Vor dem Eingang einer Galieria-Filiale steht ein Schild mit der Info, dass diese Filiale geschlossen wird.
Nach all den Turbulenzen, die Galeria Kaufhof zuletzt hatte, droht neues Ungemach. Eine von der Signa zugesagte Finanzierung fällt aus. Damit hängt die Zukunft der Kaufhauskette erneut in der Luft. Auch in der Schweiz ist die Zukunft der Kette Globus offen.
IMAGO/Arnulf Hettrich

Die diversen Insolvenzen im Reich des René Benko haben auch eine Auswirkung auf seine Beteiligungen. In Deutschland etwa zittern die Mitarbeiter des Warenhausriesen Galeria um ihre Zukunft. Nach harten Jahren der Restrukturierung fehlt nun die Perspektive. Denn das Geld, das die Signa in das Warenhaus investieren wollte, fließt vorerst einmal nicht. Die Signa hatte sich im Rahmen der letzten Galeria-Insolvenz verpflichtet, 200 Millionen Euro für die Sanierung des Unternehmens zur Verfügung zu stellen. Eine erste Tranche über 50 Millionen Euro wäre diesen Februar fällig gewesen und fällt jetzt aus. Findet sich kein Geldgeber, droht dem deutschen Kaufhauskonzern in den nächsten Tagen die dritte Bankrotterklärung seit dem Jahr 2020. Das berichtete die "NZZ".

Das könnte laut einem Bericht von n-tv.de bereits in wenigen Stunden der Fall sein. Galeria soll laut dem Bericht am Dienstag einen Insolvenzantrag stellen. Optimistisch blickte der Warenhausriese zuletzt nicht in die Zukunft. Für das Geschäftsjahr 2023/24 wird mit einem Verlust gerechnet. Galeria erwarte "ein Jahresergebnis im unteren negativen zweistelligen Millionenbereich", heißt es im veröffentlichten Abschluss des Geschäftsjahres im Bundesanzeiger zum 30. September 2022. Galeria ist über die Signa Retail Selection mit Sitz in der Schweiz Teil der Signa-Gruppe.

Betriebsrat: Sind zukunftsfähig

Der Betriebsrat von Galeria Karstadt Kaufhof hält die deutsche Kaufhauskette hingegen trotz der Turbulenzen der Konzernmutter Signa für zukunftsfähig. "Dass nun die Kerngesellschaften der Signa-Gruppe insolvent sind, bedeutet, dass wir uns von der Signa-Gruppe und ihren Interessen befreien können", sagte Betriebsratschef Jürgen Ettl der "Wirtschaftswoche" vom Sonntag.

Finde sich ein neuer Eigentümer, der "ebenso wie wir ein Interesse daran hat, dass es Galeria gut geht, ist das Unternehmen zukunftsfähig", so Ettl. Einem einzelnen Investor oder Konsortium kann Galeria laut Ettl zwischen sechs und 17 Prozent Rendite bieten. "Garantieren können wir in schlechten Zeiten drei Prozent und in guten Zeiten mindestens sechs." Dafür müssten unter anderem die Mieten an den Signa-Standorten auf ein marktübliches Niveau gesenkt werden.

Neuer Eigentümer als Chance

Die Mieten waren Galeria schon länger ein Dorn im Auge. Die Signa besitzt nämlich nicht nur das operative Geschäft, sondern auch die 18 Premium-Immobilien der Kaufhäuser, bei denen die Miete massiv über dem marktüblichen Niveau liegen soll. Die überhöhten Mieten sollen Galeria jedes Jahr rund 70 Millionen Euro zusätzlich gekostet haben. Mit diesen Mieten soll Benko vor dem Beben noch versucht haben, die Immobilien mit sehr hohen Werten in der Bilanz zu halten. Eine neuerliche Insolvenz von Galeria (die dritte in drei Jahren) könnte damit auch eine Chance für das Kaufhaus sein, sich aus den Fängen der Signa zu befreien.

