Klare Verhältnisse bei der deutschen Miteigentümerin der "Kronen Zeitung" und des "Kurier": Bei der Funke Mediengruppe hat die bisherige Mehrheitseigentümerin – Familie Grotkamp – die kompletten Anteile übernommen. Die Funke-Gruppe dürfte Vorkaufsrechte auf die insolvenzbedingt zum Verkauf stehenden Anteile der Signa-Gruppe an einer gemeinsamen Holding haben, die 50 Prozent an der "Krone" und fast 50 Prozent am "Kurier" in Österreich besitzt.

Funke-Verlegerin Julia Becker bei den Österreichischen Medientagen 2022.
Funke-Verlegerin Julia Becker bei den Österreichischen Medientagen 2022.
APA Tobias Steinmaurer

Pläne für Rückzug aus Österreich

Die Funke-Gruppe wollte mit dem Verkauf von Anteilen an die Signa von René Benko ab 2019 in zwei Schritten komplett aus "Krone" und "Kurier" aussteigen. Bedingung Benkos für die Komplettübernahme war allerdings, dass Vorrechte der Miteigentümerfamilie Dichand gegenüber den Mitgesellschaftern fallen. Die Vorrechte überdauerten bisher viele Verfahren. Und nun hat der Sanierungsverwalter der Signa angekündigt, die Medienbeteiligungen zu verwerten. Die Funke-Gruppe dürfte Vorkaufsrechte darauf besitzen. Und wenn Funke die Kontrolle über ihre "Krone"-Anteile abgibt, dann hat die Miteigentümerfamilie Dichand ein Vorkaufsrecht.

Interesse von Dichands und Raiffeisen

Die Mitgesellschafter – Raiffeisen beim "Kurier" und Familie Dichand bei der "Krone" – wollen nach STANDARD-Informationen die Funke-Anteile an den österreichischen Zeitungen übernehmen, wie schon 2018, als ihnen aber Benkos Signa zuvorkam.

Die neuen, klaren Eigentumsverhältnisse bei der Funke-Gruppe könnten einen geordneten Rückzug aus Österreich in Gang bringen – wenn man sich noch mit den österreichischen Interessenten über einen Preis einigt.

Benkos Signa zahlte 80 Millionen für die Hälfte der Anteile an der Funke-Holding für ihre Österreich-Beteiligungen. Für eine Komplettübernahme an der Holding, die je rund 50 Prozent an "Krone" und "Kurier" hält, stellte sie weitere 80 Millionen in Aussicht. Raiffeisen und die Dichands dürften nur einen Bruchteil dieser Summen für die Österreich-Beteiligungen der Funke-Gruppe zu zahlen bereit sein.

Über den Kaufpreis für die nun übernommenen Anteile zweier anderer Familienstämme an der deutschen Mediengruppe Funke mit mehr als einer Milliarde Jahresumsatz wurden keine Angaben gemacht.

Klare Verhältnisse in Essen

Die Funke Mediengruppe liegt jetzt zu 100 Prozent in den Händen der Familie um Petra Grotkamp, teilte der deutsche Medienkonzern mit Sitz in Essen am Freitag mit. Petra Grotkamp ist Tochter von Konzern-Mitgründer Jakob Funke, sie hält die Anteile gemeinsam mit ihren Kindern Julia Becker, Nora Marx und Niklas Wilcke. Julia Becker ist bereits Verlegerin und Vorsitzende des Aufsichtsrats der Funke-Gruppe. Die Familie übernahm schon 2021 die Mehrheit der Funke-Anteile und nun, in der zweiten Stufe, die gesamten Anteile von zwei anderen Familienstämmen.

"Unternehmerische Freiheit"

"Wir sind sehr glücklich, dass wir jetzt ein neues Kapitel für unsere Funke-Mediengruppe aufschlagen", wurde Becker in der Aussendung zitiert. "Für uns als Familie ist es eine große Freude und gleichzeitig Verantwortung, diese unternehmerische Freiheit zu nutzen – um gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unabhängigen Journalismus auch für zukünftige Generationen zu sichern", ließ ihre Schwester Nora Marx verlauten. Bruder Niklas Wilcke will demnach "die nun erlangte unternehmerische Freiheit nutzen, um jetzt noch mehr Geschwindigkeit aufzunehmen für unsere gemeinsame Vision: guten Journalismus für eine offene, informierte Gesellschaft auch im digitalen Zeitalter."

Zur Funke-Gruppe gehören eine Vielzahl von TV- und Yellow-Press-Magazinen von "Hörzu" bis "Bild der Frau" und "Frau im Spiegel" und eine Reihe deutscher Regionalzeitungen wie "Westdeutsche Allgemeine", "Braunschweiger Zeitung" "Hamburger Abendblatt", "Berliner Morgenpost" sowie Radiosender. Einen wesentlichen Teil der Magazine übernahm Funke – teils kreditfinanziert – vom Springer-Konzern. (fid, 12.1.2024)