Das CES-Logo ist im Las Vegas Convention Center zu sehen
Die CES ist auch heuer wieder ein Tor zu den Tech-Trends des kommenden Jahres. Wenig überraschend werden sie von KI dominiert.
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Wenn die Consumer Electronics Show, kurz CES, am 9. Jänner in Las Vegas offiziell wieder die Pforten öffnet, wird ihr Schlagwort für 2024 längst bekannt sein. Manche können es schon nicht mehr hören, lauten wird es dennoch künstliche Intelligenz (KI). Haben OpenAI und sein Chatbot in den letzten Monaten die Öffentlichkeit plakativ auf einen Alltag mit KI-Tools vorbereitet, wird sich auch auf den mehr als 180.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche (fast) alles nur um eines drehen: wie bestehende Technik mit KI-gestützten Tools verknüpft und verbessert werden kann.

Angesichts zunehmender Digitalisierung möchte man annehmen, dass die Zeiten großer Messen vorbei sind. Umso erstaunlicher, dass die Veranstalter der CES für 2024 rund 3.500 Aussteller vermelden können und verhalten positiv mit 130.000 Messebesuchern rechnen. Damit rückt man wieder näher an die Zahlen, die noch kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie erreicht werden konnten – und einer langen Pause vorausgingen.

Der Tummelplatz für Technik, der hallenweise Gadgets, Prototypen und auch allerhand Skurrilitäten zu bieten hat, dürfte von seinem Charme nur wenig eingebüßt haben. Die CES ist zudem für viele Bereiche der Tech-Branche in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch ein geballtes Trend-Metronom, das den Takt für das kommende Jahr vorgibt.

Neue Chips als KI-Treiber

Die Besucherinnen und Besucher können sich jedenfalls darauf einstellen, KI in unterschiedlichsten Facetten zu erleben. Von Gadgets, die auf Sprachbefehle reagieren, über Fernseher, die das Quellmaterial im Hintergrund verbessern, bis hin zu komplexen Anwendungen in Fahrzeugen wird KI eine zentrale Rolle spielen.

Maßgeblich dazu beitragen werden Chipanbieter wie AMD, Intel, Nvidia oder Qualcomm, um nur die prominentesten Beispiele zu nennen. Sie alle haben im Vorfeld Reden angekündigt, bei denen der Einsatz von KI im Mittelpunkt steht – der Titel der Keynote von Pat Gelsinger, dem CEO von Intel, trifft es am besten: "AI Everywhere".

Die Unternehmen werden Chips vorstellen, die KI-Fähigkeiten direkt unterstützen und die mit der lokalen Verarbeitung der Daten auf den Geräten versprechen, ein Gamechanger zu sein: Das bedeutet nämlich, dass die Dienste nicht zwingend auf eine Internetverbindung und umfassende Ressourcen in der Cloud angewiesen sind. Das stellt gewissermaßen eine allgegenwärtige Assistenz in Aussicht, erhöht die Geschwindigkeit der KI-Tools deutlich, und verbessert damit nicht zuletzt das Nutzererlebnis.

Das Bild zeigt AMD CEO Lisa Su
Lisa Su, CEO von AMD, wird auf der CES neue KI-Highlights ankündigen – und könnte damit Konkurrent Intel einmal mehr ins Schwitzen bringen.
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Darüber hinaus werden Computerhersteller wie Acer, Asus und Lenovo ihre neuesten Modelle präsentieren, die mit genau diesen KI-gestützten Prozessoren ausgestattet sein werden. Im Falle von Intel dürfte es sich um die neue "Meteor Lake"-Generation handeln, bei AMD ist davon auszugehen, dass die neue "Ryzen"-Generation für mobile Endgeräte vorgestellt wird, die die "XDNA"-KI-Technologie des Herstellers beinhaltet. Nvidia wiederum scheint eine Auffrischung der "Lovelace"-Grafikkarten (RTX 4000) anzukündigen, könnte aber auch schon einen Ausblick auf die nächste Generation unter dem Namen "Blackwell" geben.

Trotz der Flut an KI-bezogenen Ankündigungen wird es letztendlich darauf ankommen, wie diese Technologien realen Mehrwert schaffen können und sich in den Alltag der Menschen integrieren. Und selbst wenn einige Produkte nur marginale Verbesserungen versprechen, wird die Integration von KI ihnen eine neue Ebene der Funktionalität und Interaktivität verleihen, die sie deutlich von ihren Vorgängern abhebt.

