Gary Oldman spielt sich selbst an die Wand Bei manchen Serien ist es gut, wenn sie nach zwei Staffeln enden, bei gar allzu vielen fragt man sich, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass nach der Pilotfolge noch weitere gedreht wurden. Und dann gibt es jene Serien, die immer und immer besser werden. Slow Horses ist so eine. Sie basiert auf den schwarzhumorigen Spionageromanen des Briten Mick Herron und dreht sich um eine Truppe von Losern und Versagerinnen im britischen Geheimdienst. Sie werden nur deswegen nicht gefeuert, weil sie immerhin Akten beschlagworten und ordnen können. Oder dies zumindest tun sollten – denn tatsächlich haben die lahmen Gäule eh etwas drauf – sie hatten nur bisher das Pech, im Ernstfall ... na ja: Pech gehabt zu haben.

Slow Horses — Season 3 Official Trailer | Apple TV+
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Gary Oldman ist der Chef dieser seltsamen Anstalt und – wie eigentlich in jeder seiner Rollen – einfach nur zum Niederknien. Pfeif' auf Oscar und Golden Globe! Die Verkörperung des ungewaschenen, ketterauchenden, desillusionierten und zutiefst zynischen Alkoholikers Jackson Lamb, der dennoch ein batzweiches Herz hat (was er nie zugeben würde), könnte noch zu Oldmans Rolle des Lebens werden. Aber was wäre er ohne die divine Kristin Scott Thomas als geliebt-verhasste Nemesis? Oder ohne den grandios selbstironischen Jack Lowden, die koksend-durchgeknallte Aimee-Ffion Edwards, den slicken Kotzbrocken Freddie Fox, die moralische Festung Saskia Reeves und den kaltblütig-liebevollen Opa Jonathan Price?

Das Ensemble trägt die gesamte Produktion, die auch in Sachen Drehbuch und Dialogregie (unbedingt auf Englisch ansehen!) glänzt. Und dann auch noch dieser Soundtrack: Mick Jagger! Bitte nicht aufhören. Niemals. (Gianluca Wallisch, 10.1.2024)