Mein Magenta-Modem, Modell Technicolor 4336, besser bekannt als "Home Box Fiber", hat eine WLAN-Taste. Sie spinnt allerdings. Das nervt. Und zwar schon lange.

Im Jahr 2022 hat der Telekomanbieter seine "Internet Fiber Box" in Pension geschickt und mit besagtem neuen Gerät ersetzt. Auf den ersten Blick ein Fortschritt. Wifi-6, DOCSIS 3.1, 2,5-Gbit-LAN, juhu! Bis die ersten Nutzer, die sich selbst um die Konfiguration ihres Netzwerks kümmern, versuchten, Einstellungen zu ändern.

Das Magenta-Modem Home Box Fiber (Technicolor 4336)
Mit der Einführung der Home Box Fiber (Technicolor 4336) strich Magenta zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten.
Magenta

Konfigurationswüste

Auf diese greift man nun über die Magenta-App zu. Optional geht das auch, wenn man nicht gerade mit dem Modem verbunden ist. Der Cloud sei gedankt. Diese Flexibilität hilft aber wenig, wenn es nichts einzustellen gibt.

Ich kann Ports weiterleiten, IP-Adressen fix zuteilen, die DHCP-Funktion aus- und einschalten und ihren Adressraum einstellen. Dazu lassen sich Name und Passwort des WLANs anpassen. Allerdings nur, wenn der Cloudgott gerade gut gelaunt ist, weil man ihm gerade in einem Schlangenölritual ein WLAN-Kabel geopfert hat. Meistens spuckt die App aber – zumindest in meinem Fall – einen "Fehler bei der Änderung der Wifi-Einstellungen aus".

Wer in der App das WLAN ganz abschalten will, geht leer aus. Der Knopf hingegen kann das schon. Aber nicht immer im ersten Anlauf. Manchmal klappt es sofort, manchmal muss man ihn länger betätigen. Nicht optimal.

Hinter diesem Abschaltvorhaben steckt keine panische Angst vor elektromagnetischer Strahlung im Sendeleistungsbereich von wenigen Watt. Sondern schlicht die Tatsache, dass ich null Bedarf an der integrierten WLAN-Lösung habe. An meiner Home Fiber Box (deren Austausch mit einem alternativen Modem eigener Wahl nicht möglich ist) steckt ein Meshrouter, der im Verbund mit einem zweiten seiner Art die WLAN-Versorgung der Wohnung übernimmt.

Das "hauseigene" Wifi-Netz des Modems erfüllt also für mich keinen Zweck. Dafür sorgt es potenziell für Interferenzen in einem eh schon mit Funknetzwerken reichlich eingedeckten Wohnhaus und erhöht außerdem den Stromverbrauch. Dementsprechend fühlt es sich nach WLAN-Zwang an, wenn die Abschaltung nicht zuverlässig funktioniert.

Ein Modem-Icon auf der Magenta-Website.
Die WLAN-Funktion meines Modems abdrehen ist nicht ganz so einfach, wie erwartet.
DER STANDARD/Pichler

Mühsame Auswege

Zwei Auswege gibt es, und beide sind mühsam. Nämlich die Home Box Fiber in den Bridgemodus zu versetzen. Die Ergänzung eines solchen hatte Magenta nach anhaltenden Beschwerden auch im Frühjahr zugesagt und auch tatsächlich per Firmwareupdate nachgeliefert. Die Implementierung wurde allerdings auf die denkbar kundenfeindlichste Art durchgeführt. Wer den Modus des Geräts wechseln will, muss nämlich die Technikhotline des Anbieters bemühen, damit er aus der Ferne umgestellt wird. Die andere Möglichkeit besteht darin, dass man die Hotline ersucht, ein älteres Modem zu bekommen.

Mit diesen Defiziten konfrontiert, rechtfertigte Magenta sich im Herbst 2022 damit, dass für Kunden nun alles unkomplizierter sei und sowieso nur 2,3 Prozent der Nutzer vor dem Wechsel auf das neue Modem den Bridgemodus verwendet hätten. Laut Einschätzung der Telekombehörde RTR gab es ob der von vielen Kritikern der Box als De-facto-Abschaffung der Routerfreiheit empfundenen Lage aufgrund des Vorhandenseins des Bridge Mode keinen Grund zur Änderung.

Das ist doppelt ärgerlich, weil es auch über ein Jahr später keinen technischen Grund für derlei Beschneidungen gibt. Das Technicolor-Gerät erlaubt grundsätzlich natürlich auch das Vornehmen erweiterter Netzwerkeinstellungen, die von Magenta genutzte Firmware allerdings nicht. Und auch die vom Unternehmen davor eingesetzten Modems boten vielfältige Einstellungen. Auch das WLAN ließ sich einfach und zuverlässig abdrehen.

Oida, Magenta, das muss wirklich nicht sein. (Georg Pichler, 10.1.2024)

Update, 10.15 Uhr: Text und Überschrift wurden angepasst. Das WLAN der Home Box Fiber lässt sich in der Tat abschalten. Wie sich nach Leserhinweis herausstellte, funktioniert das – zumindest beim vom Autor verwendeten Modemexemplar – aber mitunter erst nach mehreren Anläufen.

Update, 11.15 Uhr: Die RTR sah in einer Entscheidung vom November 2023 die Routerfreiheit als gegeben an, die entsprechende Passage wurde angepasst. Laut Magenta wird als Austauschgerät auch die Fritzbox 6660 angeboten, die Docsis 3.1 beherrscht.