Eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 200 km/h? Ist lustig am Beginn einer 18 Kilometer langen, holprigen Straße durch die namibische Bergwelt. Über Stock und über Stein führt der Pfad vorbei am Gamsberg zu jener humorvollen Deutschen, die das Warnschild aufstellen ließ: Hannelore Neuffer. Die 83-Jährige möchte auf keinen Fall, dass irgendjemand auf dem Weg zur Rooiklip Farm hudelt. Denn jeden Tag bis 14 Uhr 30 macht sie ein Mittagsschläfchen, und ihr Partner Frans van Biljon schraubt in dieser Zeit gerne an rostigen Oldtimern herum. Dabei wollen die beiden lieber nicht gestört werden.

Hinweisschilder in Namibia
Deutscher Autobahnhumor: Strenge Geschwindigkeitsbeschränkung im namibischen Busch
Joëlle Stevenazzi

Erst im Alter von 60 Jahren hat die Geologin beschlossen, Deutschland hinter sich zu lassen und nach Namibia zu ziehen. Ab diesem Zeitpunkt ging es rund auf dem 180 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Windhoek gelegenen Bauernhof mit 7000 Hektar Grund. Van Biljon und Neuffer modelten die Farm zur exklusiven Lodge um, verwöhnte Gäste kamen aus der ganzen Welt, um die Abgeschiedenheit, Abenteuer und die wilden Tiere rundherum zu genießen. Zu Spitzenzeiten arbeiteten 20 Angestellte auf dem Hof, Neuffer musste mangels Alternativen in der Region einen eigenen Kindergarten einrichten.

Buschcamper unter einem Felsvorsprung
Im Buschcamper unter einem 650 Millionen Jahre alten Felsdach
Sascha Aumüller

Ab 2017 blieb der Regen vier Jahre lang fast gänzlich aus, die Wildtiere verschwanden oder verendeten. Zur Trockenzeit gesellte sich die Pandemie, und auf einmal wurde es wieder still auf der Farm. Doch die Ruhe nach dem Sturm gefiel Neuffer nur zu gut. Mit 80 Jahren beschloss sie, noch einmal ein neues Konzept für die Farm zu erfinden.

Berge um den Gamsberg in Namibia
Ausblick auf 7.000 Hektar feinste namibische Natur
Sascha Aumüller

Seit 2020 gibt es dort anstelle der Lodge das Selbstversorgercamp "Flintstone", hübsche Steinhäuschen, angeschlossen an Photovol­taik und Trinkwasser aus 100 Meter Tiefe. Frans van Biljon hat zudem weit vom Haupthaus entfernt unter 650 Millionen Jahre alten Felsen­dächern drei uneinsehbare Plätze für Camper angelegt, Duschen in den Fels gehauen, Freiluft-WCs mit unbeschreiblichem Panorama sowie Koch- und Grillplätze geschaffen.

WC in den Felsen
Der stillste Ort des Camp Rooiklip
Sascha Aumüller

Nun entspricht hier alles höchsten ökologischen Standards und einer zeitgemäßen Definition von Luxus: 70 Quadratkilometer feinste namibische Natur – und als nette Draufgabe den Pool der früheren Lodge – muss man nur mit einer Handvoll anderer Gäste teilen. (saum, 15.1.2024)