Elon Musk formt ein Herz mit seinen Händen
Elon Musk zeigt wenig Einsicht und fällt erneut mit problematischen Aussagen auf X auf.
AFP/ANDREAS SOLARO

Elon Musk kann es einfach nicht lassen: Als hätte er für X/Twitter nicht schon genug Probleme damit ausgelöst, dass er antisemitische Verschwörungserzählungen verbreitete und später einer Aussage zustimmte, dass "jüdische Gemeinschaften" den "Hass gegen Weiße" schüren würden, findet er nun offensichtlich Gefallen an einem weiteren rassistischen Narrativ. Auf der Plattform stimmte Musk nämlich einem Beitrag zu, der nahelegt, dass Absolventen von Historically Black Colleges and Universities (HBCU) – historisch afroamerikanischen Hochschulen – IQ-Werte haben, die an intellektuelle Beeinträchtigung grenzen.

Im Zentrum der Kontroverse steht ein Programm von United Airlines, das 2021 ins Leben gerufen wurde. Es bietet Studenten von drei HBCUs die Möglichkeit, sich für die Pilotenausbildung des Unternehmens zu bewerben. Ein Nutzer mit dem Handle @eyeslasho kritisierte diese Initiative auf X. Er behauptete ohne stichhaltige Beweise, dass Absolventen dieser Hochschulen einen Mangel an Intelligenz aufweisen würden, was wiederum im Rahmen dieses Programms ein Risiko für die Flugsicherheit darstelle. Der Nutzer stützte sein Argument auf eine angebliche Korrelation zwischen den SAT-Ergebnissen dieser Schulen und niedrigeren IQ-Werten, wobei er eben behauptete, dass diese Werte nahe an der Schwelle zur intellektuellen Beeinträchtigung lägen.

Musk antwortete auf diesen Tweet und schien dessen Haltung zu unterstützen, indem er "Diversity, Equity and Inclusion"-(DEI-)Initiativen – Programme zur Förderung von Vielfalt und Gleichberechtigung – in abfälliger Weise kritisierte. "Zuerst müssen hunderte Menschen bei einem Flugzeugabsturz sterben, bevor sie diese verrückte Politik von DIE (sic!) ändern", schrieb Musk.

Musk ordnete in seiner Reaktion die Buchstaben des Akronyms für "Diversity, Equity and Inclusion" (DEI) neu zu "Sterben" ("DIE") an und machte sich damit offensichtlich über US-Initiativen lustig, die die Beteiligung von Schwarzen, Frauen und anderen historisch unterrepräsentierten Gruppen am Arbeitsplatz fördern sollen.

An den Haaren herbeigezogen

Die Grundlagen, die diese Argumentation untermauern, sind freilich nicht haltbar. Der SAT, der seit langem für die Verstärkung von Ungleichheiten kritisiert wird, hat eine problematische Geschichte. Experten wie Akil Bello von Fairtest weisen gegenüber "Gizmodo" darauf hin, dass sozioökonomische Faktoren einen erheblichen Einfluss auf die SAT-Ergebnisse haben, was Zweifel an deren Verwendung als gerechtes Maß für akademische Fähigkeiten oder Intelligenz aufkommen lässt.

Darüber hinaus wird die Vorstellung, dass SAT-Ergebnisse ein zuverlässiger Indikator für den IQ sind, infrage gestellt, zumal selbst das Konzept des IQ in der Bewertung kognitiver Fähigkeiten umstritten ist. Das College Board, das für den SAT verantwortlich ist, stellt ausdrücklich fest, dass der Test nicht die Intelligenz misst und nicht als alleinige Grundlage für wichtige Entscheidungen dienen sollte.

Auch die Behauptungen über Absolventen der HBCUs halten einer Überprüfung nicht stand. So liegen beispielsweise die durchschnittlichen SAT-Ergebnisse an der Hampton University und der Elizabeth City State University um oder leicht unter dem US-Durchschnitt, was den Behauptungen einer intellektuellen "Beeinträchtigung" klar widerspricht. Abgesehen davon spiegeln diese Durchschnitte nicht die gesamte Leistungsfähigkeit des Studentenkörpers wider, vorhandene Spitzen nach oben finden natürlich keine Berücksichtigung.

Hinzu kommt, dass die Partnerschaft von United Airlines mit den HBCUs keine Aufnahme in deren Flugschule garantiert: Sie soll historisch unterrepräsentierten Studenten überhaupt erst einmal eine Bewerbungsmöglichkeit bieten – es ist davon auszugehen, dass die strengen Anforderungen an Pilotenkandidaten natürlich beibehalten werden.

Problematische Talfahrt

Dass und wie Musk sein Unwesen auf X treibt, ist längst kein Geheimnis. Unter belanglosen Anspielungen auf seine Freizeitaktivitäten und seichten Scherzen finden sich immer wieder problematische Aussagen. Aussagen, die zuletzt dafür sorgten, dass Werbekunden in Scharen vor X davonlaufen. Eine Einsicht, dass er mit seinen Aussagen nicht einfach nur provokant Grenzen auslotet, sondern sich damit in eine äußerst problematische Ecke schiebt, zeichnet sich bei Musk nicht ab.

Im Gegenteil: Es scheint ihm egal zu sein. Vielmehr stellte er klar, dass er sich mit Geld nicht erpressen lasse, und richtete verlorenen Werbekunden auch schon ein "Go f*** yourself!" aus. Dass das nicht unbedingt förderlich für die finanzielle Gesundheit von X ist, sieht er ein und stellte selbst fest, dass ein langanhaltender Anzeigenboykott zum Ende der Nachrichtenplattform führen könnte. Weit ist es ohnehin nicht mehr bis ins Tal: Einem Investor zufolge ist der Wert von X mittlerweile schon um 71,5 Prozent gesunken.

Nicht auszuschließen, dass seine Eskapaden auch auf ein anderes Problem hindeuten: Das "Wall Street Journal" berichtete erst vor kurzem über Vorwürfe bezüglich Musks angeblichem Drogenkonsum, von dem einige glauben, dass sein Verhalten und auch seine beruflichen Entscheidungen maßgeblich davon beeinflusst seien. Musk selbst hat diese Vorwürfe freilich zurückgewiesen. (bbr, 11.1.2024)