Ein Eisbär in Alaska. Aus dem nördlichsten Teil des US-Bundesstaats wurde der erste Vogelgrippefall bei dieser gefährdeten Tierart gemeldet.
AP/Mike Lockhart

Die Vogelgrippe ist so wie viele andere virale Infektionskrankheiten nicht auf Vögel beschränkt, sondern kann auch Säugetiere und in seltenen Fällen den Menschen infizieren – und das in den abgelegensten Regionen der Erde. So wurde kürzlich der Fall eines Eisbären bekannt, der sich in Alaska mit der hochpathogenen Vogelgrippe (HPAI) des Typs H5N1 angesteckt hatte.

Der Kadaver des Tiers wurde bereits im Oktober in der Nähe von Utqiagvik (bis 2016: Barrow) gefunden, der nördlichsten Gemeinde Alaskas. Im Dezember bestätigten Analysen des Alaska Department of Environmental Conservation, dass der Bär an der Vogelgrippe gestorben war. Das sei der erste gemeldete Eisbärentodesfall dieser Art, wie der bundesstaatliche Tierarzt Alaskas, Bob Gerlach, Ende 2023 gegenüber der Zeitung "Alaska Beacon" erklärte.

Vermutlich mehr Todesfälle

Es wird vermutet, dass sich der Eisbär in der Nähe von Utqiagvik infiziert hatte, nachdem er tote Vogelkadaver verzehrt hatte. Laut Gerlach kann das Virus aufgrund der kalten Bedingungen auch noch eine Weile nach dem Tod des Wirts überleben: "Wenn ein Vogel daran stirbt, vor allem wenn er in einer kalten Umgebung gehalten wird, kann das Virus noch eine Weile in der Umgebung überleben", sagte er. Gerlach geht davon aus, dass es noch mehr Todesfälle bei Eisbären gegeben haben könnte. Doch da sie an sehr abgelegenen Orten leben, werden ihre Kadaver nur sehr selten gemeldet.

Die weltweite Population der Eisbären wird von der Roten Liste der IUCN als gefährdet eingestuft, und der Eisbär ist das erste Tier, das auf der US-Liste der gefährdeten Tierarten steht, das an der Krankheit gestorben ist. Eisbären sind vor allem durch den Rückgang des Meereises aufgrund des Klimawandels bedroht, aber diese jüngste Entwicklung könnte auf eine weitere sehr reale Bedrohung für die Populationen in der ganzen Welt hinweisen.

Zweiter toter Bär

Die Krankheit hat Millionen von Vögeln in ganz Nordamerika getötet, darunter Wildvögel und Hausgeflügel. Die ersten Meldungen über HPAI in den USA wurden im Januar 2022 registriert. Ebenfalls im Jahr 2022 wurde die Krankheit bei einem Schwarzbärenjungen im Glacier Bay National Park in Alaska diagnostiziert, wo es schließlich eingeschläfert wurde, nachdem es Krampfanfälle erlitten hatte. Drei Füchse und ein Schwarzbär sind ebenfalls an der Krankheit gestorben.

Seit Jahren sucht die Vogelgrippe auch regelmäßig Europa heim. Während der Erreger im Zusammenhang mit dem Vogelzug in der Vergangenheit vor allem in der kalten Jahreszeit auftrat, gab es seit 2021 das ganze Jahr hindurch Infektionen. Betroffen waren etwa in Deutschland Möwen, Seeschwalben und Basstölpel. Zudem starben unter anderem Katzen, Füchse, Marder, Nerze und Seehunde. Das Risiko für den Menschen durch das Vogelgrippevirus ist vergleichsweise gering. (tasch, 5.1.2024)