Fuckhead
Am Donnerstag, 18. 1., startet im Wiener Theater am Werk am Petersplatz die Performance "T Fuckhead & Friends": Didi Bruckmayr (Bildmitte mit Brille) und die Truppe einmal ungewohnt in Kleidung steckend.
Christopher Sturmer

Für Didi Bruckmayr sind die Zeiten möglicherweise noch nicht endgültig vorbei, in denen er nachts nach einer Performance in der Notaufnahme vom Arzt geschimpft wurde. Mit Fleischerhaken in der Brust sollte man nicht irgendwelche obskuren indigenen Initiationsriten im Gedenken an den "Sonnentanz" aus dem Hollywood-Schinken Ein Mann, den sie Pferd nannten mit Richard Harris nachstellen. Nein. Ist lang her, heute muss man als Bleichgesicht zu diesem künstlich herbeigeführten Nahtoderlebnis ohnehin "Body Suspension" sagen, damit da kulturell nichts angeeignet wird.

In der Ankündigung für die nun anstehende 75-stündige Performance von Didi Bruckmayr und seiner ursprünglich Ende der 1980er-Jahre aus Linzer Punk- und Hardcorekreisen kommenden Band Fuckhead unter dem Titel T Fuckhead & Friends im Wiener Theater am Werk am Petersplatz findet sich als einer der zahlreichen Programmpunkte jedenfalls eine "Trepanation". Diese macht nicht nur Notfallärzte hellhörig. Es lässt auch Besitzer des berühmten medizinischen Wörterbuchs Pschyrembel darauf hoffen, dass das damit gemeinte und berühmte gebohrte "Loch im Kopf" hier eher metaphorisch als wörtlich zu nehmen ist.

PICKS

Körperkunst und -modifikation ist heute mit flächendeckend tapezierten Tattoos und diversem in die Körper genieteten Metallzubehör längst in die gesellschaftliche Breite gegangen und zum reinen Ornament oder Statussymbol geworden. Von den 1980er-Jahren herauf galt die Mischung aus fortgeführtem Wiener Aktionismus, Industrial Culture und der damaligen Modern-Primitive-Szene als sehr wohl auch widerständiges Statement gegen eine DIN-A4-Papier- und FFV-15-Gurkennorm-Welt.

Die männliche Komödie

Fuckhead schlossen das grimmige martialische Element dieser immer auch schwer testosteronhaltigen Körperkunst mit ihrer gleichzeitig immer auch ins Lächerliche tendierenden Gockelhaftigkeit kurz. Bei den gern auch nackt, aber am Ende angeschmiert absolvierten Auftritten traf Gaga auf Dada und sagte Aua. Ein alter Albumtitel von Fuckhead und dem sonst auch im elektronischen Tanzmaus-Duo Wipeout beschäftigten Didi Bruckmayr wird auch heute noch praktiziert: The Male Comedy ... Oder der Traum vom kleinen Glück.

Neben brutalem, ans Zahnfleisch gehendem Noise, Techno- und Gabber-Einlagen von Fuckhead und artverwandten Soundperformances von Musikerinnen und Weggefährten wie Gischt, Abu Gabi, Kutin oder Quehenberger setzt man drei Tage lang auf sinnliche Überwältigung und Überlastung. Nächtlichen Exzessen während Tanzvergnügungen stehen frühmorgendliche Meditationen, ein Boxkurs, Kochkunst, Vorträge über Schneckenzucht, Tiefseebergbau und Freizeitchemie sowie "Entspannung, Plünderungen, Exkursionen" auf dem Programm. Wer sich eines Tages daran erinnern wird können, kann sich auf das Ganze einen Reim machen. Zerstören Sie Ihr Kurzzeitgedächtnis! (Christian Schachinger, 16.1.2024)

Theater am Werk am Petersplatz, von Do., 18. 1., 18 Uhr bis So., 21. 1., 21 Uhr