Zagallo in gestreiftem Hemd.
Die brasilianische Fußball-Legende Mario Zagallo ist am Freitag im Alter von 92 Jahren verstorben.
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Rio de Janeiro – Die brasilianische Fußball-Legende Mario Zagallo ist am Freitag im Alter von 92 Jahren verstorben. Dies wurde in einem Posting auf seinem Instagram-Account am Samstag bekanntgegeben. Zagallo wird für immer der Erste bleiben, der die Weltmeisterschaft als Spieler und später als Trainer gewann und sich als eine der großen Figuren in der WM-Geschichte etablierte.

"Mit großer Trauer informieren wir Sie über den Tod unseres ewigen vierfachen Weltmeisters Mario Jorge Lobo Zagallo", heißt es auf Instagram.

Zagallo sei ein "hingebungsvoller Vater, liebevoller Großvater, fürsorglicher Schwiegervater, treuer Freund, erfolgreicher Profi und ein großer Mensch" gewesen, heißt es in der Erklärung der Familie, die den Ex-Nationalspieler als "großes Idol" würdigte.

Infantino: "Vater des brasilianischen Fußballs"

Zagallos Vermächtnis lasse sich nicht in Zahlen ausdrücken, sein Einfluss auf den Fußball und insbesondere auf den in Brasilien sei unvergleichlich, schrieb FIFA-Präsident Gianni Infantino am Samstag in einer Instagram-Story. "Er wird als der Urvater des brasilianischen Fußballs in Erinnerung bleiben und wird von allen Beteiligten schmerzlich vermisst werden." Die Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften "kann ohne Mario Zagallo nicht erzählt werden".

"Der Professor"

Zagallo, der auch "der Professor" genannt wurde, spielte sogar eine Schlüsselrolle bei vier der fünf Weltmeistertitel, die die brasilianische Nationalmannschaft gewann. Als Spieler gewann er zwei Trophäen: 1958 in Schweden und 1962 in Chile. Auf der Bank führte er die Seleçao 1970 in Mexiko zum Titelgewinn und war Assistenztrainer von Carlos Alberto Parreira beim Titelgewinn 1994 in den USA.

Brasilianisches Mannschaftsfoto. 
Weltmeister 1994. Zagallo (weißes T-Shirt) sitzt in der ersten Reihe rechts neben Coach Carlos Alberto Pereira.
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1998 war er erneut Nationaltrainer, als Ronaldos Brasilien im Stade de France mit 0:3 gegen Frankreich um Kapitän Didier Deschamps verlor. Nur der legendäre Deutsche Franz Beckenbauer (1974 als Spieler und 1990 als Trainer) und Deschamps nach dem Titelgewinn von Les Bleus 2018 in Russland konnten es ihm nachmachen.

Zagallo hält Ball in Hand. Lizarazu übernimmt ihn.
Brasiliens Nationaltrainer Mario Zagallo gibt Frankreichs Bixente Lizarazu im WM-Finale 1998 den Ball.
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Ronaldo: "Zagallo war der Beste von allen"

Nachdem Pele Ende 2022 gestorben war, war Zagallo das letzte lebende Mitglied der brasilianischen Mannschaft, die 1958 den ersten Weltmeistertitel für die Selecao gewonnen hatte.

"Ich möchte Dir für alles danken, denn vieles, was in meinem Leben und mit der Selecao passiert ist, verdanke ich Dir", hatte Pele anlässlich seines 90. Geburtstages zu Zagallo gesagt. Und Ronaldo meinte: "Ich habe viele wichtige Trainer gehabt, aber Zagallo war ohne Zweifel der beste von allen."

Fußballverband: "Eine der größten Legenden"

Der brasilianische Fußball trauere "um eine seiner größten Legenden", sagte Verbandspräsident Ednaldo Rodrigues laut einer Mitteilung des Verbands CBF. Der CBF ordnete eine siebentägige Trauer zu Ehren Zagallos und eine Schweigeminute vor den Partien am Wochenende an.

Der Tod der Ikone lässt vorübergehend auch die Schlagzeilen um den Verband und vor allem um Rodrigues in Vergessenheit geraten. Dieser war zunächst wegen Unregelmäßigkeiten bei seiner Wahl von einem ordentlichen Gericht von seinem Posten abberufen worden, der Oberste Gerichtshof hob die Entscheidung am Donnerstag durch eine einstweilige Verfügung wieder auf. Kaum zurück im Amt, teilte Rodrigues das Ende der kurzen Amtszeit von Interims-Nationalcoach Fernando Diniz mit, ehe Zagallos Tod bekannt wurde.

Mario Zagallo im Trainingsshirt.
Das Foto stammt aus 1973.
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Mario Jorge Lobo Zagallo wurde am 9. August 1931 in Maceió im Nordosten des Landes in einer Familie mit libanesischen und italienischen Wurzeln geboren. 1948 begann er seine Karriere beim bescheidenen Club America in Rio de Janeiro, spielte dann acht Saisons bei Flamengo und sieben bei Botafogo, ehe er seine erfolgreiche Trainerkarriere lancierte. (APA, sid, red, 6.1.2023)