Eine Künstlerin in ihrem Element. Birgit Minichmayr als Maria Lassnig in
Saladin Dellers, Birgit Minichmayr, Lukas Watzl
Eine Künstlerin in ihrem Element: Birgit Minichmayr als Maria Lassnig in "Mit einem Tiger schlafen".
© coop99 Filmproduktion

Um den Jahreswechsel veröffentlichte die heuer vom 15. bis 25. Februar stattfindende Berlinale traditionell erste Filme aus ihrem Programm, das am 22. Jänner bekanntgegeben wird. Fest steht schon jetzt: Die letzte Edition von Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek, die im Anschluss von der US-Amerikanerin Tricia Tuttle abgelöst werden, setzt jedenfalls auf österreichischen Film. Neben Josef Haders Panorama-Starter "Andrea lässt sich scheiden", in dem eine Dorfpolizistin Fahrerflucht begeht, ist auch Anja Salomonowitz' Filmbiografie "Mit einem Tiger schlafen" über die 2014 verstorbene Malerin Maria Lassnig in der Sektion Forum zu sehen – in beiden Filmen spielt Birgit Minichmayr die Hauptrolle.

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Fokus auf Maria Lassnig

Am Dienstag gab das Filmfestival nun bekannt, aus Anlass der Weltpremiere des Biopics mit Minichmayr als Maria Lassnig und Oskar Haag als Arnulf Rainer ein Special zu Ehren der Doyenne der heimischen Kunst anzusetzen. So werden im Forum Special zehn Kurzfilme von Lassnig gezeigt – von "Encounter" aus dem Jahr 1970 bis hin zu "Maria Lassnig Kantate" aus 1992. Es gehe um "beglückende Friktionen, lebendige Kritik, wunderbare Einfälle, handgezeichnet und selbst gesungen", streute die aus Wien stammende Sektionsleiterin Barbara Wurm dem Lassnig-Œuvre Rosen.

Internationale Stars

In der Sektion Panorama findet sich unter anderem auch der neue Film von "Systemsprenger"-Regisseurin Nora Fingscheidt. In "The Outrun" erzählt sie mit Saoirse Ronan die Geschichte einer jungen Frau, die in ihre alte Heimat Schottland zurückkehrt, wo sie die Exzesse der Vergangenheit hinter sich lassen will. Mit Hunter Schafer ("Euphoria") wird in Tilman Singers "Cuckoo" ein anderer internationaler Star in einer deutschen Produktion zu sehen sein.

Angekündigt sind weiters Adam Sandler und Carey Mulligan ("Spaceman") sowie Amanda Seyfried in der neuen Arbeit des kanadischen Autorenfilmers Atom Egoyan "Seven Veils". Nach Stephen Spielberg im Jahr zuvor wird 2024 ein weiterer Meisterregisseur des US-Kinos einen Ehrenbären erhalten: Martin Scorsese.

Retrospektive: Deutsches Kino abseits des Kanons

Hannelore Elsner in Die endlose Nacht von Will Tremper
Hannelore Elsner 1963 in "Die endlose Nacht" von Will Tremper.
© Deutsche Kinemathek / Moviemax

Die Retrospektive widmet sich dem deutschen Filmerbe. "Das andere Kino – Aus dem Archiv der Deutschen Kinemathek" zeigt Underground-Klassiker aus der Bundesrepublik und der DDR. Im Fokus des rund 20 Filme zählenden Programms stehen unangepasste Protagonistinnen und Protagonisten, eigenwillige Filmsprachen und unkonventionelle Produktionen der deutschen Filmgeschichte aus dem Zeitraum zwischen 1960 und 2000, wobei ein Großteil in der neuesten restaurierten Fassung gezeigt wird.

Zu sehen sind etwa Christoph Schlingensiefs Wendesatire "Das deutsche Kettensägenmassaker" (1990), Frank Vogels DDR-Halbstarken-Film "Denk bloß nicht, ich heule" (1965) oder Helke Sanders feministisch-satirische Dokumentation "Die Deutschen und ihre Männer – Bericht aus Bonn" (1989). Auch die junge Hannelore Elsner ist zu sehen: in Will Trempers stylischem Ensemblefilm "Die endlose Nacht" (1963), der die Begegnungen von Menschen am Flughafen Tempelhof zum Gesellschaftsporträt der frühen BRD verstrickt. (diva, APA, 9.1.2024)