"Barbara Karlich – Talk um 4" um 16 Uhr auf ORF 2.
ORF/Hans Leitner

Jetzt hat es auch Barbara Karlich erwischt. Ausgerechnet im 25. Jahr des Bestehens der Daily Talkshow hat die Reformwut im ORF auch bei der langdienenden Talkerin zugeschlagen. Seit 1999 präsentiert Karlich nachmittags ihre Sendung mit Themen, die keiner braucht, die aber irgendwie trotzdem ins Alltagsgesprächsschema eines Stammpublikums passen. Die Barbara Karlich Show entstammt einer Zeit, in der Nachmittagstalkshows bei Privatsendern für Krawall sorgten. Karlich ging von Anfang an eine Spur milder vor – und hielt sich im Vergleich zur Konkurrenz. Man kann das mögen oder nicht, aber die Show bediente ein Publikum. She works hard for the money.

Ab Montag ist Karlich nun allein zu Hause. Barbara Karlich – Talk um 4 sieht dann kein Publikum im Studio mehr vor. Fehlender Applaus würden eine "intimere Atmosphäre" und "noch intensivere Gespräche – insbesondere bei heiklen Themen" – ermöglichen, argumentierte der ORF. Karlich ohne Publikum, das ist wie Pommes ohne Ketchup, Sachertorte ohne Schlagobers, Schnitzel ohne Erdäpfelsalat, Topf ohne Deckel – kann das funktionieren?

Es funktioniert, das zeigt sich schon in der ersten Sendung ohne Studioapplaus, die DER STANDARD vorab sah. Wobei: Etwas weniger Intimität hätte der Folge Esoterik trifft Wissenschaft, in der Energetikerinnen und spirituelle Coaches über die Wundertätigkeit von Aurachirurgie, Amuletten, Heilsteinen, Pendeln und Kristallen referieren, nicht geschadet. Trocken, objektiv und bewundernswert gelassen bleibt die Gastgeberin ("Wos is Aura?") und stellt ihre Qualität als Profi unter Beweis: zuhören, nachfragen, aber niemanden vorführen. Das TV-Publikum daheim kann sich selbst seine Meinung bilden. (Doris Priesching, 8.1.2024)