz mit dem Bestreiten aller Weltcup-Rennen bis Donnerstag zu viel zugemutet habe, sieht Pfeifer nicht. "Wir sind jetzt am Anfang der Saison, es ist Dezember. Wenn es Ende Februar/Anfang März wäre, dann könnte man spekulieren. Aber er war körperlich in einem Top-Zustand. Wir haben es gestern noch analysiert. Er hat auch gesagt, er würde es wieder gleich machen", meinte Pfeifer im ORF-TV. Übrigens hatte sich der im März 2021 zurückgetretene Salzburger Hannes Reichelt exakt am Tag vier Jahre davor bei einem Abfahrtssturz an derselben Stelle ebenso unter anderem einen Kreuzbandriss zugezogen.

Spannung wohl weg

In der noch immer recht jungen Weltcup-Saison wurde durch Schwarz' Ausfall dem Rennen um die Gesamtkugel noch vor dem Jahreswechsel die Spannung genommen. Das sieht auch Odermatt so: "Sehr schade für das Duell und den ganzen Skirennsport, diese Saison auf Marco verzichten zu müssen." Bleibt der Eidgenosse gesund, wird er wohl wieder die Gesamtwertung gewinnen. Zudem dürfte nun kaum ein Weg an einem weiteren Schweizer Erfolg im Nationencup vorbeiführen. Die Eidgenossen führen da schon, auch das ÖSV-Männer-Team ist nun nur noch Zweiter.

Da halfen auch die 80 Punkte von Raphael Haaser im Bormio-Super-G nicht. Der Tiroler fühlte am Freitag mit dem Teamkollegen mit. "Für den Blacky tut es mir leid, weil er in einer wirklich sehr guten Form war. Ich habe gestern mit ihm ein bisserl geschrieben, er hat seinen Blick schon wieder Richtung Comeback gerichtet." Pfeifer dazu: "Wichtig ist, dass er dann schmerzfrei ist. Das ist das Um und Auf, dass das Knie schmerzfrei ist. Und dann bin ich mir sicher, wenn er wieder auf Ski ist und die ersten Rennen hinter sich gebracht hat, dass er dann bald wieder auf diesem Niveau ist." (APA, red, 29.12.2023)