Canon-Kamera
Das digitale Wasserzeichen enthält Metadaten zum Foto und ist für Menschen nicht sichtbar.
Canon

KI-Bildgeneratoren wie Midjourney oder Stable Diffusion sind einfach zu bedienen und ermöglichen es, in wenigen Sekunden teils sehr realistisch wirkende Bilder zu generieren. Das birgt unter anderem im Superwahljahr 2024 ein großes Potenzial der Desinformation. Auf verschiedenen Ebenen wurden bereits Initiativen gesetzt, um KI-Bilder zu kennzeichnen oder die Darstellung von prominenten Persönlichkeiten zu erschweren, nun zäumen die drei Kamerahersteller Canon, Nikon und Sony das Pferd von hinten auf: Sie stellen ein gemeinsames Wasserzeichen vor, mit dem echte Fotos markiert werden.

Laut einem Bericht von Nikkei Asia wird die Technologie schrittweise in neue Kameras der drei Hersteller integriert beziehungsweise werden manche ältere Modelle durch ein Update der Firmware aufgerüstet. Das besagte Wasserzeichen wird für das menschliche Auge nicht sichtbar sein, sondern maschinenlesbare Informationen, etwa zum Aufnahmedatum und dem Aufnahmeort, enthalten. Diese Informationen können nicht verändert werden.

Ausgelesen werden die Informationen über eine Software namens Verify, die kostenlos im Browser verwendet werden kann. Verify wurde von den Kameraherstellen, anderen Tech-Unternehmen und Nachrichtenorganisationen gemeinsam entwickelt. Sind die zuvor erwähnten Informationen in einem Wasserzeichen hinterlegt, werden sie von der Software dargestellt. Wurde das Bild hingegen nachträglich verändert, so erscheint der Hinweis "No Content Credentials."

Neue Apps und Kameras

Ergänzend dazu wird Canon eine App einführen, mit der festgestellt werden kann, inwiefern ein Bild im Lauf der Zeit verändert wurde. Außerdem soll Canon-Software erkennen können, ob ein Bild von einem Menschen fotografiert oder via KI erstellt wurde. Sony hat im Oktober gemeinsam mit der Nachrichtenagentur Associated Press ein Tool getestet, das KI-generierte Bilder erkennen soll, wenn diese an Nachrichtenorganisationen geschickt werden.

Canon

Sony möchte die Technologie via Firmware-Update im Frühjahr 2024 in drei spiegellosen Profikameras verfügbar machen, Updates für weitere Modelle sollen folgen. Canon möchte in diesem Jahr eine neue Kamera vorstellen, die ebenfalls über die besagte Wasserzeichenfunktion verfügt. Und auch zu Nikon heißt es in dem Medienbericht, dass das Unternehmen die Technologie in spiegellose Profikameras integrieren wird. Im Branchenmedium "Photografix" wird gemutmaßt, dass Nikon schon Ende Jänner ersten Journalisten seine neue Vollformatkamera Nikon Z6 III vorstellen könnte. Ob diese dann die besagte Wasserzeichenfunktion enthält, ist nicht bekannt.

Die Hersteller planen zudem, dass neben Fotos auch Videos mit entsprechenden Wasserzeichen versehen werden können. Das ist insofern wichtig, als dass auch die Erstellung von Fake-Videos via KI künftig einfacher wird. Zuletzt hatte der chinesische Konzern Alibaba mit "Animate Anyone" ein Werkzeug zum Erstellen derartiger Videos vorgestellt.

Bisherige Bemühungen

Gemeinsam halten die drei Hersteller 90 Prozent des globalen Kameramarktes, wodurch das gemeinsame Vorgehen deutlich größere Erfolgschancen hat als Insellösungen einzelner Anbieter.

Auf der anderen Seite gab es bereits Bemühungen, KI-Bilder mit Wasserzeichen zu versehen. So stellt Google im August ein Tool vor, mit dem unsichtbare digitale Wasserzeichen in KI-Bilder integriert werden können. Metas KI-Bildgenerator Imagine integriert in alle Bilder ein sichtbares Wasserzeichen, welches künftig durch eine unsichtbare, maschinenlesbare Kennzeichnung erweitert werden soll. Außerdem verweigert Metas Imagine ebenso wie Adobes Firefly die Generierung von Bildern mit bekannten Politikerinnen und Politikern. (stm, 2.1.2024)