Fanni Schneider und Theresa Riess stammen aus stinkreichem Haus. Das ist aber auch nicht immer super:
Fanni Schneider und Theresa Riess stammen aus stinkreichem Haus. Das ist aber auch nicht immer super: "Biester" auf ORF On ab 1. Jänner.
ORF

Der Weg zu den Vorstadtweibern führt über die Biester. Vor neun Jahren landete der ORF mit der Serie Vorstadtweiber einen Hit. Vier Frauen mittleren ­Alters verübten im Land von Reich und Schön zum Gaudium des Pu­blikums allerlei Schandtaten. Sechs Staffeln, 61 Folgen – die Quote stimmt. Inzwischen sind die Profile geschärft. ORF 1 soll junges Pu­blikum erreichen. Das neue ORF­-Gesetz bringt ab 1. Jänner zudem eigen- oder koproduzierte Inhalte der streamingaffinen Zielgruppe langfristig näher.

Was liegt also näher, als den Erfolg der Vorstadtweiber zu wiederholen, dieses Mal mit jungen Erwachsenen? Also verüben ab 1. Jänner gut zwanzig Jahre jüngere Upperclass-Frauen wieder allerlei Schandtaten. Hoffentlich wieder zum Gaudium des Publikums.

Darum geht's in "Biester"

Ursula Strauss (Dorit Sund) und Simon Schwarz (Pius Sund) sind Mutter und Vater der
Ursula Strauss (Dorit Sund) und Simon Schwarz (Pius Sund) sind Mutter und Vater der "Biester". Und das kommt nicht von ungefähr.
ORFORF/MR Film/Petro Domenigg

Irgendwo in Döbling. Nelly zuckt gerade aus, weil die von ihr geplante Party schon im Vorfeld auf eine Katastrophe zusteuert. Die Frage "Warum macht die Oide das?" zielt auf Nellys Mutter Dorit (Ursula Strauss) ab. Die hat sich nicht nur gerade selbst eingeladen, sondern bringt Dekorationsgegenstände, einen jungen Künstler und Mutterweisheit mit: "Im Leben passiert nichts einfach so. Da musst du ein bissl nachjustieren." Nelly (Fanni Schneider) muss noch lernen.

Die Mutter ist stinkreiche ­Kunsthändlern, Gatte Pius (Simon Schwarz) Baumarktunternehmer. Vom Pool aus blickt man über die Stadt, Bürgertum, neureich, eh schon wissen. Nicht ganz so schräg drauf ist Nellys Schwester Tizi ­(Theresa Riess), die sich in einer NGO engagiert. Zumindest der junge Künstler erweist sich als nicht ganz unpraktisch.

Weiter östlich, irgendwo in Floridsdorf, fassen Jenny (Anna Pichler) und Vero (Mara Romei) einen Plan: "In einem Jahr haben wir's ­geschafft", sagen sich die Freundinnen. Ihr Ziel: in die Vorstadt, da, wo die wilden Biester wohnen. Der Weg dorthin ist voller Hürden. Jennys Mutter (Claudia Kottal) ist eine davon. Alles eskaliert da wie dort schnell, die Katastrophe führt zusammen, verbindet aber nicht alle.

In US-Filmen und -Serien gibt es seit einiger Zeit den "Eat the Rich"-Trend: Die oberen 10.000 sind mies und werden dafür abgewatscht. Das Motiv deklinieren etwa The White Lotus, Big Little Lies, Succession und Triangle of Sadness durch. Geld regiert die Welt, leider verdirbt es den Charakter. Nur im Scheitern sind alle gleich. Nach dem Motto verfährt auch Biester. Die jungen Vorstadtweiber stolpern. Erst im Fallen besteht Chance auf Veränderung. Botschaft angekommen.

Zehn Folgen sind im Player ab 1. Jänner abrufbar. Ein Passus im ORF-Gesetz bedingt, dass die TV-Premiere um den Onlinestart spätnachts stattfindet. Als Termin für die TV-Premiere wurde zuletzt Mitte Februar genannt.

Spielfreudiges Ensemble

Claudia Kottal (Sandra Tichy), Felix Oitzinger (Marvin Senf).
Claudia Kottal (Sandra Tichy) und Felix Oitzinger in "Biester".
ORF/MR Film/ P. Domenigg

Am Werk sind Könnerinnen und Könner: Mirjam Unger und Andreas Kopriva* in der Regie, Mario Minichmayr und Josef Mittendorfer hinter der Kamera, Isabella Derflingers Kostüme und ein enorm spielfreudiges Ensem­ble – Kottal! – machen die jungen Vorstadtweiber unterhaltsam wie die alten. Der Cast ist zeitgemäß divers, etwas weniger Klischee und mehr Zwischentöne im Drehbuch von Uli Brée hätten wie damals nicht geschadet. (Doris Priesching, 31.12.2023)

Erratum: Wir schrieben die Regie zunächst einer Andrea Kopriva zu. Das war falsch. Mirjam Unger teilte sich die Regie mit Andreas Kopriva. Wir bedauern.