Ruhigere Autobranche

Im Hinblick auf Neuankündigungen der Automobilbranche, die bei der CES traditionell auch immer eine große Rolle gespielt haben, ist heuer ein wenig mehr Besonnenheit oder auch Rückbesinnung auf kurz- bis mittelfristige Machbarkeit festzustellen. Soll heißen: Es wird ein deutlicher Trend hin zu Elektrofahrzeugen erwartet – dafür aber auch ein markanter Schwenk weg von der bisherigen Begeisterung für autonomes Fahren.

Statt sich auf eine noch ungewisse Zukunft des Selbstfahrens zu konzentrieren, scheint die Branche eher eine pragmatischere Route einschlagen zu wollen. Mit einem stärkeren Schwerpunkt auf sofort umsetzbaren Innovationen, die das Autofahren heute schon verbessern können. Unterstrichen wird das bereits im Vorfeld der Messe durch die Ankündigung von Honda, der japanische Automobilkonzern will gleich mehrere neue Elektromodelle zeigen.

Re-defining Movement
HYUNDAI MOBIS

So ganz dürfte die CES ihren futuristischen Glanz aber auch nicht verlieren wollen. Unkonventionelle Konzepte dürfen auch heuer nicht fehlen. In diesem Zusammenhang sticht jetzt schon das Mobion-Konzept des Herstellers Hyundai ins Auge. Auf Basis des bereits erhältlichen Ionic-5-Modells zeigt man ein Conceptcar mit sogenanntem E-Corner-System, bei dem alle Räder um bis zu 90 Grad drehbar sind. Damit ermöglicht das Auto nicht nur wesentlich einfacheres Einparken, sondern auch völlig neue Manövrierfähigkeiten.

Im Automobilsektor wird es darüber hinaus natürlich wieder darum gehen, wie KI-Anwendungen sinnvoll, aber vor allem sicher eingesetzt werden können. Die Messe soll somit nicht nur ein Schaufenster für das sein, was heute schon möglich ist, sondern auch ein Vorbote dessen, was in einer verantwortungsvollen, technologiegetriebenen Zukunft realisierbar sein könnte.

Skurrile Highlights bleiben

Nicht zuletzt ist die CES auch jährlich ein Sammelbecken für allerhand skurrile neue Produkte. Zuletzt für Aufsehen sorgten etwa eine smarte Kloschüssel mit Sprachassistentin oder ein kabelloser Fernseher, der von der Wand fällt, wenn der Akku leer ist. Es ist kein Blick in die Glaskugel notwendig, um für heuer ähnliche Produkte zu prophezeien, die zwischen "intelligenten" Staubsaugerrobotern und smarten Brillen ihr Unwesen treiben werden.

Tatsächlich hat der wegen seines Akku-Fernsehers belächelte Hersteller Displace bereits angekündigt, nach dem seinen Angaben zufolge "besonders erfolgreichen Debüt" im letzten Jahr zwei weitere Produkte vorzustellen, und zwar eine Flex- und eine Mini-Variante des kabellosen Fernsehers. Kaum beruhigend: Neue Features sollen die Geräte besonders sicher machen. Eine gesunde Portion Skepsis ist in diesem Zusammenhang weiterhin angebracht.

LG DukeBox
Vakuumröhre trifft auf transparentes OLED-Paneel: Die Dukebox ist nur eines von mehreren skurrilen Produkten auf der CES.
LG Electronics

Aber auch namhaftere Hersteller wie LG lassen im Vorfeld mit ungewöhnlichen Produkten aufhorchen. Dazu zählt zunächst die sogenannte Dukebox, bei der es sich laut Hersteller um ein innovatives Audioprodukt handelt, „das den Charme der Vakuumröhren-Audiotechnik nahtlos mit modernster transparenter OLED-Paneel-Technologie verbindet". Nach vorn ausgerichtete Lautsprecher im unteren Bereich des Geräts und ein 360-Grad-Lautsprecher an der Oberseite sollen die Klangqualität der skurrilen Box zum Besten geben.

Einen Hang zur Retro-Optik zeigt LG auch mit dem Cinebeam Qube. Was auf den ersten Blick aussieht wie eine alte Filmkamera oder (hochgehoben) wie eine Laterne, entpuppt sich als hochmoderner 4K-Laserprojektor. Mit Tragegriff und einem Gewicht von weniger als eineinhalb Kilo ist er besonders auf hohe Portabilität ausgelegt. Am skurrilsten allerdings wirkt ein neuer Haushaltsroboter des koreanischen Elektronikkonzerns: Der "Smart Home AI Agent" patrouilliert auf zwei Rädern durch Haus oder Wohnung und soll dabei unter anderem das Raumklima und die Haustiere im Auge behalten. So oder so darf man auf die CES gespannt bleiben, wenn sie ab 9. Jänner zeigen wird, was sie heuer zu bieten hat. (bbr, 6.1.2024)