Marlene Engelhorn in der
Marlene Engelhorn in der "ZiB 3".
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Die handelnde Person könnten sich Friedrich Schiller und Bertolt Brecht gemeinsam auf einer Himmelsbühne ausgedacht haben. Aktivistin Marlene Engelhorn möchte ihr Familienerbe nicht, nach Krösus' Weise, allein für sich behalten. "Guter Rat für Rückverteilung" ist gefragt. Weil die Steuergesetzgebung ihresgleichen milde begegnet, ist Engelhorn gesonnen, 25 Millionen Euro an die Allgemeinheit abzutreten.

Ein Wunder ist geschehen: Dagobert Duck hat sich aus freien Stücken, ohne gewaltsame Einwirkung von Rotarmisten oder Traiskirchener Sozialdemokraten, in eine waschechte Philanthropin verwandelt. 160 Jahre Marxismus und Mehrwertlehre, der alte Grundwiderspruch von Kapital und Arbeit, das alles ist augenscheinlich für die Katz gewesen.

Famoser Auftritt

Engelhorns famoser Auftritt in der aktuellen Ausgabe der "ZiB 3" unterstrich den Verdacht: Diese messerscharf argumentierende Jeanne d'Arc muss einer Theateraufführung entsprungen sein. Vorbei die Zeiten, als Superreiche sich in Geldspeichern oder Renommierschlössern verkrochen hielten. Die Ururenkelin von BASF-Gründer Friedrich Engelhorn sprach über ihr Geburtsprivilegium wohltönend: freundlich, zugewandt, auf das Ergebnis des von ihr inspirierten Sozialexperiments sichtbar gespannt.

Ihr Vorhaben, die Vermögensverteilung zu demokratisieren, erinnert schon jetzt an klassische Heldinnengestalten: an die Jungfrau von Orleans ("Lebt wohl, ihr Berge, ihr geliebten Triften …!"). An die Heilige Johanna der Schlachthöfe ("Es helfen nur Menschen, wo Menschen sind"). Nicht auszudenken, Frau Engelhorn fasste sich demnächst ein Herz und ginge, aller Belastungen ledig, in die Politik. (Ronald Pohl, 10.1.2024)

ZIB 3: Marlene Engelhorn über ihr Millionenerbe
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