Mosaik in Pompeji zeigt einen Hund und den Spruch
"Cave Canem", warnt ein Mosaik der Fundstätte Pompeji in Italien ("Vorsicht vor dem Hund"). Vor einem Fluch warnen mittlerweile mehrere Touristinnen, die sich von dort unerlaubt Souvenirs mitnahmen und diese wieder zurückgegeben haben.
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Ein ungeschriebenes, oft aber auch schriftlich festgehaltenes "Gesetz" gilt gleichermaßen für Toiletten wie für historische Fundstätten: Man sollte sie in etwa so verlassen, wie man sie vorgefunden hat. Also keinen Müll verursachen und nichts stehlen. Daran halten sich bedauerlicherweise nicht alle, aus dem archäologischen Park von Pompeji etwa werden immer wieder Steine aus der verschütteten antiken Stadt als geschichtsträchtige Souvenirs entwendet.

Gerüchteweise erzählt man sich, dass ein Fluch auf den Überbleibseln Pompejis jene diebisch veranlagten Personen befalle. Anekdotische Evidenz dafür liefert nun nicht nur die 36-jährige kanadische Besucherin, die 2020 gestohlene Steine nach Pompeji zurückgab. Eine anonyme Touristin schickte Bimssteinartefakte, die sie von den Ausgrabungen entwendet hatte, zurück. Mit dabei war eine handschriftliche Notiz in englischer Sprache, mit der sie um Entschuldigung bat.

"Ich wusste nichts von dem Fluch. Ich wusste nicht, dass ich keine Steine hätte mitnehmen dürfen. Innerhalb eines Jahres habe ich Brustkrebs bekommen. Ich bin eine junge und gesunde Frau, und die Ärztinnen/Ärzte sagen, es sei einfach 'Pech'. Bitte nehmen Sie meine Entschuldigung und diese Stücke an", schrieb die Frau und fügte ein italienisches "Es tut mir leid" hinzu.

"Fluch von Pompeji"

An "Pech" und den Zufall, der durch unkorrigierte Mutationen Krebszellen hervorbringen kann, glaubt die Touristin offenbar nicht. Unwissenheit schützte sie ihrer Ansicht nach aber ebenfalls nicht vor der "Strafe", und so entschied sie sich, die Steine zurückzuschicken. Sie landeten beim Direktor des archäologischen Parks von Pompeji, dem deutschen Kulturmanager Gabriel Zuchtriegel.

Dieser antwortete auf der Plattform X (einst Twitter). "Liebe anonyme Absenderin dieses Briefes ... Die Bimssteine sind in Pompeji angekommen ... Nun viel Glück für Ihre Zukunft und 'in bocca al lupo', wie wir in Italien sagen", schrieb Zuchtriegel. Die italienische Phrase ist in etwa mit "Hals- und Beinbruch" zu übersetzen, wortwörtlich wünscht man das Gegenüber "in das Maul des Wolfes" und drückt damit die Hoffnung auf "alles Gute" aus. Auf einem Foto ist nicht nur das "Bekennerinnenschreiben" zu sehen, sondern auch die drei zurückgegebenen Bimssteine.

Momentaufnahmen des Untergangs

Die Assoziation mit der römischen Stadt Pompeji dürfte eigentlich wenig positiv sein, ist sie doch bekannt dafür, durch eine Katastrophe zerstört worden zu sein. Im Jahr 79 brach der Vesuv aus, Asche und Lava begruben die Siedlung unter sich, wobei etwa 2.000 Personen starben. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Stadt wiederentdeckt. Immerhin handelt es sich um einen archäologischen Schatz, da das Leben in der Stadt in den letzten Augenblicken des Untergangs wie eine Momentaufnahme festgehalten ist.

Eine kanadische Touristin hatte 2020 festgehalten, viel aus ihrem Diebstahl von Steinen aus Pompeji gelernt zu haben. "Ich war jung und dumm. Ich wollte ein Stück Geschichte mit nach Hause nehmen und habe dabei nicht bedacht, was genau ich da mitnahm: ein Stück Geschichte, in der sich starke negative Energie versteinert hat", schrieb sie. "Viele Personen sind auf schreckliche Weise umgekommen und ich habe Steine aus dieser verwüsteten Gegend mitgenommen." Der Aberglaube an einen Fluch hat zumindest etwas Gutes: Hin und wieder kehren die gestohlenen Objekte zur Fundstätte zurück. (sic, APA, 12.1.2024)