Das luxuriöse Hôtel du Palais im französischen Biarritz braucht wohl einen neuen Namen für das mit einem Michelin-Stern prämierte Restaurant. Es heißt La Table d'Aurélien Largeau, benannt nach dem Küchenchef, oder besser gesagt: dem ehemaligen Küchenchef. Der 31-Jährige musste den Hut nehmen, nachdem die Regionalzeitung "Sud Ouest" von einem grausamen "Initiationsritual" in seiner Küche berichtete, dem der Sternekoch offenbar beiwohnte.

Augenzeugen zufolge soll ein junger Mitarbeiter über Stunden hinweg nackt auf einem Stuhl gefesselt gewesen sein, mit einem Apfel im Mund und einer Karotte im Hintern. Bilder davon seien auf Social Media aufgetaucht, die aber mittlerweile wieder gelöscht wurden, heißt es. Den Berichten zufolge standen andere Mitglieder des Küchenteams während des Vorfalls um den betroffenen Mitarbeiter herum, mit dabei: Aurélien Largeau. Dieser bestreitet das, sprach in einer Stellungnahme im Biarritzer Lokalfernsehen von einer Diffamierung und unerhörten Verletzung seiner Ehre und der seines hervorragenden Teams.

Hôtel du Palais, Biarritz
Im Hôtel du Palais in Biarritz zog ein Shitstorm auf. Grund dafür: der (ehemalige) Küchenchef.
AFP/GAIZKA IROZ

Vonseiten der Hotelkette Hyatt, Betreiberin des Hôtel du Palais, heißt es in einer Stellungnahme zu dem Vorfall, dass dieser die Werte des Unternehmens in keiner Form widerspiegle. Man habe sofort eine Untersuchung eingeleitet. Sicherheit und Gesundheit des Personals, der Kundschaft sowie der Partner habe oberste Priorität.

Missbrauchsfälle in der Spitzengastronomie

Der demütigende Vorfall soll eine Art Initiationsritus gewesen sein, mit dem die Belastbarkeit neuer Teammitglieder getestet werden soll. Obwohl solche schikanösen Praktiken in Frankreich gesetzlich verboten sind, werden sie scheinbar noch immer durchgeführt. Physische und psychische Gewalt ist auch in den Spitzenküchen anderer Ländern ein Problem. So wurde etwa im vergangenen Mai bekannt, dass der deutsche Sternekoch Christian Jürgens Mitarbeitende gedemütigt, geohrfeigt und sexuell missbraucht haben soll. Auch der Social-Media-Koch Salt Bea stand dieses Jahr in der Kritik: Es herrsche ein Klima der Angst in seiner Küche, weibliche Angestellte würden frauenfeindlich diskriminiert, so die Vorwürfe gegen Nusret Gökçe, wie der türkische Gastronom mit bürgerlichem Namen heißt. (red, 29.12.2023)