In der Unternehmenszentrale in Essen sei wohl ein weiterer Arbeitsplatzabbau kaum zu vermeiden. "Für mich als Betriebsrat ist das hart", sagte Ettl. "Ich möchte gerne jeden Arbeitsplatz erhalten. Aber in unserer Lage darf es auch für Betriebsräte keine Denkverbote geben."

Debakel auch in der Schweiz?

Vom Niedergang der Signa könnte auch die Schweizer Warenhauskette Globus betroffen sein. Die Hälfte der Kette gehört dem Signa-Konzern, die andere Hälfte ist im Besitz der thailändischen Central Group. Anfang 2020 haben beide Investoren das Schweizer Warenhaus übernommen. Wie es mit der Beteiligung nun weitergeht, ist offen. Der thailändische Miteigentümer bekannte sich zuletzt zu der Beteiligung. "Unabhängig von der Position unseres Joint-Venture-Partners beabsichtigt Central Group, all ihre europäischen Luxusgeschäfte, einschließlich Globus, zu unterstützen", hieß es von dem Investor.

Konkrete Gespräche oder Handlungen der Central Group soll es bisher aber noch nicht gegeben haben. Konkursexperten zeigen sich nur vorsichtig optimistisch. Der Schweizer Konkursexperte Raoul Egeli sagte der "NZZ am Sonntag", dass es darauf ankomme, wie ernst es die Central-Gruppe mit Globus meine. "Es kann auch sein, dass ihr das Risiko plötzlich zu groß wird und sie aussteigt."

Die Central Group hatte mit Benko schon länger zusammengearbeitet. Die Hälfte der Beteiligungen am Nobelkaufhaus Selfridges in London gehörte Benko. Dort hat jedoch bereits der thailändische Partner die Kontrolle über die dahin mit der Signa Holding gehaltene Luxus-Kaufhauskette übernommen. Die Central Group sicherte damit ihre Position bei der Kaufhauskette ab, Signa ist nur noch Minderheitsaktionär. Signa und Central hatten die Übernahme von Selfridges Ende 2021 gemeinsam verkündet. Sie übernahmen damals 18 der 25 Warenhäuser des Anfang des vergangenen Jahrhunderts von Harry Gordon Selfridge gegründeten Handelshauses. Die Central-Gruppe gehört der thailändischen Milliardärsfamilie Chirathivat.

Investoren für Tennis-Point gefunden

Indes wird der zur insolventen Signa Holding gehörende Tennissport-Ausrüster Tennis-Point von einer Gruppe von Investoren übernommen. Das Konsortium unter Führung der Gesellschaft Orlando Capital V und unter Beteiligung des Firmengründers Christian Miele werde das Geschäft weiterführen. Eine entsprechende Vereinbarung hätten die Investoren mit dem Insolvenzverwalter der Tennis-Point GmbH, Christian Gerloff, geschlossen, teilte dieser am Montag mit. Auch die Vertriebsgesellschaften in den USA und Frankreich stünden vor einer Übernahme durch die Investoren. Rund 700 Beschäftigte von Tennis-Point seien von den Plänen betroffen.

Weitere Konkursanträge in Wien gestellt

Beim Handelsgericht Wien wurde am Montag indes das Konkursverfahren über die Signa Real Estate Management GmbH beantragt sowie über das Vermögen der Signa REM Transactions GmbH. Bei der Signa Real Estate Management GmbH stehen 60 Millionen Euro Passiva gegenüber 5,8 Millionen Euro Aktiva. Von der Insolvenz sind 47 Beschäftigte und 82 Gläubiger betroffen. Löhne und Gehälter bis einschließlich November 2023 seien bezahlt. Eine Fortführung des Unternehmens sei derzeit nicht geplant, einer konkursgerichtlichen Schließung sei vorab zugestimmt worden, heißt es vom AKV. (bpf, red, APA, 8.1.2024)