Jährlich dasselbe Bild: Der Nachwuchs der Austria triumphiert in Göttingen.
Foto: amaspics.at

Der Hallenfußball lebt. Nicht überall, aber ganz bestimmt in Göttingen. Jeden Jänner treten in Niedersachsen 28 regionale und internationale Nachwuchsmannschaften an, um sich auf Kunstrasen zu messen – und am Ende gewinnen die Veilchen.

Ja, auch in diesem Jahr hat sich die Wiener Austria beim größten U19-Hallenturniers Europas durchgesetzt. So wie 2014, 2015, 2016 und 2023. Im Endspiel besiegten die violetten Youngsters den Hamburger SV mit 2:1 . Auf dem Weg zur Titelverteidigung wurden in der Lokhalle unter anderem Union Berlin, Manchester United, Mainz 05 und der amtierende Youth-League-Sieger AZ Alkmaar bezwungen.

Guter Ruf

In Göttingen hat die Austria einen Ruf zu verlieren. "Wir haben dort einen Namen", sagt Trainer und Akademieleiter Manuel Takacs im Gespräch mit dem STANDARD, "auf den Tribünen sieht man Fans mit violetten Shirts. Da will man sich keine Blöße geben. Wir haben unseren Klub zu vertreten, und das versuchen wir bestmöglich zu machen. Natürlich macht es einen Stolz, wenn die Jungs ihren Job dann so großartig erledigen."

Fünf Titel in den vergangenen neun Turnieren machen die Austria zum Rekordsieger. Jetzt fragt man sich: Wie ist das möglich? Warum sind die Wiener für internationale Topvereine seit dem Paläolithikum kaum zu bezwingen? Takacs gibt die Antwort: "Entscheidend ist, wie die Burschen es defensiv lösen." Aber war in der Halle nicht immer die Technik entscheidend? Was ist mit Tupferl, Gaberl, Scheiberl und Goal? "Die Mischung macht es aus. Du brauchst die Zangler, aber genauso die Robusten."

Trainer und Akademie-Leiter Manuel Takacs (hinter dem Pokal) mit seiner siegreichen Truppe.
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Für die Spätgeborenen: Ein Zangler ist einer, dem der Ball am Fuß klebt. Ein Herbert Prohaska, ein Felix Gasselich. Also einer, der die Gegner auf einem Untertatzerl schwindlig spielt. "Unsere Spieler zeigen Jahr für Jahr, dass sie richtig gut kicken können", sagt Takacs, "sie wissen sich zu positionieren. Sie haben die Kreativität, um torgefährlich zu werden. Defensiv funktioniert es nur über das Kollektiv. Da darf sich gegen die Topteams keiner aus der Verantwortung nehmen."

Der Nachwuchs in Favoriten hat vergangenen Sommer einen großen Umbruch erfahren. Die Young Violets sind in die Regionalliga Ost abgestiegen, mit dem SV Stripfing/Weiden wurde wiederum eine Kooperation in der Zweiten Liga etabliert. In Göttingen waren sieben Spieler der Young Violets mit von der Partie. Sie alle sind unter Erwachsenen erprobt, das macht sich bezahlt: "Für die Burschen ist das ein unglaubliches Learning."

Saudische Einladung

Früher waren es Dominik Prokop, Dominik Fitz oder Sascha Horvath, die in der Halle geigten. Sie alle sind mittlerweile gestandene Bundesliga-Profis. Wer kann von der kommenden Generation den Sprung schaffen? Die Mittelfeldspieler Sanel Saljic und Luka Izderic sollte man ebenso im Auge behalten wie den großgewachsenen Innenverteidiger Petar Markovic. Takacs hält den Ball flach: "Es gibt für alle noch extrem viel zu lernen."

Ein Lernprozess ist auch der Al Abtal International Cup. Hier heißen die Konkurrenten auf dem Feld nicht FavAC und SV Oberwart, sondern Real Madrid und Juventus Turin. Das U19-Turnier findet seit 2021 jährlich statt und wird vom saudi-arabischen Fußballverband und dem saudi-arabischen Sportministerium gefördert. "Where future stars compete" ist der Slogan der Veranstaltung.

Natürlich findet der Cup nicht ohne Hintergedanke statt. Die Saudis wollen ihre kommende Generation WM-fit kriegen. Also lässt man den eigenen Nachwuchs gegen europäische Vereine antreten. Saudi-Arabien ist der einzige Bewerber für die WM 2034. Mit dieser Perspektive schüttet der Wüstenstaat sein Füllhorn über dem internationalen Fußball aus. Davon profitieren nicht nur die Topstars.

HIGHLIGHTS | FUTURE FALCONS 1 - 1 FK AUSTRIA WIEN
Die junge Austria im Testspiel gegen die saudischen Future Falcons.
Al Abtal

Im Vorjahr mussten die Violetten beim Al Abtal Cup noch Lehrgeld zahlen, heuer läuft es deutlich besser. Mit einem 2:0 gegen Nottingham Forest und einem 2:1 gegen Villarreal setzten sich die Wiener an die Spitze einer starken Gruppe. Bei einem Erfolg gegen Sporting Lissabon am 17. Jänner wartet das Viertelfinale. Die meisten Partien finden im Salou Sports Center an der katalanischen Küste statt. Die Austria fliegt hin, spielt, fliegt zurück – und die Saudis begleichen die Kosten.

"Wir haben mit fünf U17-Spielern gegen Nottingham gespielt", sagt Takacs nicht ohne Stolz, "wir waren vom Altersschnitt jünger als Nottingham und haben das richtig gut gemacht. Wir sammeln dort Erfahrungen auf hohem Niveau, ohne großen Druck." Auch mit der U16 läuft es diese Saison prächtig. Mit zwei Spielen weniger liegt man in der Tabelle der ÖFB-Jugendliga nur drei Punkte hinter Red Bull Salzburg: "Das zeugt von Qualität."

Im Jänner erhielt das Nachwuchstrainerteam mit Emanuel Pogatetz prominente Verstärkung. Der Ex-ÖFB-Teamspieler coacht die Young Violets. "Er bringt etwas mit, das wir so in der Akademie noch nicht hatten", sagt Takacs, "er hat auf allerhöchstem Niveau das erlebt, was die Burschen hoffentlich in Zukunft erleben werden. Diese Spieler können etwas schaffen, wenn man ihnen die Chance gibt." (Philip Bauer, 10.1.2024)