Mittel-Alter Kolumne Pohl Satire Neujahrsvorsatz
In Ronald McDonald's Namen: Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat die Definitionshoheit über die Ernährungsgewohnheiten unserer Kleinsten erworben.
APA/GEORG HOCHMUTH

Silvester liegt noch keine 14 Tage zurück, schon droht vielen Neujahrsvorsätzen die Schmach, die närrischste Zeit im Jahr nicht zu überdauern. Noch juckt es viele Gemeindeväter in den Fingern, ihren Bürgerinnen und Bürgern – wie unlängst in Trumau geschehen – mit sexualhygienischen Betrachtungen via Facebook das Herz zu erwärmen. Das niederösterreichische Beispiel könnte sie jetzt davon abbringen.

Manche in Übersee haben sich fest vorgenommen, "Marxisten, Faschisten und linksradikale Gangster" auszurotten wie "Ungeziefer". Andere Vorsätze sind formellerer Natur. Sie betreffen die Absicht, unter einem Volkskanzler Kickl Journalisten und Islamisten gutes Benehmen zu lehren. Anhänger des ÖVP-Kanzlers tragen sich hingegen mit der Absicht, ihre Kinder nach den Schlemmereien zu Weihnachten wieder an ihre gesunde Burger-Diät zu gewöhnen.

Für mich, einen kleinen Babyboomer, war die Weihnachtszeit in den Jahren der Ära Kreisky betörend schön, zugleich entsetzlich widersprüchlich. Nach Verzehr einer Wagenladung Kekse spannten die ohnehin großzügig bemessenen Hosen kolossal. Die von Spott und Verunglimpfung begleitete Entwicklung („Blade Sau!“) gipfelte in dem Neujahrsvorsatz, Sport zu betreiben.

Futter für Wettkämpfer

Die Absolvierung eines Judo-Kurses zeitigte leider paradoxe Erfolge. Zwar erlernte ich unzählige Arten, auf der Matte aufzuschlagen, ohne mir dabei alle Glieder zu brechen. Leider wurde ich darüber selbst zum Futter für gestandene Wettkämpfer. Kaum am Turniergeschehen beteiligt, wurde ich – von Haus aus zögerlich – vom Gegner angepackt wie eine schwere, dafür umso dankbarere Aufgabe. Nach unsanft erfolgter Landung konnte ich ein Schluchzen der Scham
und Zerknirschung selten unterdrücken.

Meine Mutter wusste das Mittel, um im vollschlanken Judoka wieder Stolz und Lebensfreude zu wecken. Sie fütterte ihn mit einem Dutzend dick mit Marillenmarmelade bestrichener Palatschinken. Heimlich, still und leise verließ ich das Camp voller Judokas. Von der hochangesehenen Kaste der Sumo-Ringer war mir damals leider nichts bekannt. (Ronald Pohl, 10.1.2024)