Emily Pellegrini
Die Macher von Pellegrini nutzten Studien, um herauszufinden, welcher Frauentyp bei den meisten Männern ankommt. Das Ergebnis sehen Sie auf diesem Foto.
Emily Pellegrini

"Wow you are very amazing Emily and follow me on Instagram please!" So und ähnlich klingen zahlreiche Kommentare auf dem Instagram-Kanal von Emily Pellegrini. Von bekannten Fußballern soll sie sogar schon sehr direkt angesprochen worden sein, warum sie mit diesem Aussehen noch keinen Freund habe. Viele der über 200.000 Follower der jungen Frau wissen offenbar nicht, dass es sich bei Emily um kein Wesen aus Fleisch und Blut handelt, sondern dass sie von einer künstlichen Intelligenz geschaffen wurde.

Pfiffige Geschäftsleute haben Pellegrini geschaffen und befüllen seitdem erfolgreich ihren Instagram-Kanal und die weniger jugendfreie Version auf dem Onlyfans-Konkurrenten Fanvue. Nun könnte man sich fragen, wie man so naiv sein kann, auf Fake-Bilder hereinzufallen. Tatsächlich gibt es von Pellegrini sogar Videos, in denen sie vor dem Spiegel neue Outfits ausprobiert oder mit ihrer Schwester eine Party besucht.

Sprachnachrichten aus der Dose

Sie sei ein "Fun loving girlie" aus L.A., schreibt Pellegrini auf Instagram, wo seit ein paar Wochen regelmäßig sexy Fotos hochgeladen werden. Tatsächlich deutet nichts darauf hin, dass es sich bei der 23-Jährigen um eine KI handelt. Nun ist bekannt, dass dank Software wie Midjourney realistische Bilder möglich sind, aber dass die junge Frau auch in Videos auftaucht, lächelt und sogar singt, macht die Illusion offenbar perfekt.

"Life's a party, and I'm the host! With a sprinkle of charm, a dash of glamour, and a whole lot of cheeky fun, I'm here to make your day sizzle and your nights sizzle even more!" (Pellegrini auf Instagram)

Während sich die Interaktion auf Instagram in Grenzen hält, kann man mit der jungen Frau allerdings sogar chatten. Dazu klickt man den Link in ihrer Biografie an, der direkt auf die Plattform Fanvue führt. Während beim großen Konkurrenten Onlyfans ausschließlich Menschen exklusive und oftmals explizite Inhalte für einen Unkostenbeitrag anbieten, erlaubt Fanvue auch KI-generierten Wesen einen Auftritt. Für 4,50 Dollar im Monat bekommt man Bilder beziehungsweise Videos ohne Unterwäsche zu sehen. Sika Moon, eine andere KI-Influencerin, erklärt auf ihrer Website etwas genauer, was zu erwarten ist: "Ich poste alle Arten von Bildern und Videos, von sinnlicher Nacktheit über erotische Fantasiegeschichten bis hin zu sehr unanständigen Pornoinhalten."

Ein wesentliches Feature bei all diesen KI-Frauen ist, dass man ihnen bei Fanvue auch Direktnachrichten schicken kann. Diese werden dann von ihr – also einer KI – beantwortet. Dahinter steckt "Fanvue AI", laut den Machern ein Chatbot, der Nachrichten der KI-Figur entsprechend formulieren kann und sich Unterhaltungen merkt, um später auf Gesagtes eingehen zu können. Wer glaubt, dieses Tool wird nur von KI-Models genutzt, der irrt. Echte Content-Creator können ihre Stimme zur Verfügung stellen, damit neben KI-generierten Antworten via Text auch gesprochene Antworten geliefert werden können. Eine ähnliche Technologie nutzt beispielsweise der Onlyfans-Star Kaitlyn Siragusa, besser bekannt als Amouranth. Für einen Dollar pro Minute gibt die KI akustische Antworten, wie sie die 29-jährige US-Amerikanerin geben würde.

Sika Moon und andere KI-Models lassen sich gerne mit anderen KI-Models abbilden, was die Illusion von realen Personen noch verstärkt.
Auch Sarah Jordan ist dunkelhaarig, wie die meisten erfolgreichen KI-Influencer im Moment. Laut Studien offenbar die Haarfarbe, die den meisten Männern gefällt.

Gefahren inklusive

Rund 57 Millionen Dollar hat Siragusa in vier Jahren auf Onlyfans verdient. Diese Summen machen zahlreiche KI-Unternehmen auf die Branche aufmerksam. Vor allem sehen sie die Vorteile von KI-Influencern. Diese werden nicht älter, sind nie krank, und vor allem gibt es keinen Widerspruch, wenn sexuell aufgeladene Inhalte erstellt werden sollen. Kein Wunder also, dass immer mehr Influencerinnen mit Fanvue-Account auf Instagram auftauchen. Neben Pellegrini gibt es wie erwähnt Sika Moon mit 316.000 Followern und Sarah Jordan mit bereits über 600.000 Followern.

Der Strom an sehr expliziten KI-Inhalten ohne jegliche Kontrolle sorgt in der Tech-Welt für Unruhe. Viele haben ethische Bedenken und meinen, die Entwicklung ginge "zu schnell", wie man das im Vorjahr generell oft über KI-Inhalte lesen konnte. In einem Interview mit "Business Insider" nahmen die Macher von Fanvue dazu Stellung. "KI kann man für tolle Sachen benutzen, aber es birgt natürlich auch Gefahren." Vor allem Deepfakes und Kindesmissbrauch seien große Probleme, derer sich die betroffenen Plattformen allerdings bewusst seien und solche Fälle sofort löschen und melden würden.

Eine sofortige Ablöse bestehender Content-Creator sehen sie aber nicht. Aktuell ginge es um die Erweiterung menschlicher Möglichkeiten, nicht um deren Ersatz – zumindest kurzfristig. Bis dahin werden Models wie Emily Pellegrini weiterhin schicke Urlaubsfotos auf Instagram veröffentlichen und den einen oder anderen Mann zu einer zweideutigen Textnachricht verleiten. (Alexander Amon, 10.1.2024)