München/Offenburg – An der Spitze des deutschen Medienkonzerns Hubert Burda Media gibt es einen überraschenden Abgang. Der Vorstandsvorsitzende Martin Weiss verlässt das Unternehmen noch im Jänner, wie der Konzern am Mittwochabend mitteilte. Zuvor hatte die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Weiss hatte das Amt erst vor zwei Jahren angetreten.

Burda-Vorstandschef Martin Weiss geht.
Burda-Vorstandschef Martin Weiss geht.
Burda

Anlass war offensichtlich ein Machtkampf um die strategischen Weichenstellungen im Unternehmen. In der Mitteilung hieß es: "Martin Weiss wird Burda verlassen, da sein Ausblick auf die Richtung und die Schritte der Weiterentwicklung des Konzerns mit dem des Verwaltungsrates nicht mehr deckungsgleich ist."

Vorerst kein direkter Nachfolger

Ein direkter Nachfolger für Weiss wurde nicht benannt. Stattdessen wird der verbliebene Vorstand mit vier Mitgliedern die Aufgaben des 56-Jährigen übernehmen. Ob und wann Burda einen neuen CEO präsentieren wird, blieb unklar. Zum Vorstand zählt der langjährige Burda-Manager Philipp Welte, der das nationale Verlagsgeschäft des Konzerns verantwortet. Bekannte Zeitschriften sind das Nachrichtenmagazin "Focus" und die Illustrierte "Bunte".

Die Gesamtleitung des Konzerns liegt den Angaben zufolge unverändert im Verwaltungsrat der Hubert Burda Media SE. Das Gremium vertritt die Interessen der Gesellschafter bei Burda, die Unternehmensgruppe ist zu 100 Prozent im Burda-Familienbesitz. Der Vorstand berichtet an den Verwaltungsrat. In dem Gremium sitzen Verleger Hubert Burda, seine beiden Kinder Elisabeth Furtwängler und Jacob Burda sowie das frühere Vorstandsmitglied Andreas Rittstieg. Vorsitzender des Verwaltungsrats ist Paul-Bernhard Kallen.

Kallen war als Vorgänger von Weiss selbst bis Anfang 2022 und damit mehr als zehn Jahre Vorstandschef. Dann zog er sich aus dem operativen Geschäft zurück, blieb aber zugleich Vorsitzender des mächtigen Verwaltungsrats.

Seit 2017 bei Burda

Weiss war den Angaben nach insgesamt mehr als acht Jahre bei Burda. 2017 wurde er Mitglied des Vorstands von Hubert Burda Media und übernahm dort zusätzlich zum Investmentgeschäft die Verantwortung für das internationale Verlagsgeschäft. Weiss stand mit seiner Expertise und beruflichen Herkunft stark für das Digitalgeschäft und Zukunftsfelder.

Weiss sagte zu seiner Zeit im Konzern, er freue sich, dass er "dazu beitragen konnte, den Wandel von Hubert Burda Media für eine erfolgreiche Zukunft aktiv zu gestalten".

Die Trennung von Weiss kam am Vorabend des international beachteten Burda-Digitalkongresses DLD (Digital-Life-Design). Das Treffen findet von Donnerstag bis Samstag in München statt.

Drei Milliarden Euro Umsatz

Im Burda-Konzern mit einem Gesamtumsatz von rund 2,92 Milliarden Euro im Jahr 2022 und damals weltweit 10.500 Beschäftigten gab es bereits zuletzt immer wieder Veränderungen. Das betraf sowohl die Struktur des Unternehmens als auch Personen in der Führungsebene.

Erst im Herbst war der Weggang des langjährigen Burda-Managers Oliver Eckert überraschend bekannt geworden. Die genauen Gründe wurden nicht genannt. Damals hatte Burda mitgeteilt, dass Eckert als Vorsitzender der Geschäftsführung des Digitalpublishers Burda Forward und Geschäftsführer des Burda-Verlags sich dazu entschieden habe, "nach fast 15 Jahren das Kapitel Burda zu schließen und neue Herausforderungen anzunehmen". (APA, dpa, 11.1.2024)