Der Klimaschutz und die Anpassung an die Folgen der Erderhitzung gehen ins Geld – doch das Nichthandeln wird über die Jahre noch deutlich teurer. Das verdeutlicht ein neuer Bericht des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) im Auftrag des Klimaministeriums. Er liefert einen Überblick zu zahlreichen Studien, die einzelne Klimarisiken für das Budget untersucht haben.

Das Ergebnis: Heute schon entstehen für die Staatskassen jedes Jahr 5,4 bis sieben Milliarden Euro an Kosten, weil die nötigen klimapolitischen Schritte ausbleiben.

Durch die Unwetter im August wurden Teile Österreichs überflutet, unter anderem dieser Damm in Niedernsill.
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Ein Posten in der Aufstellung sind klimawandelbedingte Schäden, die etwa durch Stürme oder Überschwemmungen verursacht werden. Ein Teil dieser Schäden belaste die öffentlichen Haushalte, etwa für zusätzliche Gesundheitsausgaben, so die Autorinnen. Dazu kommen künftig stark steigende Ausgaben für die Klimaanpassung.

Als einen großen Teil der berechneten Kosten im Budget nennt die Wifo-Studie außerdem auch klimakontraproduktive Subventionen. Sowohl dauerhafte Zahlungen in den Bereichen Verkehr, Energie und Landwirtschaft zählt das Wifo zu dieser Kategorie als auch einige temporäre Unterstützungsmaßnahmen während der Teuerungs- und Energiekrise.

"Das heißt natürlich nicht, dass wir empfehlen, solche Subventionen ganz abzuschaffen. Aber sie müssen klimaverträglich gestaltet werden", erklärt Wifo-Ökonomin Margit Schratzenstaller. Ein Beispiel dafür sei die Pendlerpauschale. Pendler müssten weiterhin unterstützt werden, so Schratzenstaller. Doch der Zuschuss müsse dringend reformiert werden.

Teure Zertifikate für zu viel CO2

In den kommenden Jahren wird die Belastung des Budgets durch klimapolitische Versäumnisse noch deutlich steigen, warnt das Wifo weiter. Ausgaben für die Anpassung an den Klimawandel könnten bis 2030 jedes Jahr 1,7 Milliarden Euro ausmachen. Und auch die Wucht von Klimaschäden steigt mit der voranschreitenden Erhitzung: Bis 2030 spricht das Wifo von Schäden zwischen 2,5 und 5,2 Milliarden Euro.

Schwer zu prognostizieren seien hingegen die Kosten für Emissionszertifikate, die Österreich bei anderen EU-Staaten kaufen muss, wenn es die gemeinsamen Klimaziele verfehlt, so die Wifo-Studie. Die jüngste Schätzung des Wifo quantifiziert sie mit 4,7 Milliarden Euro für den Zeitraum 2021 bis 2030.

"Auf österreichischer Ebene kann man nicht alles, aber doch einiges angehen", sagt Schratzenstaller. Ein wichtiger Schritt aus ihrer Sicht wäre, die enormen budgetären Risiken einzukalkulieren. "Demografische Risiken, etwa für unser Pensionssystem, sind ein fester Bestandteil von Schuldentragheitsanalysen. Künftig müssen auch Klimarisiken einbezogen werden", so die Ökonomin.

Dünne Datenlage

In der jüngsten Budgetanalyse, die das Wifo alle drei Jahre für den Bund erstellt, wurden erstmals mögliche Ausgaben für Emissionszertifikate aufgelistet. "Aber alles andere fehlt: die Anpassung, die Schäden, Ausgaben für das Gesundheitssystem", kritisiert Schratzenstaller.

Auch sei beim Erstellen der Studie klargeworden, wie wenig Transparenz es zu dem Thema auf Länder- und Gemeindeebene gäbe. Projektionen seien dort kaum möglich, weil schlicht die Daten fehlen.

"Der Fokus in der wirtschaftspolitischen Diskussion liegt immer auf der Frage, was uns der Klimaschutz kostet. Viel stärker sollten wir thematisieren: Was kostet es uns eigentlich, wenn wir nicht handeln?", meint Schratzenstaller.

Emissionen 2023 gesunken

Klimaministerin Leonore Gewessler betont in einer Aussendung zu der Studie, dass die Klimaschutzmaßnahmen der aktuellen Regierung langsam zu greifen beginnen. Die Treibhausgasemissionen gingen 2023 um rund sieben Prozent zurück, zeigt eine Bilanz, die das Wegener Center für Klima und Globalen Wandel an der Universität Graz Ende Dezember vorgelegt hat. "Wir können das Nichthandeln und die Fehlentscheidungen vergangener Regierungen in Sachen Klimaschutz auch in Österreich aufholen", so Gewessler.

Doch der Handlungsbedarf ist weiterhin enorm. Das macht die neue Wifo-Studie einmal mehr deutlich. Die budgetären Kosten und Risiken von Versäumnissen in der Klimapolitik seien jedenfalls beträchtlich, heißt es dort. Das müsse bei der Evaluierung ökonomischer Kosten neuer klimapolitischer Maßnahmen mitgerechnet werden – denn Nichthandeln werde am Ende deutlich teurer sein als eine aktive Klimapolitik. (Alicia Prager, 9.1.2024)